Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Es wird gekauft, gemiethet, es fehlen nur noch die Ansätze für den Verlobungs- und Hochzeitstag. Man berathet sich darüber, Bubbleton wird bleich, rückt mit dem Stuhl, geht in Zerstreuung fort, kommt den folgenden Tag wieder und sagt, er hätte sich nur seine vergessenen Handschuhe holen wollen. Miß erschrickt, Bubbleton hält nicht mehr Wort, endlich kömmt ein Brief, und die Seifenblase ist zerplatzt. Stürben diese gewöhnlich schon 28jährigen Damen alle, so wie sie es zuerst nicht anders thun zu können vermeinen, so wäre durch Lord Bubbleton schon ein ganzer Kirchhof bevölkert, und man müßte diesem raffinirten Mörder eigner Art einen Prozeß und wo möglich auch einen Strick an den Hals werfen. Genug von ihm! Er ist jetzt in die Vierzig getreten. Er wird so lange wählen, bis sich ihm keine Auswahl mehr darbieten wird. Kehren wir zu den Männern zurück, welche den Einsatz wagen und durch ihre Versuche, etwas für die Vermehrung der Bevölkerung zu thun, dem Zwecke der Geschichte sich zu nähern suchen! Aber für sie selbst ist die Ehe eine unerhebliche Umwandlung. Jhre Geschäfte laufen darüber so fort, wie sie angefangen haben. Werthvoller ist es, an dieser Stelle einige Pinselstriche an dem Bilde einer Dame unsres Jahrhunderts zu wagen, wenn sich auch ergeben sollte, daß plötzlich in unsern Sitten die Tendenz ausgebrochen scheint, die Existenz des Weibes der des vergangenen Jahrhunderts näher zu bringen. Es ist Es wird gekauft, gemiethet, es fehlen nur noch die Ansätze für den Verlobungs- und Hochzeitstag. Man berathet sich darüber, Bubbleton wird bleich, rückt mit dem Stuhl, geht in Zerstreuung fort, kommt den folgenden Tag wieder und sagt, er hätte sich nur seine vergessenen Handschuhe holen wollen. Miß erschrickt, Bubbleton hält nicht mehr Wort, endlich kömmt ein Brief, und die Seifenblase ist zerplatzt. Stürben diese gewöhnlich schon 28jährigen Damen alle, so wie sie es zuerst nicht anders thun zu können vermeinen, so wäre durch Lord Bubbleton schon ein ganzer Kirchhof bevölkert, und man müßte diesem raffinirten Mörder eigner Art einen Prozeß und wo möglich auch einen Strick an den Hals werfen. Genug von ihm! Er ist jetzt in die Vierzig getreten. Er wird so lange wählen, bis sich ihm keine Auswahl mehr darbieten wird. Kehren wir zu den Männern zurück, welche den Einsatz wagen und durch ihre Versuche, etwas für die Vermehrung der Bevölkerung zu thun, dem Zwecke der Geschichte sich zu nähern suchen! Aber für sie selbst ist die Ehe eine unerhebliche Umwandlung. Jhre Geschäfte laufen darüber so fort, wie sie angefangen haben. Werthvoller ist es, an dieser Stelle einige Pinselstriche an dem Bilde einer Dame unsres Jahrhunderts zu wagen, wenn sich auch ergeben sollte, daß plötzlich in unsern Sitten die Tendenz ausgebrochen scheint, die Existenz des Weibes der des vergangenen Jahrhunderts näher zu bringen. Es ist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="41"/> Es wird gekauft, gemiethet, es fehlen nur noch die Ansätze für den Verlobungs- und Hochzeitstag. Man berathet sich darüber, Bubbleton wird bleich, rückt mit dem Stuhl, geht in Zerstreuung fort, kommt den folgenden Tag wieder und sagt, er hätte sich nur seine vergessenen Handschuhe holen wollen. Miß erschrickt, Bubbleton hält nicht mehr Wort, endlich kömmt ein Brief, und die Seifenblase ist zerplatzt. Stürben diese gewöhnlich schon 28jährigen Damen alle, so wie sie es zuerst nicht anders thun zu können vermeinen, so wäre durch Lord Bubbleton schon ein ganzer Kirchhof bevölkert, und man müßte diesem raffinirten Mörder eigner Art einen Prozeß und wo möglich auch einen Strick an den Hals werfen.</p> <p>Genug von ihm! Er ist jetzt in die Vierzig getreten. Er wird so lange wählen, bis sich ihm keine Auswahl mehr darbieten wird. Kehren wir zu den Männern zurück, welche den Einsatz wagen und durch ihre Versuche, etwas für die Vermehrung der Bevölkerung zu thun, dem Zwecke der Geschichte sich zu nähern suchen! Aber für sie selbst ist die Ehe eine unerhebliche Umwandlung. Jhre Geschäfte laufen darüber so fort, wie sie angefangen haben. Werthvoller ist es, an dieser Stelle einige Pinselstriche an dem Bilde einer Dame unsres Jahrhunderts zu wagen, wenn sich auch ergeben sollte, daß plötzlich in unsern Sitten die Tendenz ausgebrochen scheint, die Existenz des Weibes der des vergangenen Jahrhunderts näher zu bringen. Es ist </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0069]
Es wird gekauft, gemiethet, es fehlen nur noch die Ansätze für den Verlobungs- und Hochzeitstag. Man berathet sich darüber, Bubbleton wird bleich, rückt mit dem Stuhl, geht in Zerstreuung fort, kommt den folgenden Tag wieder und sagt, er hätte sich nur seine vergessenen Handschuhe holen wollen. Miß erschrickt, Bubbleton hält nicht mehr Wort, endlich kömmt ein Brief, und die Seifenblase ist zerplatzt. Stürben diese gewöhnlich schon 28jährigen Damen alle, so wie sie es zuerst nicht anders thun zu können vermeinen, so wäre durch Lord Bubbleton schon ein ganzer Kirchhof bevölkert, und man müßte diesem raffinirten Mörder eigner Art einen Prozeß und wo möglich auch einen Strick an den Hals werfen.
Genug von ihm! Er ist jetzt in die Vierzig getreten. Er wird so lange wählen, bis sich ihm keine Auswahl mehr darbieten wird. Kehren wir zu den Männern zurück, welche den Einsatz wagen und durch ihre Versuche, etwas für die Vermehrung der Bevölkerung zu thun, dem Zwecke der Geschichte sich zu nähern suchen! Aber für sie selbst ist die Ehe eine unerhebliche Umwandlung. Jhre Geschäfte laufen darüber so fort, wie sie angefangen haben. Werthvoller ist es, an dieser Stelle einige Pinselstriche an dem Bilde einer Dame unsres Jahrhunderts zu wagen, wenn sich auch ergeben sollte, daß plötzlich in unsern Sitten die Tendenz ausgebrochen scheint, die Existenz des Weibes der des vergangenen Jahrhunderts näher zu bringen. Es ist
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/69 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/69>, abgerufen am 28.07.2024. |