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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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seiner selbst. Die asiatische Ethnographie fluthete in wilden Horden über das zertretne und verwüstete Europa. Asien hat weit weniger materielle als moralische Geheimnisse. Jn Afrika kann uns das Wunderland Maravi locken. Jn Asien locken uns die Sitten und Einrichtungen, die Sprachen und Jdeen. Gerade, weil man fühlte, daß das Christenthum eine Blüthe war, deren Stamm und Keim tief in die asiatische Religionsphilosophie seine Wurzel schlug, ruhte das Christenthum nicht, diesen Ursprung zu tilgen, zu bekehren, die Wurzel mit der Frucht zu versöhnen. Die blinden Heiden hatten für das Christenthum weit weniger Anziehungskraft, als die tauben Heiden. Die Neger, die Hottentotten genirten das Gewissen der christlichen Hierarchie weniger, als die Hindus, die Tibetaner. Man bekehrte lieber die Völker, welche das Christenthum verachteten, als die, welche gar nichts davon wußten. Der Asiate hat eine positive Religion, er konnte opponiren, er konnte Dogma durch Dogma widerlegen. Dieß reizte die christliche Kirche und veranlaßte sie zu asiatischen Missionen, welche, wenn auch sehr wenig für die Kenntniß des Himmels, doch desto mehr für die Kenntniß der Erde nützten. Erst waren es Minoriten und Dominikaner, welche aus Asien geographische Bereicherungen brachten, später Jesuiten, welche namentlich China und Japan beschrieben. Jhnen folgte später eine Reihe ausgezeichneterer Entdecker, welche theils durch Absicht, theils durch Geschäfte, welche sie aus England oder Rußland nach

seiner selbst. Die asiatische Ethnographie fluthete in wilden Horden über das zertretne und verwüstete Europa. Asien hat weit weniger materielle als moralische Geheimnisse. Jn Afrika kann uns das Wunderland Maravi locken. Jn Asien locken uns die Sitten und Einrichtungen, die Sprachen und Jdeen. Gerade, weil man fühlte, daß das Christenthum eine Blüthe war, deren Stamm und Keim tief in die asiatische Religionsphilosophie seine Wurzel schlug, ruhte das Christenthum nicht, diesen Ursprung zu tilgen, zu bekehren, die Wurzel mit der Frucht zu versöhnen. Die blinden Heiden hatten für das Christenthum weit weniger Anziehungskraft, als die tauben Heiden. Die Neger, die Hottentotten genirten das Gewissen der christlichen Hierarchie weniger, als die Hindus, die Tibetaner. Man bekehrte lieber die Völker, welche das Christenthum verachteten, als die, welche gar nichts davon wußten. Der Asiate hat eine positive Religion, er konnte opponiren, er konnte Dogma durch Dogma widerlegen. Dieß reizte die christliche Kirche und veranlaßte sie zu asiatischen Missionen, welche, wenn auch sehr wenig für die Kenntniß des Himmels, doch desto mehr für die Kenntniß der Erde nützten. Erst waren es Minoriten und Dominikaner, welche aus Asien geographische Bereicherungen brachten, später Jesuiten, welche namentlich China und Japan beschrieben. Jhnen folgte später eine Reihe ausgezeichneterer Entdecker, welche theils durch Absicht, theils durch Geschäfte, welche sie aus England oder Rußland nach

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seiner selbst. Die asiatische Ethnographie fluthete in wilden Horden über das zertretne und verwüstete Europa. Asien hat weit weniger materielle als moralische Geheimnisse. Jn Afrika kann uns das Wunderland Maravi locken. Jn Asien locken uns die Sitten und Einrichtungen, die Sprachen und Jdeen. Gerade, weil man fühlte, daß das Christenthum eine Blüthe war, deren Stamm und Keim tief in die asiatische Religionsphilosophie seine Wurzel schlug, ruhte das Christenthum nicht, diesen Ursprung zu tilgen, zu bekehren, die Wurzel mit der Frucht zu versöhnen. Die <hi rendition="#g">blinden</hi> Heiden hatten für das Christenthum weit weniger Anziehungskraft, als die <hi rendition="#g">tauben</hi> Heiden. Die Neger, die Hottentotten genirten das Gewissen der christlichen Hierarchie weniger, als die Hindus, die Tibetaner. Man bekehrte lieber die Völker, welche das Christenthum verachteten, als die, welche gar nichts davon wußten. Der Asiate hat eine positive Religion, er konnte opponiren, er konnte Dogma durch Dogma widerlegen. Dieß reizte die christliche Kirche und veranlaßte sie zu asiatischen Missionen, welche, wenn auch sehr wenig für die Kenntniß des Himmels, doch desto mehr für die Kenntniß der Erde nützten. Erst waren es Minoriten und Dominikaner, welche aus Asien geographische Bereicherungen brachten, später Jesuiten, welche namentlich China und Japan beschrieben. Jhnen folgte später eine Reihe ausgezeichneterer Entdecker, welche theils durch Absicht, theils durch Geschäfte, welche sie aus England oder Rußland nach
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[243/0271] seiner selbst. Die asiatische Ethnographie fluthete in wilden Horden über das zertretne und verwüstete Europa. Asien hat weit weniger materielle als moralische Geheimnisse. Jn Afrika kann uns das Wunderland Maravi locken. Jn Asien locken uns die Sitten und Einrichtungen, die Sprachen und Jdeen. Gerade, weil man fühlte, daß das Christenthum eine Blüthe war, deren Stamm und Keim tief in die asiatische Religionsphilosophie seine Wurzel schlug, ruhte das Christenthum nicht, diesen Ursprung zu tilgen, zu bekehren, die Wurzel mit der Frucht zu versöhnen. Die blinden Heiden hatten für das Christenthum weit weniger Anziehungskraft, als die tauben Heiden. Die Neger, die Hottentotten genirten das Gewissen der christlichen Hierarchie weniger, als die Hindus, die Tibetaner. Man bekehrte lieber die Völker, welche das Christenthum verachteten, als die, welche gar nichts davon wußten. Der Asiate hat eine positive Religion, er konnte opponiren, er konnte Dogma durch Dogma widerlegen. Dieß reizte die christliche Kirche und veranlaßte sie zu asiatischen Missionen, welche, wenn auch sehr wenig für die Kenntniß des Himmels, doch desto mehr für die Kenntniß der Erde nützten. Erst waren es Minoriten und Dominikaner, welche aus Asien geographische Bereicherungen brachten, später Jesuiten, welche namentlich China und Japan beschrieben. Jhnen folgte später eine Reihe ausgezeichneterer Entdecker, welche theils durch Absicht, theils durch Geschäfte, welche sie aus England oder Rußland nach

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/271>, abgerufen am 22.11.2024.