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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Staat sehr unglücklich machen. Macchiavell hat das Gegentheil beschrieben (daß ein verschlagener Fürst den Staat glücklich mache), aber er hat nur an jene negative Behauptung selbst geglaubt. Die wahre politische Weisheit datirt von jenem persischen Axiom: Eine schnelle Ungerechtigkeit ist oft besser, als eine langsame Gerechtigkeit. Aber wie soll man jungen Fürsten dergleichen Prinzipien einflößen, ohne fürchten zu müssen, mißverstanden zu werden? Wie soll man ihnen Weisheit sagen, ohne der Schlauheit sich zu verdächtigen? Das ist eine schwierige Aufgabe und läßt annehmen, daß gute Fürsten weit leichter geschildert als gezogen sind. Man wird immer am besten thun, sie auf die Geschichte anzuweisen und ihnen in einiger Entfernung die Mittel an die Hand zu geben, sich selbst die Grundsätze, auf welche sich etwas Tüchtiges bauen läßt, zu abstrahiren.

Wenn gegenwärtig die königliche Autorität schon wieder auf Grundsätze der Legitimität oder wenigstens der Quasilegitimität gegründet ist, so war man im vorigen Jahrhundert allerdings weiter vorgeschritten. Die Macht der Könige war damals eine Autorität, die ihnen der Anstand überließ und die sie selbst durch persönliche Ausbildung zu verdienen sich befleißigten. Auch jetzt lernen die Prinzen, suchen sich populär zu machen und sehen es gern, wenn man einen Zug ihres Herzens oder ein Wort ihres Mundes verbreitet. Allein die Fürsten des achtzehnten Jahrhunderts hatten die Entsagung, sich selbst unter das Volk zu mischen, gleichsam verkleidet wie

Staat sehr unglücklich machen. Macchiavell hat das Gegentheil beschrieben (daß ein verschlagener Fürst den Staat glücklich mache), aber er hat nur an jene negative Behauptung selbst geglaubt. Die wahre politische Weisheit datirt von jenem persischen Axiom: Eine schnelle Ungerechtigkeit ist oft besser, als eine langsame Gerechtigkeit. Aber wie soll man jungen Fürsten dergleichen Prinzipien einflößen, ohne fürchten zu müssen, mißverstanden zu werden? Wie soll man ihnen Weisheit sagen, ohne der Schlauheit sich zu verdächtigen? Das ist eine schwierige Aufgabe und läßt annehmen, daß gute Fürsten weit leichter geschildert als gezogen sind. Man wird immer am besten thun, sie auf die Geschichte anzuweisen und ihnen in einiger Entfernung die Mittel an die Hand zu geben, sich selbst die Grundsätze, auf welche sich etwas Tüchtiges bauen läßt, zu abstrahiren.

Wenn gegenwärtig die königliche Autorität schon wieder auf Grundsätze der Legitimität oder wenigstens der Quasilegitimität gegründet ist, so war man im vorigen Jahrhundert allerdings weiter vorgeschritten. Die Macht der Könige war damals eine Autorität, die ihnen der Anstand überließ und die sie selbst durch persönliche Ausbildung zu verdienen sich befleißigten. Auch jetzt lernen die Prinzen, suchen sich populär zu machen und sehen es gern, wenn man einen Zug ihres Herzens oder ein Wort ihres Mundes verbreitet. Allein die Fürsten des achtzehnten Jahrhunderts hatten die Entsagung, sich selbst unter das Volk zu mischen, gleichsam verkleidet wie

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[312/0340] Staat sehr unglücklich machen. Macchiavell hat das Gegentheil beschrieben (daß ein verschlagener Fürst den Staat glücklich mache), aber er hat nur an jene negative Behauptung selbst geglaubt. Die wahre politische Weisheit datirt von jenem persischen Axiom: Eine schnelle Ungerechtigkeit ist oft besser, als eine langsame Gerechtigkeit. Aber wie soll man jungen Fürsten dergleichen Prinzipien einflößen, ohne fürchten zu müssen, mißverstanden zu werden? Wie soll man ihnen Weisheit sagen, ohne der Schlauheit sich zu verdächtigen? Das ist eine schwierige Aufgabe und läßt annehmen, daß gute Fürsten weit leichter geschildert als gezogen sind. Man wird immer am besten thun, sie auf die Geschichte anzuweisen und ihnen in einiger Entfernung die Mittel an die Hand zu geben, sich selbst die Grundsätze, auf welche sich etwas Tüchtiges bauen läßt, zu abstrahiren. Wenn gegenwärtig die königliche Autorität schon wieder auf Grundsätze der Legitimität oder wenigstens der Quasilegitimität gegründet ist, so war man im vorigen Jahrhundert allerdings weiter vorgeschritten. Die Macht der Könige war damals eine Autorität, die ihnen der Anstand überließ und die sie selbst durch persönliche Ausbildung zu verdienen sich befleißigten. Auch jetzt lernen die Prinzen, suchen sich populär zu machen und sehen es gern, wenn man einen Zug ihres Herzens oder ein Wort ihres Mundes verbreitet. Allein die Fürsten des achtzehnten Jahrhunderts hatten die Entsagung, sich selbst unter das Volk zu mischen, gleichsam verkleidet wie

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/340>, abgerufen am 24.11.2024.