sie ihm authentische Versicherungen sowohl über "die Schnupftücher, wie über die Speinäpfe der Alten ge- "ben können. Sollte derselbe Gentleman aber in Erfahrung "bringen, daß die Alten ohne Weitres in's Zimmer ge- "spuckt und in die Hand geschneuzt haben, so brächte "denselben keine Bill des Parlaments dahin, ihnen irgend- "wie eine ergebenste Berücksichtigung zu schenken. Das "Nähere auf dem Bureau des Morning Herald von ***"." Jch wurde wegen dieses Jnserats auf ein halb Jahr excludirt, eine Zeit, die ich so gut benutzte, daß ich die spätern Unterrichtsstunden nur für Gelegenheiten zum Schlaf ansah.
Jch kehre endlich zu Emil zurück. Emil soll kein Gelehrter werden, sondern in das Geschäft seines Vaters treten. Emil ist ein wunderliches Wesen geworden. Er hat auf der Schule auch seine Rede gemacht, ist nicht dumm und nicht gescheidt, aber er behauptet sich, wie einen sehr Eingeweihten. Das Beste aber und zugleich Eigenthümliche ist, daß Emil plötzlich an sich die Erziehung beginnt, welche die Eltern an ihm vernachlässigt haben. Sein Kopf wird von einem neuen Enthusiasmus der Abhärtung, Gleichgültigkeit und des männlichen Sinnes beherrscht. Er steht um fünf Uhr auf. Er kauft sich eine Weckeruhr, um die Zeit nicht zu verschlafen. Er liest Byron, Moore, Shelley, es wird licht in seinem Haupte; wenn man nachsieht, wird man an der
sie ihm authentische Versicherungen sowohl über "die Schnupftücher, wie über die Speinäpfe der Alten ge- "ben können. Sollte derselbe Gentleman aber in Erfahrung "bringen, daß die Alten ohne Weitres in’s Zimmer ge- "spuckt und in die Hand geschneuzt haben, so brächte "denselben keine Bill des Parlaments dahin, ihnen irgend- "wie eine ergebenste Berücksichtigung zu schenken. Das "Nähere auf dem Bureau des Morning Herald von ***".“ Jch wurde wegen dieses Jnserats auf ein halb Jahr excludirt, eine Zeit, die ich so gut benutzte, daß ich die spätern Unterrichtsstunden nur für Gelegenheiten zum Schlaf ansah.
Jch kehre endlich zu Emil zurück. Emil soll kein Gelehrter werden, sondern in das Geschäft seines Vaters treten. Emil ist ein wunderliches Wesen geworden. Er hat auf der Schule auch seine Rede gemacht, ist nicht dumm und nicht gescheidt, aber er behauptet sich, wie einen sehr Eingeweihten. Das Beste aber und zugleich Eigenthümliche ist, daß Emil plötzlich an sich die Erziehung beginnt, welche die Eltern an ihm vernachlässigt haben. Sein Kopf wird von einem neuen Enthusiasmus der Abhärtung, Gleichgültigkeit und des männlichen Sinnes beherrscht. Er steht um fünf Uhr auf. Er kauft sich eine Weckeruhr, um die Zeit nicht zu verschlafen. Er liest Byron, Moore, Shelley, es wird licht in seinem Haupte; wenn man nachsieht, wird man an der
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sie ihm authentische Versicherungen sowohl über
"die Schnupftücher, wie über die Speinäpfe der Alten ge-
"ben können. Sollte derselbe Gentleman aber in Erfahrung
"bringen, daß die Alten ohne Weitres in’s Zimmer ge-
"spuckt und in die Hand geschneuzt haben, so brächte
"denselben keine Bill des Parlaments dahin, ihnen irgend-
"wie eine ergebenste Berücksichtigung zu schenken. Das
"Nähere auf dem Bureau des Morning Herald von ***".“ Jch wurde wegen dieses Jnserats auf ein halb Jahr excludirt, eine Zeit, die ich so gut benutzte, daß ich die spätern Unterrichtsstunden nur für Gelegenheiten zum Schlaf ansah.
Jch kehre endlich zu Emil zurück. Emil soll kein Gelehrter werden, sondern in das Geschäft seines Vaters treten. Emil ist ein wunderliches Wesen geworden. Er hat auf der Schule auch seine Rede gemacht, ist nicht dumm und nicht gescheidt, aber er behauptet sich, wie einen sehr Eingeweihten. Das Beste aber und zugleich Eigenthümliche ist, daß Emil plötzlich an sich die Erziehung beginnt, welche die Eltern an ihm vernachlässigt haben. Sein Kopf wird von einem neuen Enthusiasmus der Abhärtung, Gleichgültigkeit und des männlichen Sinnes beherrscht. Er steht um fünf Uhr auf. Er kauft sich eine Weckeruhr, um die Zeit nicht zu verschlafen. Er liest Byron, Moore, Shelley, es wird licht in seinem Haupte; wenn man nachsieht, wird man an der
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Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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