Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.warmem Wasser, sondern von der frischen und klaren Quelle der Natur bespülen zu lassen. Jch bin durch langes Erproben meines ungesunden Körpers endlich dahin gekommen, daß ich den Gebrauch des kalten Wassers für die heilsamste Arznei halte, die man aus der Hand der Natur, eines bessern Arztes, als die Medicin, nur erhalten kann. Wie du mich hier siehst, liebe Schwester, leb' ich nur vom Wasser. Des Morgens, so wie ich aufstehe, nehme ich eine allgemeine Waschung meines splitternackten Körpers vor. Jch lasse mich von meinem Bedienten mit einer eignen Vorrichtung bespritzen, die mir mein ingenieuser Verstand eingegeben hat. Jch habe nämlich eine Gießkanne zu diesem Zweck so aufgehängt und mit Wasser gefüllt, daß ich nackt in einem hölzernen Gefäße stehend, mich nur zu drehen und zu wenden brauche, um beständig von einem sanftkühlenden Sprudel erfrischt zu werden. Je mehr sich der Mensch dem Pflanzenleben nähert und sich wie von Gärtnershand pflegen läßt, desto besser gedeiht er. Während dieser Erquickung meines äußern Menschen trink ich innerlich zwei Quart gut filtrirten, aber von der Quelle kommenden Wassers. Nach diesem Vorschmack und Morgenimbiß geh' ich wiedergeborner Mensch hinaus in eine Badanstalt der Themse. Es würde bei weitem nicht der Zweck so gut erreicht werden, wenn ich mich gleich mit dem nüchternen Körper in den Fluß würfe. Die mit der ersten Morgenbegießung geöffneten Poren sind dann weit bereitwilliger, die Heilkraft eines vollständigen warmem Wasser, sondern von der frischen und klaren Quelle der Natur bespülen zu lassen. Jch bin durch langes Erproben meines ungesunden Körpers endlich dahin gekommen, daß ich den Gebrauch des kalten Wassers für die heilsamste Arznei halte, die man aus der Hand der Natur, eines bessern Arztes, als die Medicin, nur erhalten kann. Wie du mich hier siehst, liebe Schwester, leb’ ich nur vom Wasser. Des Morgens, so wie ich aufstehe, nehme ich eine allgemeine Waschung meines splitternackten Körpers vor. Jch lasse mich von meinem Bedienten mit einer eignen Vorrichtung bespritzen, die mir mein ingenieuser Verstand eingegeben hat. Jch habe nämlich eine Gießkanne zu diesem Zweck so aufgehängt und mit Wasser gefüllt, daß ich nackt in einem hölzernen Gefäße stehend, mich nur zu drehen und zu wenden brauche, um beständig von einem sanftkühlenden Sprudel erfrischt zu werden. Je mehr sich der Mensch dem Pflanzenleben nähert und sich wie von Gärtnershand pflegen läßt, desto besser gedeiht er. Während dieser Erquickung meines äußern Menschen trink ich innerlich zwei Quart gut filtrirten, aber von der Quelle kommenden Wassers. Nach diesem Vorschmack und Morgenimbiß geh’ ich wiedergeborner Mensch hinaus in eine Badanstalt der Themse. Es würde bei weitem nicht der Zweck so gut erreicht werden, wenn ich mich gleich mit dem nüchternen Körper in den Fluß würfe. Die mit der ersten Morgenbegießung geöffneten Poren sind dann weit bereitwilliger, die Heilkraft eines vollständigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0478" n="450"/> warmem Wasser, sondern von der frischen und klaren Quelle der Natur bespülen zu lassen. Jch bin durch langes Erproben meines ungesunden Körpers endlich dahin gekommen, daß ich den Gebrauch des kalten Wassers für die heilsamste Arznei halte, die man aus der Hand der Natur, eines bessern Arztes, als die Medicin, nur erhalten kann. Wie du mich hier siehst, liebe Schwester, leb’ ich nur vom Wasser. Des Morgens, so wie ich aufstehe, nehme ich eine allgemeine Waschung meines splitternackten Körpers vor. Jch lasse mich von meinem Bedienten mit einer eignen Vorrichtung bespritzen, die mir mein ingenieuser Verstand eingegeben hat. Jch habe nämlich eine Gießkanne zu diesem Zweck so aufgehängt und mit Wasser gefüllt, daß ich nackt in einem hölzernen Gefäße stehend, mich nur zu drehen und zu wenden brauche, um beständig von einem sanftkühlenden Sprudel erfrischt zu werden. Je mehr sich der Mensch dem Pflanzenleben nähert und sich wie von Gärtnershand pflegen läßt, desto besser gedeiht er. Während dieser Erquickung meines äußern Menschen trink ich innerlich zwei Quart gut filtrirten, aber von der Quelle kommenden Wassers. Nach diesem Vorschmack und Morgenimbiß geh’ ich wiedergeborner Mensch hinaus in eine Badanstalt der Themse. Es würde bei weitem nicht der Zweck so gut erreicht werden, wenn ich mich gleich mit dem nüchternen Körper in den Fluß würfe. Die mit der ersten Morgenbegießung geöffneten Poren sind dann weit bereitwilliger, die Heilkraft eines vollständigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [450/0478]
warmem Wasser, sondern von der frischen und klaren Quelle der Natur bespülen zu lassen. Jch bin durch langes Erproben meines ungesunden Körpers endlich dahin gekommen, daß ich den Gebrauch des kalten Wassers für die heilsamste Arznei halte, die man aus der Hand der Natur, eines bessern Arztes, als die Medicin, nur erhalten kann. Wie du mich hier siehst, liebe Schwester, leb’ ich nur vom Wasser. Des Morgens, so wie ich aufstehe, nehme ich eine allgemeine Waschung meines splitternackten Körpers vor. Jch lasse mich von meinem Bedienten mit einer eignen Vorrichtung bespritzen, die mir mein ingenieuser Verstand eingegeben hat. Jch habe nämlich eine Gießkanne zu diesem Zweck so aufgehängt und mit Wasser gefüllt, daß ich nackt in einem hölzernen Gefäße stehend, mich nur zu drehen und zu wenden brauche, um beständig von einem sanftkühlenden Sprudel erfrischt zu werden. Je mehr sich der Mensch dem Pflanzenleben nähert und sich wie von Gärtnershand pflegen läßt, desto besser gedeiht er. Während dieser Erquickung meines äußern Menschen trink ich innerlich zwei Quart gut filtrirten, aber von der Quelle kommenden Wassers. Nach diesem Vorschmack und Morgenimbiß geh’ ich wiedergeborner Mensch hinaus in eine Badanstalt der Themse. Es würde bei weitem nicht der Zweck so gut erreicht werden, wenn ich mich gleich mit dem nüchternen Körper in den Fluß würfe. Die mit der ersten Morgenbegießung geöffneten Poren sind dann weit bereitwilliger, die Heilkraft eines vollständigen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/478>, abgerufen am 16.02.2025. |