Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.a la Hamilton oder Jacotot, über Humanismus und Realismus wimmelt es von Gemeinplätzen. Wir haben oben einige Lehrerbiographien entworfen; man kann sich denken, wie die Gedanken durchwässert werden müssen, ehe sie den Verdauungswerkzeugen jener unerzogenen Erzieher angemessen werden. Ja selbst was über die Universitäten gesagt ist, ist so allgemein zugestanden worden, daß man es nicht gern wiederholen mag, so nöthig es in England wäre. Meine Ansichten über diesen Gegenstand hab' ich deutlich genug ausgesprochen. Jch mag sie hier nicht wiederholen. Frankreich betreffend, so hat ja dieß schöne aber schlecht unterrichtete Land jetzt die Schulmeister sogar am Staatsruder sitzen. Wenn da nicht endlich das Schulwesen eine bessere Gestalt gewinnt, dann dürft' es wohl ewig brach liegen. Aber die Herren fangen immer an und kommen nie zu einem Ziele. Herr Guizot bringt alle Augenblicke den Secundärunterricht auf das Tapet, Herr Cousin bereist Holland und Deutschland und doch erfährt man nichts von ihnen, als daß sie einige glänzende Reden von der Tribüne halten, oder einige Artikel in den Revuen schreiben, die sie später als Brochüren sammeln. Herr Guizot hat eine ganze Cotterie von Unterlehrern um sich, die sich sehr gut bewähren könnten in Südfrankreich, in der Normandie, in der Vendee, überall wo der Elementarunterricht einer Reorganisation bedürfte; allein er benutzt sie lieber dazu, daß sie ihm seine Journale redigiren. Jch will nicht in Abrede stellen, daß die von den à la Hamilton oder Jacotot, über Humanismus und Realismus wimmelt es von Gemeinplätzen. Wir haben oben einige Lehrerbiographien entworfen; man kann sich denken, wie die Gedanken durchwässert werden müssen, ehe sie den Verdauungswerkzeugen jener unerzogenen Erzieher angemessen werden. Ja selbst was über die Universitäten gesagt ist, ist so allgemein zugestanden worden, daß man es nicht gern wiederholen mag, so nöthig es in England wäre. Meine Ansichten über diesen Gegenstand hab’ ich deutlich genug ausgesprochen. Jch mag sie hier nicht wiederholen. Frankreich betreffend, so hat ja dieß schöne aber schlecht unterrichtete Land jetzt die Schulmeister sogar am Staatsruder sitzen. Wenn da nicht endlich das Schulwesen eine bessere Gestalt gewinnt, dann dürft’ es wohl ewig brach liegen. Aber die Herren fangen immer an und kommen nie zu einem Ziele. Herr Guizot bringt alle Augenblicke den Secundärunterricht auf das Tapet, Herr Cousin bereist Holland und Deutschland und doch erfährt man nichts von ihnen, als daß sie einige glänzende Reden von der Tribüne halten, oder einige Artikel in den Revuen schreiben, die sie später als Brochüren sammeln. Herr Guizot hat eine ganze Cotterie von Unterlehrern um sich, die sich sehr gut bewähren könnten in Südfrankreich, in der Normandie, in der Vendee, überall wo der Elementarunterricht einer Reorganisation bedürfte; allein er benutzt sie lieber dazu, daß sie ihm seine Journale redigiren. Jch will nicht in Abrede stellen, daß die von den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0434" n="406"/><hi rendition="#aq">à la</hi> Hamilton oder Jacotot, über Humanismus und Realismus wimmelt es von Gemeinplätzen. Wir haben oben einige Lehrerbiographien entworfen; man kann sich denken, wie die Gedanken durchwässert werden müssen, ehe sie den Verdauungswerkzeugen jener unerzogenen Erzieher angemessen werden. Ja selbst was über die Universitäten gesagt ist, ist so allgemein zugestanden worden, daß man es nicht gern wiederholen mag, so nöthig es in England wäre. Meine Ansichten über diesen Gegenstand hab’ ich deutlich genug ausgesprochen. Jch mag sie hier nicht wiederholen. Frankreich betreffend, so hat ja dieß schöne aber schlecht unterrichtete Land jetzt die Schulmeister sogar am Staatsruder sitzen. Wenn da nicht endlich das Schulwesen eine bessere Gestalt gewinnt, dann dürft’ es wohl ewig brach liegen. Aber die Herren fangen immer an und kommen nie zu einem Ziele. Herr Guizot bringt alle Augenblicke den Secundärunterricht auf das Tapet, Herr Cousin bereist Holland und Deutschland und doch erfährt man nichts von ihnen, als daß sie einige glänzende Reden von der Tribüne halten, oder einige Artikel in den Revuen schreiben, die sie später als Brochüren sammeln. Herr Guizot hat eine ganze Cotterie von Unterlehrern um sich, die sich sehr gut bewähren könnten in Südfrankreich, in der Normandie, in der Vendee, überall wo der Elementarunterricht einer Reorganisation bedürfte; allein er benutzt sie lieber dazu, daß sie ihm seine Journale redigiren. Jch will nicht in Abrede stellen, daß die von den </p> </div> </body> </text> </TEI> [406/0434]
à la Hamilton oder Jacotot, über Humanismus und Realismus wimmelt es von Gemeinplätzen. Wir haben oben einige Lehrerbiographien entworfen; man kann sich denken, wie die Gedanken durchwässert werden müssen, ehe sie den Verdauungswerkzeugen jener unerzogenen Erzieher angemessen werden. Ja selbst was über die Universitäten gesagt ist, ist so allgemein zugestanden worden, daß man es nicht gern wiederholen mag, so nöthig es in England wäre. Meine Ansichten über diesen Gegenstand hab’ ich deutlich genug ausgesprochen. Jch mag sie hier nicht wiederholen. Frankreich betreffend, so hat ja dieß schöne aber schlecht unterrichtete Land jetzt die Schulmeister sogar am Staatsruder sitzen. Wenn da nicht endlich das Schulwesen eine bessere Gestalt gewinnt, dann dürft’ es wohl ewig brach liegen. Aber die Herren fangen immer an und kommen nie zu einem Ziele. Herr Guizot bringt alle Augenblicke den Secundärunterricht auf das Tapet, Herr Cousin bereist Holland und Deutschland und doch erfährt man nichts von ihnen, als daß sie einige glänzende Reden von der Tribüne halten, oder einige Artikel in den Revuen schreiben, die sie später als Brochüren sammeln. Herr Guizot hat eine ganze Cotterie von Unterlehrern um sich, die sich sehr gut bewähren könnten in Südfrankreich, in der Normandie, in der Vendee, überall wo der Elementarunterricht einer Reorganisation bedürfte; allein er benutzt sie lieber dazu, daß sie ihm seine Journale redigiren. Jch will nicht in Abrede stellen, daß die von den
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