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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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weil diese niemals zu einem Systeme führen kann und ihr Vorsprung ist es, daß wir das Gefühl einer harmonischen Weltordnung als unmittelbare Thatsache in uns tragen. Darauf fußend beginnt diese Philosophie mit den Begriffen des Seyns, des Daseyns, der Schöpfung, und ist dabei wenigstens ihrer eigenen Versicherung nach so weit entfernt, nur bloß mathematische Formeln geben zu wollen, daß sie vielmehr selbst die Logik zur Metaphysik gemacht hat und in der höchsten Potenz ihres Jdealismus damit endete, daß, wie in Gott, Denken und Gedachtes Eines sey, so auch die ganze Weltordnung, die Ontologie eine Logik im erhabensten Style seyn müsse. Die Materie störte diese kühnen Träume nicht; ob da ein Baum rauscht, ein Fluß sich schäumend von einem Berge stürzt, ob da im Menschen selbst durch Schmerz und Krankheit sich das Gefühl von Seele und Leib, von Leben und Tod, wie eine unwiderrufliche Wahrheit ausspricht; die deutsche Philosophie kümmert dies nichts. Jch bin gleich Jch, bin gleich Nicht-ich; ich, mein Gedanke beherrscht die Welt.

Wenn man in der schottischen und französischen Philosophie, und z. B. in so kläglichen Schematismen, wie sie der Saint Simonismus aufgestellt hat, mit Recht über die Weitläuftigkeit und Schwierigkeit erstaunt, welche diesen Methoden die Materie darbietet, so hat die deutsche Philosophie, die sich vom Fetischdienst der Materie, vom Aberglauben der bloßen Erscheinung

weil diese niemals zu einem Systeme führen kann und ihr Vorsprung ist es, daß wir das Gefühl einer harmonischen Weltordnung als unmittelbare Thatsache in uns tragen. Darauf fußend beginnt diese Philosophie mit den Begriffen des Seyns, des Daseyns, der Schöpfung, und ist dabei wenigstens ihrer eigenen Versicherung nach so weit entfernt, nur bloß mathematische Formeln geben zu wollen, daß sie vielmehr selbst die Logik zur Metaphysik gemacht hat und in der höchsten Potenz ihres Jdealismus damit endete, daß, wie in Gott, Denken und Gedachtes Eines sey, so auch die ganze Weltordnung, die Ontologie eine Logik im erhabensten Style seyn müsse. Die Materie störte diese kühnen Träume nicht; ob da ein Baum rauscht, ein Fluß sich schäumend von einem Berge stürzt, ob da im Menschen selbst durch Schmerz und Krankheit sich das Gefühl von Seele und Leib, von Leben und Tod, wie eine unwiderrufliche Wahrheit ausspricht; die deutsche Philosophie kümmert dies nichts. Jch bin gleich Jch, bin gleich Nicht-ich; ich, mein Gedanke beherrscht die Welt.

Wenn man in der schottischen und französischen Philosophie, und z. B. in so kläglichen Schematismen, wie sie der Saint Simonismus aufgestellt hat, mit Recht über die Weitläuftigkeit und Schwierigkeit erstaunt, welche diesen Methoden die Materie darbietet, so hat die deutsche Philosophie, die sich vom Fetischdienst der Materie, vom Aberglauben der bloßen Erscheinung

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[352/0354] weil diese niemals zu einem Systeme führen kann und ihr Vorsprung ist es, daß wir das Gefühl einer harmonischen Weltordnung als unmittelbare Thatsache in uns tragen. Darauf fußend beginnt diese Philosophie mit den Begriffen des Seyns, des Daseyns, der Schöpfung, und ist dabei wenigstens ihrer eigenen Versicherung nach so weit entfernt, nur bloß mathematische Formeln geben zu wollen, daß sie vielmehr selbst die Logik zur Metaphysik gemacht hat und in der höchsten Potenz ihres Jdealismus damit endete, daß, wie in Gott, Denken und Gedachtes Eines sey, so auch die ganze Weltordnung, die Ontologie eine Logik im erhabensten Style seyn müsse. Die Materie störte diese kühnen Träume nicht; ob da ein Baum rauscht, ein Fluß sich schäumend von einem Berge stürzt, ob da im Menschen selbst durch Schmerz und Krankheit sich das Gefühl von Seele und Leib, von Leben und Tod, wie eine unwiderrufliche Wahrheit ausspricht; die deutsche Philosophie kümmert dies nichts. Jch bin gleich Jch, bin gleich Nicht-ich; ich, mein Gedanke beherrscht die Welt. Wenn man in der schottischen und französischen Philosophie, und z. B. in so kläglichen Schematismen, wie sie der Saint Simonismus aufgestellt hat, mit Recht über die Weitläuftigkeit und Schwierigkeit erstaunt, welche diesen Methoden die Materie darbietet, so hat die deutsche Philosophie, die sich vom Fetischdienst der Materie, vom Aberglauben der bloßen Erscheinung

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/354>, abgerufen am 22.11.2024.