Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.ordentlich durch das Portfolio kompromittirt, auf eine imposante Trägheit jetzt beschränken will. Sie verläßt sich auf den Schwerpunkt der Größe, welche sie repräsentirt; sie scheint auch nicht einmal die Absicht zu haben, jene andere Politik zu verfolgen, welche sich an den Namen Metternichs anknüpft, und zu welcher sie auch weit weniger Veranlassung hat, da sie zwar wie Oesterreich von konservativen Principien abhängig ist, aber darum noch nicht die Ueberhandnahme der Demokratie allzusehr zu fürchten braucht. Oesterreich hat eine Diplomatie, die entschieden in zwei Theile getheilt ist, in höhere Politik und in Polizei. Die Umstände, die hiebei obwalten, sind sehr eigenthümlicher Natur; da sie bis jetzt zum Theil noch unbekannt blieben, so mag hier ein Versuch über den allerdings dunklen und mehr auf die Divination verwiesenen Gegenstand folgen. Es kann Staatsmänner geben, welche weit aristokratischer denken als der Fürst Metternich, Staatsmänner, welche aus dem Systeme des Widerstandes eine Leidenschaft machen; allein unübertroffen bleibt Metternich in der Consequenz seiner Bestrebungen und namentlich in den Begriffen vom Gegentheil derselben. Man hat oft gefragt, ob wohl Metternich von seinem Systeme überzeugt wäre und hat damit sagen wollen, ob er es vor Gott und vor seinem eignen Verstande verantworten könne. Wir glauben, daß Metternich fest davon überzeugt ist, sein System könne im Felde der innern Politik durch kein schicklicheres ersetzt werden. Das Maß von ordentlich durch das Portfolio kompromittirt, auf eine imposante Trägheit jetzt beschränken will. Sie verläßt sich auf den Schwerpunkt der Größe, welche sie repräsentirt; sie scheint auch nicht einmal die Absicht zu haben, jene andere Politik zu verfolgen, welche sich an den Namen Metternichs anknüpft, und zu welcher sie auch weit weniger Veranlassung hat, da sie zwar wie Oesterreich von konservativen Principien abhängig ist, aber darum noch nicht die Ueberhandnahme der Demokratie allzusehr zu fürchten braucht. Oesterreich hat eine Diplomatie, die entschieden in zwei Theile getheilt ist, in höhere Politik und in Polizei. Die Umstände, die hiebei obwalten, sind sehr eigenthümlicher Natur; da sie bis jetzt zum Theil noch unbekannt blieben, so mag hier ein Versuch über den allerdings dunklen und mehr auf die Divination verwiesenen Gegenstand folgen. Es kann Staatsmänner geben, welche weit aristokratischer denken als der Fürst Metternich, Staatsmänner, welche aus dem Systeme des Widerstandes eine Leidenschaft machen; allein unübertroffen bleibt Metternich in der Consequenz seiner Bestrebungen und namentlich in den Begriffen vom Gegentheil derselben. Man hat oft gefragt, ob wohl Metternich von seinem Systeme überzeugt wäre und hat damit sagen wollen, ob er es vor Gott und vor seinem eignen Verstande verantworten könne. Wir glauben, daß Metternich fest davon überzeugt ist, sein System könne im Felde der innern Politik durch kein schicklicheres ersetzt werden. Das Maß von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0362" n="334"/> ordentlich durch das Portfolio kompromittirt, auf eine imposante Trägheit jetzt beschränken will. Sie verläßt sich auf den Schwerpunkt der Größe, welche sie repräsentirt; sie scheint auch nicht einmal die Absicht zu haben, jene andere Politik zu verfolgen, welche sich an den Namen Metternichs anknüpft, und zu welcher sie auch weit weniger Veranlassung hat, da sie zwar wie Oesterreich von konservativen Principien abhängig ist, aber darum noch nicht die Ueberhandnahme der Demokratie allzusehr zu fürchten braucht. Oesterreich hat eine Diplomatie, die entschieden in zwei Theile getheilt ist, in höhere Politik und in Polizei. Die Umstände, die hiebei obwalten, sind sehr eigenthümlicher Natur; da sie bis jetzt zum Theil noch unbekannt blieben, so mag hier ein Versuch über den allerdings dunklen und mehr auf die Divination verwiesenen Gegenstand folgen.</p> <p>Es kann Staatsmänner geben, welche weit aristokratischer denken als der Fürst Metternich, Staatsmänner, welche aus dem Systeme des Widerstandes eine Leidenschaft machen; allein unübertroffen bleibt Metternich in der Consequenz seiner Bestrebungen und namentlich in den Begriffen vom Gegentheil derselben. Man hat oft gefragt, ob wohl Metternich von seinem Systeme überzeugt wäre und hat damit sagen wollen, ob er es vor Gott und vor seinem eignen Verstande verantworten könne. Wir glauben, daß Metternich fest davon überzeugt ist, sein System könne im Felde der innern Politik durch kein schicklicheres ersetzt werden. Das Maß von </p> </div> </body> </text> </TEI> [334/0362]
ordentlich durch das Portfolio kompromittirt, auf eine imposante Trägheit jetzt beschränken will. Sie verläßt sich auf den Schwerpunkt der Größe, welche sie repräsentirt; sie scheint auch nicht einmal die Absicht zu haben, jene andere Politik zu verfolgen, welche sich an den Namen Metternichs anknüpft, und zu welcher sie auch weit weniger Veranlassung hat, da sie zwar wie Oesterreich von konservativen Principien abhängig ist, aber darum noch nicht die Ueberhandnahme der Demokratie allzusehr zu fürchten braucht. Oesterreich hat eine Diplomatie, die entschieden in zwei Theile getheilt ist, in höhere Politik und in Polizei. Die Umstände, die hiebei obwalten, sind sehr eigenthümlicher Natur; da sie bis jetzt zum Theil noch unbekannt blieben, so mag hier ein Versuch über den allerdings dunklen und mehr auf die Divination verwiesenen Gegenstand folgen.
Es kann Staatsmänner geben, welche weit aristokratischer denken als der Fürst Metternich, Staatsmänner, welche aus dem Systeme des Widerstandes eine Leidenschaft machen; allein unübertroffen bleibt Metternich in der Consequenz seiner Bestrebungen und namentlich in den Begriffen vom Gegentheil derselben. Man hat oft gefragt, ob wohl Metternich von seinem Systeme überzeugt wäre und hat damit sagen wollen, ob er es vor Gott und vor seinem eignen Verstande verantworten könne. Wir glauben, daß Metternich fest davon überzeugt ist, sein System könne im Felde der innern Politik durch kein schicklicheres ersetzt werden. Das Maß von
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/362>, abgerufen am 16.02.2025. |