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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Widersprüche auf billige und zurückhaltende Weise zu schlichten sucht.

Die vorzüglichsten Erscheinungen der französischen neuern Philosophie sind Uebertragungen und Modifikationen des schottischen Empirismus. Die Franzosen, ich erinnere an Royer Collard, Jouffroy, Cousin und Andere, konnten sich nicht überwinden, ihrem für das Abstrakte sehr geneigten Geiste das Opfer zu bringen, daß sie die enge Beschränkung, welche die Schotten der Philosophie gegeben hatten, nicht etwas weiter auszudehnen suchten. Sie lüfteten, wenn auch mit behutsamer Hand, den Schleier der Metaphysik und versuchten zu beweisen, daß eine nähere Beschäftigung mit ihr und hier und da ein gefundenes Resultat die Voraussetzungen der schottischen Philosophie durchaus nicht verletze und wohl mit ihnen übereinstimme. So fügte man sich in Frankreich auch nicht der strengen Abscheidung zwischen dem Geist und Körper, sondern gestattet Uebergänge in einander, indem man nur zwischen physischen und intellektuellen Erscheinungen sondert. Von deutscher Philosophie entlehnten die Franzosen den Satz, daß es in unserem Geiste unmittelbare Ueberzeugungen gäbe, die nicht von einer äußern Erfahrung abhingen. Dies sind die kantischen Kategorien, welche die Franzosen aus der Philosophie nicht in die Hypothesensucht der Scholastik verbannt wissen wollen. Einige mystische Tendenzen gehen in Frankreich dieser überwiegenden Richtung

Widersprüche auf billige und zurückhaltende Weise zu schlichten sucht.

Die vorzüglichsten Erscheinungen der französischen neuern Philosophie sind Uebertragungen und Modifikationen des schottischen Empirismus. Die Franzosen, ich erinnere an Royer Collard, Jouffroy, Cousin und Andere, konnten sich nicht überwinden, ihrem für das Abstrakte sehr geneigten Geiste das Opfer zu bringen, daß sie die enge Beschränkung, welche die Schotten der Philosophie gegeben hatten, nicht etwas weiter auszudehnen suchten. Sie lüfteten, wenn auch mit behutsamer Hand, den Schleier der Metaphysik und versuchten zu beweisen, daß eine nähere Beschäftigung mit ihr und hier und da ein gefundenes Resultat die Voraussetzungen der schottischen Philosophie durchaus nicht verletze und wohl mit ihnen übereinstimme. So fügte man sich in Frankreich auch nicht der strengen Abscheidung zwischen dem Geist und Körper, sondern gestattet Uebergänge in einander, indem man nur zwischen physischen und intellektuellen Erscheinungen sondert. Von deutscher Philosophie entlehnten die Franzosen den Satz, daß es in unserem Geiste unmittelbare Ueberzeugungen gäbe, die nicht von einer äußern Erfahrung abhingen. Dies sind die kantischen Kategorien, welche die Franzosen aus der Philosophie nicht in die Hypothesensucht der Scholastik verbannt wissen wollen. Einige mystische Tendenzen gehen in Frankreich dieser überwiegenden Richtung

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[349/0351] Widersprüche auf billige und zurückhaltende Weise zu schlichten sucht. Die vorzüglichsten Erscheinungen der französischen neuern Philosophie sind Uebertragungen und Modifikationen des schottischen Empirismus. Die Franzosen, ich erinnere an Royer Collard, Jouffroy, Cousin und Andere, konnten sich nicht überwinden, ihrem für das Abstrakte sehr geneigten Geiste das Opfer zu bringen, daß sie die enge Beschränkung, welche die Schotten der Philosophie gegeben hatten, nicht etwas weiter auszudehnen suchten. Sie lüfteten, wenn auch mit behutsamer Hand, den Schleier der Metaphysik und versuchten zu beweisen, daß eine nähere Beschäftigung mit ihr und hier und da ein gefundenes Resultat die Voraussetzungen der schottischen Philosophie durchaus nicht verletze und wohl mit ihnen übereinstimme. So fügte man sich in Frankreich auch nicht der strengen Abscheidung zwischen dem Geist und Körper, sondern gestattet Uebergänge in einander, indem man nur zwischen physischen und intellektuellen Erscheinungen sondert. Von deutscher Philosophie entlehnten die Franzosen den Satz, daß es in unserem Geiste unmittelbare Ueberzeugungen gäbe, die nicht von einer äußern Erfahrung abhingen. Dies sind die kantischen Kategorien, welche die Franzosen aus der Philosophie nicht in die Hypothesensucht der Scholastik verbannt wissen wollen. Einige mystische Tendenzen gehen in Frankreich dieser überwiegenden Richtung

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/351>, abgerufen am 25.11.2024.