Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.sie zur Schau stellen. Jch habe edle und gesunde Naturen bemerkt, die sich von der Tyrannei der Albernheit und des modischen Wahnsinnes knechten ließen und in dem Gewirr von krankhaften Meinungen und Manieren wie der frischste und gesundeste Widerspruch steckten. Ein wunderlicher Narr war der junge Mann freilich. Er war reich und darbte aus Gourmandise. Er war blühend gesund und gab vor, an einem innern Fehler zu leiden. Er röchelte wie ein Sterbender, wobei man deutlich sah, wie viel Kunst es ihm kostete, eine solche Natur zu affektiren. Er gab vor, sich vor dem dreißigsten Jahre nicht verheirathen zu wollen, weil er erst die Krisis seiner wankenden Gesundheit abwarten wollte und sehen müßte, ob der in seinem Körper steckende schwindsüchtige Keim die Oberhand gewinnen würde. Einen großen Theil dieser Thorheiten benutzte Macready auch nur, um von sich die Bewerbungen meiner Schwester abzuhalten, die, ich gestehe es mit Schamröthe, alle Vorstellung übertrafen. Jch konnte anfangs in dieser vielleicht schon Jahre lang währenden Verwicklung nicht klar sehen, bis endlich die Katastrophe hereinbricht, die beweinenswerth genug ist. Heute Morgen vermissen wir Felicia und Lettice. Auch Hilary ist nirgends zu finden. Das ganze Haus ist in Allarm. Meine Schwester will sich in die Themse stürzen. Jch will zu meinem Bruder laufen und seine Hülfe anrufen ..... Am Abend desselben Tages. Mein Bruder ist ein Ungeheuer. Er hat mit seinem sie zur Schau stellen. Jch habe edle und gesunde Naturen bemerkt, die sich von der Tyrannei der Albernheit und des modischen Wahnsinnes knechten ließen und in dem Gewirr von krankhaften Meinungen und Manieren wie der frischste und gesundeste Widerspruch steckten. Ein wunderlicher Narr war der junge Mann freilich. Er war reich und darbte aus Gourmandise. Er war blühend gesund und gab vor, an einem innern Fehler zu leiden. Er röchelte wie ein Sterbender, wobei man deutlich sah, wie viel Kunst es ihm kostete, eine solche Natur zu affektiren. Er gab vor, sich vor dem dreißigsten Jahre nicht verheirathen zu wollen, weil er erst die Krisis seiner wankenden Gesundheit abwarten wollte und sehen müßte, ob der in seinem Körper steckende schwindsüchtige Keim die Oberhand gewinnen würde. Einen großen Theil dieser Thorheiten benutzte Macready auch nur, um von sich die Bewerbungen meiner Schwester abzuhalten, die, ich gestehe es mit Schamröthe, alle Vorstellung übertrafen. Jch konnte anfangs in dieser vielleicht schon Jahre lang währenden Verwicklung nicht klar sehen, bis endlich die Katastrophe hereinbricht, die beweinenswerth genug ist. Heute Morgen vermissen wir Felicia und Lettice. Auch Hilary ist nirgends zu finden. Das ganze Haus ist in Allarm. Meine Schwester will sich in die Themse stürzen. Jch will zu meinem Bruder laufen und seine Hülfe anrufen ..... Am Abend desselben Tages. Mein Bruder ist ein Ungeheuer. Er hat mit seinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0495" n="467"/> sie zur Schau stellen. Jch habe edle und gesunde Naturen bemerkt, die sich von der Tyrannei der Albernheit und des modischen Wahnsinnes knechten ließen und in dem Gewirr von krankhaften Meinungen und Manieren wie der frischste und gesundeste Widerspruch steckten. Ein wunderlicher Narr war der junge Mann freilich. Er war reich und darbte aus Gourmandise. Er war blühend gesund und gab vor, an einem innern Fehler zu leiden. Er röchelte wie ein Sterbender, wobei man deutlich sah, wie viel Kunst es ihm kostete, eine solche Natur zu affektiren. Er gab vor, sich vor dem dreißigsten Jahre nicht verheirathen zu wollen, weil er erst die Krisis seiner wankenden Gesundheit abwarten wollte und sehen müßte, ob der in seinem Körper steckende schwindsüchtige Keim die Oberhand gewinnen würde. Einen großen Theil dieser Thorheiten benutzte Macready auch nur, um von sich die Bewerbungen meiner Schwester abzuhalten, die, ich gestehe es mit Schamröthe, alle Vorstellung übertrafen. Jch konnte anfangs in dieser vielleicht schon Jahre lang währenden Verwicklung nicht klar sehen, bis endlich die Katastrophe hereinbricht, die beweinenswerth genug ist. Heute Morgen vermissen wir Felicia und Lettice. Auch Hilary ist nirgends zu finden. Das ganze Haus ist in Allarm. Meine Schwester will sich in die Themse stürzen. Jch will zu meinem Bruder laufen und seine Hülfe anrufen .....</p> <p rendition="#right"> <hi rendition="#g">Am Abend desselben Tages.</hi> </p> <p>Mein Bruder ist ein Ungeheuer. Er hat mit seinem </p> </div> </body> </text> </TEI> [467/0495]
sie zur Schau stellen. Jch habe edle und gesunde Naturen bemerkt, die sich von der Tyrannei der Albernheit und des modischen Wahnsinnes knechten ließen und in dem Gewirr von krankhaften Meinungen und Manieren wie der frischste und gesundeste Widerspruch steckten. Ein wunderlicher Narr war der junge Mann freilich. Er war reich und darbte aus Gourmandise. Er war blühend gesund und gab vor, an einem innern Fehler zu leiden. Er röchelte wie ein Sterbender, wobei man deutlich sah, wie viel Kunst es ihm kostete, eine solche Natur zu affektiren. Er gab vor, sich vor dem dreißigsten Jahre nicht verheirathen zu wollen, weil er erst die Krisis seiner wankenden Gesundheit abwarten wollte und sehen müßte, ob der in seinem Körper steckende schwindsüchtige Keim die Oberhand gewinnen würde. Einen großen Theil dieser Thorheiten benutzte Macready auch nur, um von sich die Bewerbungen meiner Schwester abzuhalten, die, ich gestehe es mit Schamröthe, alle Vorstellung übertrafen. Jch konnte anfangs in dieser vielleicht schon Jahre lang währenden Verwicklung nicht klar sehen, bis endlich die Katastrophe hereinbricht, die beweinenswerth genug ist. Heute Morgen vermissen wir Felicia und Lettice. Auch Hilary ist nirgends zu finden. Das ganze Haus ist in Allarm. Meine Schwester will sich in die Themse stürzen. Jch will zu meinem Bruder laufen und seine Hülfe anrufen .....
Am Abend desselben Tages.
Mein Bruder ist ein Ungeheuer. Er hat mit seinem
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