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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Mühlsteinen ihrer Prinzipien manches grobe Korn zu feinem Mehl. Sie gibt sich mit der Ausbesserung alter abgerissener Methoden ab. Sie vervorschuhet abgelaufene Stiefeln, sie flechtet die Löcher in Körben und Stühlen zu, sie wendet Kleider, überzieht abgenuzte Kravatten wieder frisch, sezt in mangelhafte Regenschirme neues Fischbein ein, bügelt die Beulen in alten Hüten wieder auf, kurz sie hat mehr ein Trödelgeschäft, als einen Weltberuf; sie sizt in einer kleinen Schuhflickerbude, nicht auf dem höchsten Berge, von dem man die Welt übersehen kann. So ist es auch schwer, aus der Stellung der Philosophie zum öffentlichen Leben, jezt für sie oder das Leztere ein Prognostikon zu stellen. Wird die Philosophie Antheil haben an der Lösung jener Fragen, mit welchen wir unsere Zeitgenossen beschäftigt sehen? Wird sie die Jrrthümer berichtigen, die Leidenschaften versöhnen, die Jnteressen befriedigen können? Wird die Philosophie die Nebel unserer Befürchtungen zerstreuen? Wird sie den Unterdrückten zum Siege und der Ungerechtigkeit zum Sturze verhelfen? Wird sie die Götzen des politischen und religiösen Aberglaubens stürzen? Wird sie alles das leisten, was ihres Amtes wäre, wenn sie nicht in einem Winkel, sondern auf dem Markte und in der Volksversammlung säße? Nein, die Philosophie ist jezt weder Wettermacher, noch Windfahne mehr; ist sie weiser als früher, so ist sie es auch deßhalb, weil Weisheit die Tugend der Entsagung ist.

Mühlsteinen ihrer Prinzipien manches grobe Korn zu feinem Mehl. Sie gibt sich mit der Ausbesserung alter abgerissener Methoden ab. Sie vervorschuhet abgelaufene Stiefeln, sie flechtet die Löcher in Körben und Stühlen zu, sie wendet Kleider, überzieht abgenuzte Kravatten wieder frisch, sezt in mangelhafte Regenschirme neues Fischbein ein, bügelt die Beulen in alten Hüten wieder auf, kurz sie hat mehr ein Trödelgeschäft, als einen Weltberuf; sie sizt in einer kleinen Schuhflickerbude, nicht auf dem höchsten Berge, von dem man die Welt übersehen kann. So ist es auch schwer, aus der Stellung der Philosophie zum öffentlichen Leben, jezt für sie oder das Leztere ein Prognostikon zu stellen. Wird die Philosophie Antheil haben an der Lösung jener Fragen, mit welchen wir unsere Zeitgenossen beschäftigt sehen? Wird sie die Jrrthümer berichtigen, die Leidenschaften versöhnen, die Jnteressen befriedigen können? Wird die Philosophie die Nebel unserer Befürchtungen zerstreuen? Wird sie den Unterdrückten zum Siege und der Ungerechtigkeit zum Sturze verhelfen? Wird sie die Götzen des politischen und religiösen Aberglaubens stürzen? Wird sie alles das leisten, was ihres Amtes wäre, wenn sie nicht in einem Winkel, sondern auf dem Markte und in der Volksversammlung säße? Nein, die Philosophie ist jezt weder Wettermacher, noch Windfahne mehr; ist sie weiser als früher, so ist sie es auch deßhalb, weil Weisheit die Tugend der Entsagung ist.

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Mühlsteinen ihrer Prinzipien manches grobe Korn zu feinem Mehl. Sie gibt sich mit der Ausbesserung alter abgerissener Methoden ab. Sie vervorschuhet abgelaufene Stiefeln, sie flechtet die Löcher in Körben und Stühlen zu, sie wendet Kleider, überzieht abgenuzte Kravatten wieder frisch, sezt in mangelhafte Regenschirme neues Fischbein ein, bügelt die Beulen in alten Hüten wieder auf, kurz sie hat mehr ein Trödelgeschäft, als einen Weltberuf; sie sizt in einer kleinen Schuhflickerbude, nicht auf dem höchsten Berge, von dem man die Welt übersehen kann. So ist es auch schwer, aus der Stellung der Philosophie zum öffentlichen Leben, jezt für sie oder das Leztere ein Prognostikon zu stellen. Wird die Philosophie Antheil haben an der Lösung jener Fragen, mit welchen wir unsere Zeitgenossen beschäftigt sehen? Wird sie die Jrrthümer berichtigen, die Leidenschaften versöhnen, die Jnteressen befriedigen können? Wird die Philosophie die Nebel unserer Befürchtungen zerstreuen? Wird sie den Unterdrückten zum Siege und der Ungerechtigkeit zum Sturze verhelfen? Wird sie die Götzen des politischen und religiösen Aberglaubens stürzen? Wird sie alles das leisten, was ihres Amtes wäre, wenn sie nicht in einem Winkel, sondern auf dem Markte und in der Volksversammlung säße? Nein, die Philosophie ist jezt weder Wettermacher, noch Windfahne mehr; ist sie weiser als früher, so ist sie es auch deßhalb, weil Weisheit die Tugend der Entsagung ist. </p>
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[365/0367] Mühlsteinen ihrer Prinzipien manches grobe Korn zu feinem Mehl. Sie gibt sich mit der Ausbesserung alter abgerissener Methoden ab. Sie vervorschuhet abgelaufene Stiefeln, sie flechtet die Löcher in Körben und Stühlen zu, sie wendet Kleider, überzieht abgenuzte Kravatten wieder frisch, sezt in mangelhafte Regenschirme neues Fischbein ein, bügelt die Beulen in alten Hüten wieder auf, kurz sie hat mehr ein Trödelgeschäft, als einen Weltberuf; sie sizt in einer kleinen Schuhflickerbude, nicht auf dem höchsten Berge, von dem man die Welt übersehen kann. So ist es auch schwer, aus der Stellung der Philosophie zum öffentlichen Leben, jezt für sie oder das Leztere ein Prognostikon zu stellen. Wird die Philosophie Antheil haben an der Lösung jener Fragen, mit welchen wir unsere Zeitgenossen beschäftigt sehen? Wird sie die Jrrthümer berichtigen, die Leidenschaften versöhnen, die Jnteressen befriedigen können? Wird die Philosophie die Nebel unserer Befürchtungen zerstreuen? Wird sie den Unterdrückten zum Siege und der Ungerechtigkeit zum Sturze verhelfen? Wird sie die Götzen des politischen und religiösen Aberglaubens stürzen? Wird sie alles das leisten, was ihres Amtes wäre, wenn sie nicht in einem Winkel, sondern auf dem Markte und in der Volksversammlung säße? Nein, die Philosophie ist jezt weder Wettermacher, noch Windfahne mehr; ist sie weiser als früher, so ist sie es auch deßhalb, weil Weisheit die Tugend der Entsagung ist.

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/367>, abgerufen am 25.11.2024.