Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.begegnet uns hier sogleich ein neues, unwiderrufliches Thema der zeitgenössischen Kämpfe, eine Frage, die das Jahrhundert nicht umgehen kann, sondern die es lösen muß. Trennung der Kirche vom Staat - dies ist ein Schiboleth, an dessen historischen Beruf wir um so eher glauben dürfen, als die verschiedensten Parteien es auf ihren Schild geschrieben haben. Mystiker, Rationalisten, Welt- und Staatsmänner vereinigen sich in dem Streben, die Kirche vom Staate, den Staat von der Kirche zu befreien. Die Einen wollen den Staat, die Andern die Kirche sicher stellen; dort soll die Freiheit, hier die Religion gewinnen. Englands politische Entwickelung steuert auf das Ziel hin, die Staatskirche zu vernichten. Die Tories legen den Accent auf Kirche und bereden das Volk, es käme uns* auf den Untergang der Religion an. Wir legen den Nachdruck auf den Staat und wollen die Heiligkeit der Kirche darin um so würdiger gesichert sehen, daß sie sich weltlicher Macht und Würde entkleidet, daß sie sich von der Bundesgenossenschaft mit den Gebrechen unserer Staatsverfassung lossagt und sich weit mehr auf das religiöse Bedürfniß der Menschen, als eine ihr zu Gute gekommene verjährte weltliche Tyrannei stüzt. Es ist ein Knäul von Mißbräuchen, der in Betreff dieser, zur Zeit noch unlösbar scheinenden Frage in einander gewirrt ist; allein * Den Reformern
begegnet uns hier sogleich ein neues, unwiderrufliches Thema der zeitgenössischen Kämpfe, eine Frage, die das Jahrhundert nicht umgehen kann, sondern die es lösen muß. Trennung der Kirche vom Staat – dies ist ein Schiboleth, an dessen historischen Beruf wir um so eher glauben dürfen, als die verschiedensten Parteien es auf ihren Schild geschrieben haben. Mystiker, Rationalisten, Welt- und Staatsmänner vereinigen sich in dem Streben, die Kirche vom Staate, den Staat von der Kirche zu befreien. Die Einen wollen den Staat, die Andern die Kirche sicher stellen; dort soll die Freiheit, hier die Religion gewinnen. Englands politische Entwickelung steuert auf das Ziel hin, die Staatskirche zu vernichten. Die Tories legen den Accent auf Kirche und bereden das Volk, es käme uns* auf den Untergang der Religion an. Wir legen den Nachdruck auf den Staat und wollen die Heiligkeit der Kirche darin um so würdiger gesichert sehen, daß sie sich weltlicher Macht und Würde entkleidet, daß sie sich von der Bundesgenossenschaft mit den Gebrechen unserer Staatsverfassung lossagt und sich weit mehr auf das religiöse Bedürfniß der Menschen, als eine ihr zu Gute gekommene verjährte weltliche Tyrannei stüzt. Es ist ein Knäul von Mißbräuchen, der in Betreff dieser, zur Zeit noch unlösbar scheinenden Frage in einander gewirrt ist; allein * Den Reformern
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begegnet uns hier sogleich ein neues, unwiderrufliches Thema der zeitgenössischen Kämpfe, eine Frage, die das Jahrhundert nicht umgehen kann, sondern die es lösen muß. Trennung der Kirche vom Staat – dies ist ein Schiboleth, an dessen historischen Beruf wir um so eher glauben dürfen, als die verschiedensten Parteien es auf ihren Schild geschrieben haben. Mystiker, Rationalisten, Welt- und Staatsmänner vereinigen sich in dem Streben, die Kirche vom Staate, den Staat von der Kirche zu befreien. Die Einen wollen den Staat, die Andern die Kirche sicher stellen; dort soll die Freiheit, hier die Religion gewinnen.
Englands politische Entwickelung steuert auf das Ziel hin, die Staatskirche zu vernichten. Die Tories legen den Accent auf Kirche und bereden das Volk, es käme uns * auf den Untergang der Religion an. Wir legen den Nachdruck auf den Staat und wollen die Heiligkeit der Kirche darin um so würdiger gesichert sehen, daß sie sich weltlicher Macht und Würde entkleidet, daß sie sich von der Bundesgenossenschaft mit den Gebrechen unserer Staatsverfassung lossagt und sich weit mehr auf das religiöse Bedürfniß der Menschen, als eine ihr zu Gute gekommene verjährte weltliche Tyrannei stüzt. Es ist ein Knäul von Mißbräuchen, der in Betreff dieser, zur Zeit noch unlösbar scheinenden Frage in einander gewirrt ist; allein
* Den Reformern
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