Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.von Spitalfield. Die Maschinen zertrümmern, heißt allerdings in einem gewissen Sinne ihre Unbrauchbarkeit beweisen. Uebrigens legt sich allmählich diese Feindschaft gegen das Maschinenwesen. Daß die Frage einen moralischen Gesichtspunkt hat, berührten wir schon im vorigen Kapitel, wo wir die Staatsmänner aufforderten, auf eine weitere Ausgleichung der Jnteressen des forschenden Verstandes und der zurückbleibenden, darauf abgelernten technischen Unbeholfenheit bedacht zu seyn. Eine Erfindung in der Maschinenkunde, an der man recht sehen kann, daß, wo einmal ein Bedürfniß vorhanden ist, auch die Natur oder der menschliche Verstand die Mittel aufzufinden weiß, es zu befriedigen, ist die Schnellpresse der Buchdrucker. Welch ein Kontrast zwischen der alten Guttenbergischen Holzpresse und dem durch die politischen Begebenheiten bis in das unterste Volk geweckten Sinn für Oeffentlichkeit! Schon ein Werk, wie die Bibel, in jener alten, die Bogen Papier wie in Windeln einwickelnden Methode zu drucken, welch' eine Weitläufigkeit! Und nun diese tägliche Volkschronik, welche durch das Bedürfniß, sich belehren zu wollen, durch die Neugier nach Staats- und Gelehrtensachen, durch die Nothwendigkeit, von seinem Geschäfte und dessen Leistungen die Bekanntschaft zu verbreiten, sich zusammensetzt; nicht nur diese Fluth von Zeitungen, sondern noch mehr die ungeheure Zahl von Abnehmern, die sich für den Werth einer Einzigen unter ihnen entscheiden; hier konnte die alte Methode nicht mehr bleiben; von Spitalfield. Die Maschinen zertrümmern, heißt allerdings in einem gewissen Sinne ihre Unbrauchbarkeit beweisen. Uebrigens legt sich allmählich diese Feindschaft gegen das Maschinenwesen. Daß die Frage einen moralischen Gesichtspunkt hat, berührten wir schon im vorigen Kapitel, wo wir die Staatsmänner aufforderten, auf eine weitere Ausgleichung der Jnteressen des forschenden Verstandes und der zurückbleibenden, darauf abgelernten technischen Unbeholfenheit bedacht zu seyn. Eine Erfindung in der Maschinenkunde, an der man recht sehen kann, daß, wo einmal ein Bedürfniß vorhanden ist, auch die Natur oder der menschliche Verstand die Mittel aufzufinden weiß, es zu befriedigen, ist die Schnellpresse der Buchdrucker. Welch ein Kontrast zwischen der alten Guttenbergischen Holzpresse und dem durch die politischen Begebenheiten bis in das unterste Volk geweckten Sinn für Oeffentlichkeit! Schon ein Werk, wie die Bibel, in jener alten, die Bogen Papier wie in Windeln einwickelnden Methode zu drucken, welch’ eine Weitläufigkeit! Und nun diese tägliche Volkschronik, welche durch das Bedürfniß, sich belehren zu wollen, durch die Neugier nach Staats- und Gelehrtensachen, durch die Nothwendigkeit, von seinem Geschäfte und dessen Leistungen die Bekanntschaft zu verbreiten, sich zusammensetzt; nicht nur diese Fluth von Zeitungen, sondern noch mehr die ungeheure Zahl von Abnehmern, die sich für den Werth einer Einzigen unter ihnen entscheiden; hier konnte die alte Methode nicht mehr bleiben; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0288" n="260"/> von Spitalfield. Die Maschinen zertrümmern, heißt allerdings in einem gewissen Sinne ihre Unbrauchbarkeit beweisen. Uebrigens legt sich allmählich diese Feindschaft gegen das Maschinenwesen. Daß die Frage einen moralischen Gesichtspunkt hat, berührten wir schon im vorigen Kapitel, wo wir die Staatsmänner aufforderten, auf eine weitere Ausgleichung der Jnteressen des forschenden Verstandes und der zurückbleibenden, darauf abgelernten technischen Unbeholfenheit bedacht zu seyn.</p> <p>Eine Erfindung in der Maschinenkunde, an der man recht sehen kann, daß, wo einmal ein Bedürfniß vorhanden ist, auch die Natur oder der menschliche Verstand die Mittel aufzufinden weiß, es zu befriedigen, ist die Schnellpresse der Buchdrucker. Welch ein Kontrast zwischen der alten Guttenbergischen Holzpresse und dem durch die politischen Begebenheiten bis in das unterste Volk geweckten Sinn für Oeffentlichkeit! Schon ein Werk, wie die Bibel, in jener alten, die Bogen Papier wie in Windeln einwickelnden Methode zu drucken, welch’ eine Weitläufigkeit! Und nun diese tägliche Volkschronik, welche durch das Bedürfniß, sich belehren zu wollen, durch die Neugier nach Staats- und Gelehrtensachen, durch die Nothwendigkeit, von seinem Geschäfte und dessen Leistungen die Bekanntschaft zu verbreiten, sich zusammensetzt; nicht nur diese Fluth von Zeitungen, sondern noch mehr die ungeheure Zahl von Abnehmern, die sich für den Werth einer Einzigen unter ihnen entscheiden; hier konnte die alte Methode nicht mehr bleiben; </p> </div> </body> </text> </TEI> [260/0288]
von Spitalfield. Die Maschinen zertrümmern, heißt allerdings in einem gewissen Sinne ihre Unbrauchbarkeit beweisen. Uebrigens legt sich allmählich diese Feindschaft gegen das Maschinenwesen. Daß die Frage einen moralischen Gesichtspunkt hat, berührten wir schon im vorigen Kapitel, wo wir die Staatsmänner aufforderten, auf eine weitere Ausgleichung der Jnteressen des forschenden Verstandes und der zurückbleibenden, darauf abgelernten technischen Unbeholfenheit bedacht zu seyn.
Eine Erfindung in der Maschinenkunde, an der man recht sehen kann, daß, wo einmal ein Bedürfniß vorhanden ist, auch die Natur oder der menschliche Verstand die Mittel aufzufinden weiß, es zu befriedigen, ist die Schnellpresse der Buchdrucker. Welch ein Kontrast zwischen der alten Guttenbergischen Holzpresse und dem durch die politischen Begebenheiten bis in das unterste Volk geweckten Sinn für Oeffentlichkeit! Schon ein Werk, wie die Bibel, in jener alten, die Bogen Papier wie in Windeln einwickelnden Methode zu drucken, welch’ eine Weitläufigkeit! Und nun diese tägliche Volkschronik, welche durch das Bedürfniß, sich belehren zu wollen, durch die Neugier nach Staats- und Gelehrtensachen, durch die Nothwendigkeit, von seinem Geschäfte und dessen Leistungen die Bekanntschaft zu verbreiten, sich zusammensetzt; nicht nur diese Fluth von Zeitungen, sondern noch mehr die ungeheure Zahl von Abnehmern, die sich für den Werth einer Einzigen unter ihnen entscheiden; hier konnte die alte Methode nicht mehr bleiben;
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/288>, abgerufen am 16.02.2025. |