Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.sind: Ein Abonnent; ein Mann ohne Vorurtheile: ein Quidam, Utis, Nemo, Alethophilos und ähnliche Bezeichnungen mehr, die ihm und seinen Freunden dann immer sehr witzig erscheinen. Endlich aber rückt auch die Zeit heran, wo entschieden werden muß, ob Emil unter den Hagestolzen oder den Ehemännern hinfort dienen wird. Jn diese beiden Lager, welche beinahe eine gleiche Anzahl enthalten möchten, theilen sich die Männer unsrer Zeit. Der freiwillige Cölibat scheint den gezwungenen zu verdrängen. Die römischen Geistlichen haben die Aussicht, bald jene Frauen heirathen zu dürfen, welche die Cölibataire verschmähen. Diese Herren heirathen nicht mehr, wie ein großer Theil der Männer auch schon aufgehört hat, zu tanzen. Auf den Bällen bilden die Heirathsfähigen eine große Chaine rings um den Saal herum, und beobachten die unglücklichen Mädchen, welche verurtheilt sind durch die Prüderie der Männer, nur noch mit jungen Menschen von neunzehn Jahren zu tanzen, die gewöhnlich die Brüder ihrer Freundinnen sind und vorher schon engagirt wurden, mit jungen Menschen, die in zehn Jahren erst an das Heirathen denken dürfen, wenn sie überhaupt jemals daran denken. Jch tanze nicht, ich bin zu alt; ein kindisches Vergnügen! So urtheilen die, welche den Kreis ringsherum bilden und ihren Witz erschöpfen, um diejenigen, welche noch unbefangen genug sind, um sich an der alten Tradition der Francaisen, Cotillons und der neuen Erfindung der Walzer und sind: Ein Abonnent; ein Mann ohne Vorurtheile: ein Quidam, Utis, Nemo, Alethophilos und ähnliche Bezeichnungen mehr, die ihm und seinen Freunden dann immer sehr witzig erscheinen. Endlich aber rückt auch die Zeit heran, wo entschieden werden muß, ob Emil unter den Hagestolzen oder den Ehemännern hinfort dienen wird. Jn diese beiden Lager, welche beinahe eine gleiche Anzahl enthalten möchten, theilen sich die Männer unsrer Zeit. Der freiwillige Cölibat scheint den gezwungenen zu verdrängen. Die römischen Geistlichen haben die Aussicht, bald jene Frauen heirathen zu dürfen, welche die Cölibataire verschmähen. Diese Herren heirathen nicht mehr, wie ein großer Theil der Männer auch schon aufgehört hat, zu tanzen. Auf den Bällen bilden die Heirathsfähigen eine große Chaine rings um den Saal herum, und beobachten die unglücklichen Mädchen, welche verurtheilt sind durch die Prüderie der Männer, nur noch mit jungen Menschen von neunzehn Jahren zu tanzen, die gewöhnlich die Brüder ihrer Freundinnen sind und vorher schon engagirt wurden, mit jungen Menschen, die in zehn Jahren erst an das Heirathen denken dürfen, wenn sie überhaupt jemals daran denken. Jch tanze nicht, ich bin zu alt; ein kindisches Vergnügen! So urtheilen die, welche den Kreis ringsherum bilden und ihren Witz erschöpfen, um diejenigen, welche noch unbefangen genug sind, um sich an der alten Tradition der Françaisen, Cotillons und der neuen Erfindung der Walzer und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="32"/> sind: Ein Abonnent; ein Mann ohne Vorurtheile: ein Quidam, Utis, Nemo, Alethophilos und ähnliche Bezeichnungen mehr, die ihm und seinen Freunden dann immer sehr witzig erscheinen.</p> <p>Endlich aber rückt auch die Zeit heran, wo entschieden werden muß, ob Emil unter den Hagestolzen oder den Ehemännern hinfort dienen wird. Jn diese beiden Lager, welche beinahe eine gleiche Anzahl enthalten möchten, theilen sich die Männer unsrer Zeit. Der freiwillige Cölibat scheint den gezwungenen zu verdrängen. Die römischen Geistlichen haben die Aussicht, bald jene Frauen heirathen zu dürfen, welche die Cölibataire verschmähen. Diese Herren heirathen nicht mehr, wie ein großer Theil der Männer auch schon aufgehört hat, zu tanzen. Auf den Bällen bilden die Heirathsfähigen eine große Chaine rings um den Saal herum, und beobachten die unglücklichen Mädchen, welche verurtheilt sind durch die Prüderie der Männer, nur noch mit jungen Menschen von neunzehn Jahren zu tanzen, die gewöhnlich die Brüder ihrer Freundinnen sind und vorher schon engagirt wurden, mit jungen Menschen, die in zehn Jahren erst an das Heirathen denken dürfen, wenn sie überhaupt jemals daran denken. Jch tanze nicht, ich bin zu alt; ein kindisches Vergnügen! So urtheilen die, welche den Kreis ringsherum bilden und ihren Witz erschöpfen, um diejenigen, welche noch unbefangen genug sind, um sich an der alten Tradition der Françaisen, Cotillons und der neuen Erfindung der Walzer und </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0060]
sind: Ein Abonnent; ein Mann ohne Vorurtheile: ein Quidam, Utis, Nemo, Alethophilos und ähnliche Bezeichnungen mehr, die ihm und seinen Freunden dann immer sehr witzig erscheinen.
Endlich aber rückt auch die Zeit heran, wo entschieden werden muß, ob Emil unter den Hagestolzen oder den Ehemännern hinfort dienen wird. Jn diese beiden Lager, welche beinahe eine gleiche Anzahl enthalten möchten, theilen sich die Männer unsrer Zeit. Der freiwillige Cölibat scheint den gezwungenen zu verdrängen. Die römischen Geistlichen haben die Aussicht, bald jene Frauen heirathen zu dürfen, welche die Cölibataire verschmähen. Diese Herren heirathen nicht mehr, wie ein großer Theil der Männer auch schon aufgehört hat, zu tanzen. Auf den Bällen bilden die Heirathsfähigen eine große Chaine rings um den Saal herum, und beobachten die unglücklichen Mädchen, welche verurtheilt sind durch die Prüderie der Männer, nur noch mit jungen Menschen von neunzehn Jahren zu tanzen, die gewöhnlich die Brüder ihrer Freundinnen sind und vorher schon engagirt wurden, mit jungen Menschen, die in zehn Jahren erst an das Heirathen denken dürfen, wenn sie überhaupt jemals daran denken. Jch tanze nicht, ich bin zu alt; ein kindisches Vergnügen! So urtheilen die, welche den Kreis ringsherum bilden und ihren Witz erschöpfen, um diejenigen, welche noch unbefangen genug sind, um sich an der alten Tradition der Françaisen, Cotillons und der neuen Erfindung der Walzer und
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