Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.wir in dem gesunden Menschenverstand, in den positiven Jnteressen und leider auch allerdings in den Leidenschaften Faktoren genug. Es ist dies ein sehr denkwürdiges Resultat der neuern Philosophie, daß sie mit den öffentlichen Verhältnissen keine direkte Verbindung mehr unterhält und sich lediglich auf ihre wissenschaftlichen Grenzen beschränkt. Eine Reaktion der Philosophie gegen die gesellschaftliche Sitte hat überhaupt selten stattgefunden. Man kann Rousseaus Maximen, die aus dem Zorn und dem Mißtrauen eines heftigen Gemüthes hervorgingen, nicht eigentlich Philosophie nennen. Eine solche Umwandlung des Lebens in der Familie und der Schule, wie seine Richtung hervorgerufen hat, hat wenigstens die Philosophie nie wieder erreichen können. Da in neuerer Zeit das Jnstitut der Ehe angetastet worden ist und sogar unsere Gewerbe in ein neues System gebracht werden sollten, so ist wieder der Saint Simonismus als Philosophie von so untergeordneter Bedeutung, daß man ihn weit eher für ein neues System der Nationalökonomie als der Metaphysik halten möchte. Die ausschließlich wissenschaftliche Philosophie unserer Tage kömmt demnach in den Sitten fast auf das Gegebene zurück. Die Familie wird als eine der ersten Offenbarungen des gesitteten Lebens anerkannt und auch das Meiste, was aus ihrem Schooße kam, von der Philosophie heilig gesprochen. Die Philosophie kann für Schule und wir in dem gesunden Menschenverstand, in den positiven Jnteressen und leider auch allerdings in den Leidenschaften Faktoren genug. Es ist dies ein sehr denkwürdiges Resultat der neuern Philosophie, daß sie mit den öffentlichen Verhältnissen keine direkte Verbindung mehr unterhält und sich lediglich auf ihre wissenschaftlichen Grenzen beschränkt. Eine Reaktion der Philosophie gegen die gesellschaftliche Sitte hat überhaupt selten stattgefunden. Man kann Rousseaus Maximen, die aus dem Zorn und dem Mißtrauen eines heftigen Gemüthes hervorgingen, nicht eigentlich Philosophie nennen. Eine solche Umwandlung des Lebens in der Familie und der Schule, wie seine Richtung hervorgerufen hat, hat wenigstens die Philosophie nie wieder erreichen können. Da in neuerer Zeit das Jnstitut der Ehe angetastet worden ist und sogar unsere Gewerbe in ein neues System gebracht werden sollten, so ist wieder der Saint Simonismus als Philosophie von so untergeordneter Bedeutung, daß man ihn weit eher für ein neues System der Nationalökonomie als der Metaphysik halten möchte. Die ausschließlich wissenschaftliche Philosophie unserer Tage kömmt demnach in den Sitten fast auf das Gegebene zurück. Die Familie wird als eine der ersten Offenbarungen des gesitteten Lebens anerkannt und auch das Meiste, was aus ihrem Schooße kam, von der Philosophie heilig gesprochen. Die Philosophie kann für Schule und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0361" n="359"/> wir in dem gesunden Menschenverstand, in den positiven Jnteressen und leider auch allerdings in den Leidenschaften Faktoren genug. Es ist dies ein sehr denkwürdiges Resultat der neuern Philosophie, daß sie mit den öffentlichen Verhältnissen keine direkte Verbindung mehr unterhält und sich lediglich auf ihre wissenschaftlichen Grenzen beschränkt. </p> <p>Eine Reaktion der Philosophie gegen die gesellschaftliche Sitte hat überhaupt selten stattgefunden. Man kann <hi rendition="#g">Rousseaus</hi> Maximen, die aus dem Zorn und dem Mißtrauen eines heftigen Gemüthes hervorgingen, nicht eigentlich Philosophie nennen. Eine solche Umwandlung des Lebens in der Familie und der Schule, wie seine Richtung hervorgerufen hat, hat wenigstens die Philosophie nie wieder erreichen können. Da in neuerer Zeit das Jnstitut der Ehe angetastet worden ist und sogar unsere Gewerbe in ein neues System gebracht werden sollten, so ist wieder der Saint Simonismus als Philosophie von so untergeordneter Bedeutung, daß man ihn weit eher für ein neues System der Nationalökonomie als der Metaphysik halten möchte. Die ausschließlich wissenschaftliche Philosophie unserer Tage kömmt demnach in den Sitten fast auf das Gegebene zurück. Die Familie wird als eine der ersten Offenbarungen des gesitteten Lebens anerkannt und auch das Meiste, was aus ihrem Schooße kam, von der Philosophie heilig gesprochen. Die Philosophie kann für Schule und </p> </div> </body> </text> </TEI> [359/0361]
wir in dem gesunden Menschenverstand, in den positiven Jnteressen und leider auch allerdings in den Leidenschaften Faktoren genug. Es ist dies ein sehr denkwürdiges Resultat der neuern Philosophie, daß sie mit den öffentlichen Verhältnissen keine direkte Verbindung mehr unterhält und sich lediglich auf ihre wissenschaftlichen Grenzen beschränkt.
Eine Reaktion der Philosophie gegen die gesellschaftliche Sitte hat überhaupt selten stattgefunden. Man kann Rousseaus Maximen, die aus dem Zorn und dem Mißtrauen eines heftigen Gemüthes hervorgingen, nicht eigentlich Philosophie nennen. Eine solche Umwandlung des Lebens in der Familie und der Schule, wie seine Richtung hervorgerufen hat, hat wenigstens die Philosophie nie wieder erreichen können. Da in neuerer Zeit das Jnstitut der Ehe angetastet worden ist und sogar unsere Gewerbe in ein neues System gebracht werden sollten, so ist wieder der Saint Simonismus als Philosophie von so untergeordneter Bedeutung, daß man ihn weit eher für ein neues System der Nationalökonomie als der Metaphysik halten möchte. Die ausschließlich wissenschaftliche Philosophie unserer Tage kömmt demnach in den Sitten fast auf das Gegebene zurück. Die Familie wird als eine der ersten Offenbarungen des gesitteten Lebens anerkannt und auch das Meiste, was aus ihrem Schooße kam, von der Philosophie heilig gesprochen. Die Philosophie kann für Schule und
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