Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Maximen bekam, so war es doch hauptsächlich Locke, der ihren Ton angegeben hatte, der nicht bloß in der Philosophie ein neues Verfahren schuf, sondern auch, unterstüzt von den umfassendsten Kenntnissen, auf Politik und Gesetzgebung einzuwirken wußte. Montesquieu und Voltaire sind die Schüler seines Geistes. Jn der Richtung, welche die Philosophie damals nahm, in ihrer Einwirkung auf die geoffenbarte Theologie wagte Hume noch mehr als Locke. Dieser hatte nur die Elemente eines Skeptizismus, jener bildete sie vollständig aus. Der große Einfluß, den Locke auf Frankreich gehabt hatte, fiel Hume'n in Deutschland zu. Kant entnahm ihm die Prinzipien seiner berühmten kritischen Methode, denen er mit der Zeit freilich eine andere Richtung gab, als Hume, welcher sich in den Propyläen des Kritizismus erhielt und das Allerheiligste der Ontologie nicht nur für verschlossen erklärte, sondern ganz ohne allen Zugang für eine hohe Mauer ohne Thüre. Der Erfolg der Hume'schen Philosophie war ein endloser Skeptizismus. Die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes waren einmal untersucht, die höhern Untersuchungen über die Wesenheit der Dinge für Täuschungen erklärt und in dieser negativen Art hätte auch wohl die Philosophie aufhören müssen, ferner eine Wissenschaft zu seyn. Es war das Streben der von Reid gestifteten und von Stewart weiter ausgeführten schottischen Schule der Philosophie, ihre Wissenschaftlichkeit Maximen bekam, so war es doch hauptsächlich Locke, der ihren Ton angegeben hatte, der nicht bloß in der Philosophie ein neues Verfahren schuf, sondern auch, unterstüzt von den umfassendsten Kenntnissen, auf Politik und Gesetzgebung einzuwirken wußte. Montesquieu und Voltaire sind die Schüler seines Geistes. Jn der Richtung, welche die Philosophie damals nahm, in ihrer Einwirkung auf die geoffenbarte Theologie wagte Hume noch mehr als Locke. Dieser hatte nur die Elemente eines Skeptizismus, jener bildete sie vollständig aus. Der große Einfluß, den Locke auf Frankreich gehabt hatte, fiel Hume’n in Deutschland zu. Kant entnahm ihm die Prinzipien seiner berühmten kritischen Methode, denen er mit der Zeit freilich eine andere Richtung gab, als Hume, welcher sich in den Propyläen des Kritizismus erhielt und das Allerheiligste der Ontologie nicht nur für verschlossen erklärte, sondern ganz ohne allen Zugang für eine hohe Mauer ohne Thüre. Der Erfolg der Hume’schen Philosophie war ein endloser Skeptizismus. Die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes waren einmal untersucht, die höhern Untersuchungen über die Wesenheit der Dinge für Täuschungen erklärt und in dieser negativen Art hätte auch wohl die Philosophie aufhören müssen, ferner eine Wissenschaft zu seyn. Es war das Streben der von Reid gestifteten und von Stewart weiter ausgeführten schottischen Schule der Philosophie, ihre Wissenschaftlichkeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0348" n="346"/> Maximen bekam, so war es doch hauptsächlich <hi rendition="#g">Locke</hi>, der ihren Ton angegeben hatte, der nicht bloß in der Philosophie ein neues Verfahren schuf, sondern auch, unterstüzt von den umfassendsten Kenntnissen, auf Politik und Gesetzgebung einzuwirken wußte. <hi rendition="#g">Montesquieu</hi> und <hi rendition="#g">Voltaire</hi> sind die Schüler seines Geistes. Jn der Richtung, welche die Philosophie damals nahm, in ihrer Einwirkung auf die geoffenbarte Theologie wagte <hi rendition="#g">Hume</hi> noch mehr als <hi rendition="#g">Locke</hi>. Dieser hatte nur die Elemente eines Skeptizismus, jener bildete sie vollständig aus. Der große Einfluß, den <hi rendition="#g">Locke</hi> auf Frankreich gehabt hatte, fiel <hi rendition="#g">Hume</hi>’n in Deutschland zu. <hi rendition="#g">Kant</hi> entnahm ihm die Prinzipien seiner berühmten kritischen Methode, denen er mit der Zeit freilich eine andere Richtung gab, als <hi rendition="#g">Hume</hi>, welcher sich in den Propyläen des Kritizismus erhielt und das Allerheiligste der Ontologie nicht nur für verschlossen erklärte, sondern ganz ohne allen Zugang für eine hohe Mauer ohne Thüre. Der Erfolg der <hi rendition="#g">Hume</hi>’schen Philosophie war ein endloser Skeptizismus. Die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes waren einmal untersucht, die höhern Untersuchungen über die Wesenheit der Dinge für Täuschungen erklärt und in dieser negativen Art hätte auch wohl die Philosophie aufhören müssen, ferner eine Wissenschaft zu seyn. Es war das Streben der von <hi rendition="#g">Reid</hi> gestifteten und von <hi rendition="#g">Stewart</hi> weiter ausgeführten schottischen Schule der Philosophie, ihre Wissenschaftlichkeit </p> </div> </body> </text> </TEI> [346/0348]
Maximen bekam, so war es doch hauptsächlich Locke, der ihren Ton angegeben hatte, der nicht bloß in der Philosophie ein neues Verfahren schuf, sondern auch, unterstüzt von den umfassendsten Kenntnissen, auf Politik und Gesetzgebung einzuwirken wußte. Montesquieu und Voltaire sind die Schüler seines Geistes. Jn der Richtung, welche die Philosophie damals nahm, in ihrer Einwirkung auf die geoffenbarte Theologie wagte Hume noch mehr als Locke. Dieser hatte nur die Elemente eines Skeptizismus, jener bildete sie vollständig aus. Der große Einfluß, den Locke auf Frankreich gehabt hatte, fiel Hume’n in Deutschland zu. Kant entnahm ihm die Prinzipien seiner berühmten kritischen Methode, denen er mit der Zeit freilich eine andere Richtung gab, als Hume, welcher sich in den Propyläen des Kritizismus erhielt und das Allerheiligste der Ontologie nicht nur für verschlossen erklärte, sondern ganz ohne allen Zugang für eine hohe Mauer ohne Thüre. Der Erfolg der Hume’schen Philosophie war ein endloser Skeptizismus. Die Fähigkeiten des menschlichen Verstandes waren einmal untersucht, die höhern Untersuchungen über die Wesenheit der Dinge für Täuschungen erklärt und in dieser negativen Art hätte auch wohl die Philosophie aufhören müssen, ferner eine Wissenschaft zu seyn. Es war das Streben der von Reid gestifteten und von Stewart weiter ausgeführten schottischen Schule der Philosophie, ihre Wissenschaftlichkeit
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