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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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und Blut könne nur durch Blut gesühnt werden; warum ergreift man nicht jenes Mittel, welches in China noch üblich ist, daß sich die überwiesenen Mörder selbst umbringen müssen! Man pflegt zu sagen, daß mancher Verbrecher, der zwischen dem Tod und ewiger Karrenstrafe zu wählen hätte, lieber den erstern wählen würde. Könnte man in diesem Falle die Entscheidung seiner eigenen Freiheit ihm nicht gänzlich selbst überlassen, ihn drei Tage und Nächte mit Mitteln, seine Wahl schnell und sicher auszuführen, verschließen, und nach Ablauf der drei Tage, wo es an Speise und Trank nicht fehlen dürfte, nachsehen, ob man den Elenden zu begraben oder auf die Galeere zu führen habe? So pflegt noch heute der Sultan den Staatsverbrechern stillschweigend nur die seidene Schnur zu schicken, und Nero sogar wußte bei seiner Grausamkeit, wo es ihm an Henkern doch nicht fehlte, doch noch die persönliche Freiheit so zu schätzen, daß er den vermeintlichen Staatsverbrechern andeutete, in so und so viel Tagen müßten sie von der Erde verschwunden seyn. Seneka öffnete sich selbst die Adern, und auch in Athen trank Sokrates, ein vermeintlicher Hochverräther an der Religion und dem Staate, im Genuß seiner persönlichen Freiheit und nur bestimmt, nicht mehr zu seyn, den Schierlingsbecher.

Zu allen Zeiten und bei allen Völkern war man über die Henker in Verlegenheit. Man mußte Sklaven

und Blut könne nur durch Blut gesühnt werden; warum ergreift man nicht jenes Mittel, welches in China noch üblich ist, daß sich die überwiesenen Mörder selbst umbringen müssen! Man pflegt zu sagen, daß mancher Verbrecher, der zwischen dem Tod und ewiger Karrenstrafe zu wählen hätte, lieber den erstern wählen würde. Könnte man in diesem Falle die Entscheidung seiner eigenen Freiheit ihm nicht gänzlich selbst überlassen, ihn drei Tage und Nächte mit Mitteln, seine Wahl schnell und sicher auszuführen, verschließen, und nach Ablauf der drei Tage, wo es an Speise und Trank nicht fehlen dürfte, nachsehen, ob man den Elenden zu begraben oder auf die Galeere zu führen habe? So pflegt noch heute der Sultan den Staatsverbrechern stillschweigend nur die seidene Schnur zu schicken, und Nero sogar wußte bei seiner Grausamkeit, wo es ihm an Henkern doch nicht fehlte, doch noch die persönliche Freiheit so zu schätzen, daß er den vermeintlichen Staatsverbrechern andeutete, in so und so viel Tagen müßten sie von der Erde verschwunden seyn. Seneka öffnete sich selbst die Adern, und auch in Athen trank Sokrates, ein vermeintlicher Hochverräther an der Religion und dem Staate, im Genuß seiner persönlichen Freiheit und nur bestimmt, nicht mehr zu seyn, den Schierlingsbecher.

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[105/0107] und Blut könne nur durch Blut gesühnt werden; warum ergreift man nicht jenes Mittel, welches in China noch üblich ist, daß sich die überwiesenen Mörder selbst umbringen müssen! Man pflegt zu sagen, daß mancher Verbrecher, der zwischen dem Tod und ewiger Karrenstrafe zu wählen hätte, lieber den erstern wählen würde. Könnte man in diesem Falle die Entscheidung seiner eigenen Freiheit ihm nicht gänzlich selbst überlassen, ihn drei Tage und Nächte mit Mitteln, seine Wahl schnell und sicher auszuführen, verschließen, und nach Ablauf der drei Tage, wo es an Speise und Trank nicht fehlen dürfte, nachsehen, ob man den Elenden zu begraben oder auf die Galeere zu führen habe? So pflegt noch heute der Sultan den Staatsverbrechern stillschweigend nur die seidene Schnur zu schicken, und Nero sogar wußte bei seiner Grausamkeit, wo es ihm an Henkern doch nicht fehlte, doch noch die persönliche Freiheit so zu schätzen, daß er den vermeintlichen Staatsverbrechern andeutete, in so und so viel Tagen müßten sie von der Erde verschwunden seyn. Seneka öffnete sich selbst die Adern, und auch in Athen trank Sokrates, ein vermeintlicher Hochverräther an der Religion und dem Staate, im Genuß seiner persönlichen Freiheit und nur bestimmt, nicht mehr zu seyn, den Schierlingsbecher. Zu allen Zeiten und bei allen Völkern war man über die Henker in Verlegenheit. Man mußte Sklaven

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/107>, abgerufen am 25.11.2024.