Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Asien führten, Entdecker und Bereicherer der Wissenschaft wurden. Und Amerika! Wie hat sich dieser Welttheil aus den Nebeln der Geschichte die erst blutige Morgenrothbahn, dann eine immer sonnigere hervorgebrochen! Nachdem man versucht hatte, aus der Mischung von Alkalien jene Kraft zu finden, welche alle Schmerzen des Beutels und des Körpers heilte, warf man den Tiegel fort und schiffte sich nach Amerika ein, wo die Natur selbst die Hochöfen des höchsten Metalles aufgepflanzt hat. Die Amerikaner waren keine Goldhüter im Sinne der alten Mythologie. Schüchtern und weiblich in ihrem Wesen, ließen sie sich der Goldsucht der Europäer zum Opfer bringen. So ungeheuer gestiegen war schon der Luxus und das Verderben Europa's, daß man bei der Entdeckung Amerika's nicht im entferntesten von jenem wissenschaftlichen Enthusiasmus, der die Entdeckungen liebt, ohne an ihren Gewinn zu denken, etwas verspürte. Nur das Jnteresse schürte hier Bestrebungen an, die später der Wissenschaft, der Menschenkenntniß, der Geschichte und Moral zu Gute kamen. Wie verschieden von unsrer Zeit, wo wir Reisende durch die sterilsten Gegenden haben ziehen sehen, nur getrieben von dem Wunsche, zu wissen, wie viel Seen, wie viel Flüsse, wie viel Stein- und Pflanzenarten ihnen neu begegnen würden. Sie bringen ausgestopfte Vögel, skelettirte Fische, sie bringen in Kästchen, die mit Baumwolle gefüttert sind, seltene Mineralien zurück. Was würden Ferdinand und Jsabelle Columbus Asien führten, Entdecker und Bereicherer der Wissenschaft wurden. Und Amerika! Wie hat sich dieser Welttheil aus den Nebeln der Geschichte die erst blutige Morgenrothbahn, dann eine immer sonnigere hervorgebrochen! Nachdem man versucht hatte, aus der Mischung von Alkalien jene Kraft zu finden, welche alle Schmerzen des Beutels und des Körpers heilte, warf man den Tiegel fort und schiffte sich nach Amerika ein, wo die Natur selbst die Hochöfen des höchsten Metalles aufgepflanzt hat. Die Amerikaner waren keine Goldhüter im Sinne der alten Mythologie. Schüchtern und weiblich in ihrem Wesen, ließen sie sich der Goldsucht der Europäer zum Opfer bringen. So ungeheuer gestiegen war schon der Luxus und das Verderben Europa’s, daß man bei der Entdeckung Amerika’s nicht im entferntesten von jenem wissenschaftlichen Enthusiasmus, der die Entdeckungen liebt, ohne an ihren Gewinn zu denken, etwas verspürte. Nur das Jnteresse schürte hier Bestrebungen an, die später der Wissenschaft, der Menschenkenntniß, der Geschichte und Moral zu Gute kamen. Wie verschieden von unsrer Zeit, wo wir Reisende durch die sterilsten Gegenden haben ziehen sehen, nur getrieben von dem Wunsche, zu wissen, wie viel Seen, wie viel Flüsse, wie viel Stein- und Pflanzenarten ihnen neu begegnen würden. Sie bringen ausgestopfte Vögel, skelettirte Fische, sie bringen in Kästchen, die mit Baumwolle gefüttert sind, seltene Mineralien zurück. Was würden Ferdinand und Jsabelle Columbus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0272" n="244"/> Asien führten, Entdecker und Bereicherer der Wissenschaft wurden.</p> <p>Und Amerika! Wie hat sich dieser Welttheil aus den Nebeln der Geschichte die erst blutige Morgenrothbahn, dann eine immer sonnigere hervorgebrochen! Nachdem man versucht hatte, aus der Mischung von Alkalien jene Kraft zu finden, welche alle Schmerzen des Beutels und des Körpers heilte, warf man den Tiegel fort und schiffte sich nach Amerika ein, wo die Natur selbst die Hochöfen des höchsten Metalles aufgepflanzt hat. Die Amerikaner waren keine Goldhüter im Sinne der alten Mythologie. Schüchtern und weiblich in ihrem Wesen, ließen sie sich der Goldsucht der Europäer zum Opfer bringen. So ungeheuer gestiegen war schon der Luxus und das Verderben Europa’s, daß man bei der Entdeckung Amerika’s nicht im entferntesten von jenem wissenschaftlichen Enthusiasmus, der die Entdeckungen liebt, ohne an ihren Gewinn zu denken, etwas verspürte. Nur das Jnteresse schürte hier Bestrebungen an, die später der Wissenschaft, der Menschenkenntniß, der Geschichte und Moral zu Gute kamen. Wie verschieden von unsrer Zeit, wo wir Reisende durch die sterilsten Gegenden haben ziehen sehen, nur getrieben von dem Wunsche, zu wissen, wie viel Seen, wie viel Flüsse, wie viel Stein- und Pflanzenarten ihnen neu begegnen würden. Sie bringen ausgestopfte Vögel, skelettirte Fische, sie bringen in Kästchen, die mit Baumwolle gefüttert sind, seltene Mineralien zurück. Was würden Ferdinand und Jsabelle Columbus </p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0272]
Asien führten, Entdecker und Bereicherer der Wissenschaft wurden.
Und Amerika! Wie hat sich dieser Welttheil aus den Nebeln der Geschichte die erst blutige Morgenrothbahn, dann eine immer sonnigere hervorgebrochen! Nachdem man versucht hatte, aus der Mischung von Alkalien jene Kraft zu finden, welche alle Schmerzen des Beutels und des Körpers heilte, warf man den Tiegel fort und schiffte sich nach Amerika ein, wo die Natur selbst die Hochöfen des höchsten Metalles aufgepflanzt hat. Die Amerikaner waren keine Goldhüter im Sinne der alten Mythologie. Schüchtern und weiblich in ihrem Wesen, ließen sie sich der Goldsucht der Europäer zum Opfer bringen. So ungeheuer gestiegen war schon der Luxus und das Verderben Europa’s, daß man bei der Entdeckung Amerika’s nicht im entferntesten von jenem wissenschaftlichen Enthusiasmus, der die Entdeckungen liebt, ohne an ihren Gewinn zu denken, etwas verspürte. Nur das Jnteresse schürte hier Bestrebungen an, die später der Wissenschaft, der Menschenkenntniß, der Geschichte und Moral zu Gute kamen. Wie verschieden von unsrer Zeit, wo wir Reisende durch die sterilsten Gegenden haben ziehen sehen, nur getrieben von dem Wunsche, zu wissen, wie viel Seen, wie viel Flüsse, wie viel Stein- und Pflanzenarten ihnen neu begegnen würden. Sie bringen ausgestopfte Vögel, skelettirte Fische, sie bringen in Kästchen, die mit Baumwolle gefüttert sind, seltene Mineralien zurück. Was würden Ferdinand und Jsabelle Columbus
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/272>, abgerufen am 28.07.2024. |