wollten) die Zuthat der Dukaten verschwendete, dieser Stein der Weisen, den der brave Landmann am besten kennt, wenn er seinen Acker reinigt und singend und wohlgemuth in Gott sein Tagwerk fördert, wurde allmählich ein Erfahrungsbegriff und verlor seine Wunderbarkeit. Wie Adam Smith mit der Zeit das große Geheimniß entdeckte, daß das Geld nur Tauschmittel und keine Waare ist, und daß sein Werth nur in der Circulation läge, so fing man auch an, vom Steine der Weisen den materiellen Begriff aufzugeben und ihn nicht mehr in der Mineralogie und Alchymie zu suchen, sondern in Entdeckungen, Erfindungen, in der Mechanik, in der rationellen Landwirthschaft und den zahllosen Aufklärungen, welche dem rastlosen Erfindungsgeiste der neuern Zeit so glücklich über alle Gebiete der Natur und des Menschenlebens gelungen sind. Der Stein der Weisen unsrer Zeit ist die Vereinfachung und Benutzung der Natur. Die Alchymisten der neuen Zeit sind die Watt, die Fulton, die Lavoisier, die Wollaston. Das mineralische Reagens, wodurch man sonst den Stein zu erzeugen suchte, ist in unserm Jahrhunderte der Dampf.
Der Phantasiemensch wandert aus und will neue Welttheile entdecken. Der Verstandesmensch erfindet. Das Neue, das Außerordentliche bricht sich allein Bahn in der Literatur wie in der Technologie. Sollte man nicht einen neuen Welttheil entdecken können? Sollte man nicht Steine in Brod verwandeln können und aus dem
wollten) die Zuthat der Dukaten verschwendete, dieser Stein der Weisen, den der brave Landmann am besten kennt, wenn er seinen Acker reinigt und singend und wohlgemuth in Gott sein Tagwerk fördert, wurde allmählich ein Erfahrungsbegriff und verlor seine Wunderbarkeit. Wie Adam Smith mit der Zeit das große Geheimniß entdeckte, daß das Geld nur Tauschmittel und keine Waare ist, und daß sein Werth nur in der Circulation läge, so fing man auch an, vom Steine der Weisen den materiellen Begriff aufzugeben und ihn nicht mehr in der Mineralogie und Alchymie zu suchen, sondern in Entdeckungen, Erfindungen, in der Mechanik, in der rationellen Landwirthschaft und den zahllosen Aufklärungen, welche dem rastlosen Erfindungsgeiste der neuern Zeit so glücklich über alle Gebiete der Natur und des Menschenlebens gelungen sind. Der Stein der Weisen unsrer Zeit ist die Vereinfachung und Benutzung der Natur. Die Alchymisten der neuen Zeit sind die Watt, die Fulton, die Lavoisier, die Wollaston. Das mineralische Reagens, wodurch man sonst den Stein zu erzeugen suchte, ist in unserm Jahrhunderte der Dampf.
Der Phantasiemensch wandert aus und will neue Welttheile entdecken. Der Verstandesmensch erfindet. Das Neue, das Außerordentliche bricht sich allein Bahn in der Literatur wie in der Technologie. Sollte man nicht einen neuen Welttheil entdecken können? Sollte man nicht Steine in Brod verwandeln können und aus dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0261"n="233"/>
wollten) die Zuthat der Dukaten verschwendete, dieser Stein der Weisen, den der brave Landmann am besten kennt, wenn er seinen Acker reinigt und singend und wohlgemuth in Gott sein Tagwerk fördert, wurde allmählich ein Erfahrungsbegriff und verlor seine Wunderbarkeit. Wie Adam Smith mit der Zeit das große Geheimniß entdeckte, daß das Geld nur Tauschmittel und keine Waare ist, und daß sein Werth nur in der Circulation läge, so fing man auch an, vom Steine der Weisen den materiellen Begriff aufzugeben und ihn nicht mehr in der Mineralogie und Alchymie zu suchen, sondern in Entdeckungen, Erfindungen, in der Mechanik, in der rationellen Landwirthschaft und den zahllosen Aufklärungen, welche dem rastlosen Erfindungsgeiste der neuern Zeit so glücklich über alle Gebiete der Natur und des Menschenlebens gelungen sind. Der Stein der Weisen unsrer Zeit ist die Vereinfachung und Benutzung der Natur. Die Alchymisten der neuen Zeit sind die Watt, die Fulton, die Lavoisier, die Wollaston. Das mineralische Reagens, wodurch man sonst den Stein zu erzeugen suchte, ist in unserm Jahrhunderte der Dampf.</p><p>Der Phantasiemensch wandert aus und will neue Welttheile entdecken. Der Verstandesmensch erfindet. Das Neue, das Außerordentliche bricht sich allein Bahn in der Literatur wie in der Technologie. Sollte man nicht einen neuen Welttheil entdecken können? Sollte man nicht Steine in Brod verwandeln können und aus dem
</p></div></body></text></TEI>
[233/0261]
wollten) die Zuthat der Dukaten verschwendete, dieser Stein der Weisen, den der brave Landmann am besten kennt, wenn er seinen Acker reinigt und singend und wohlgemuth in Gott sein Tagwerk fördert, wurde allmählich ein Erfahrungsbegriff und verlor seine Wunderbarkeit. Wie Adam Smith mit der Zeit das große Geheimniß entdeckte, daß das Geld nur Tauschmittel und keine Waare ist, und daß sein Werth nur in der Circulation läge, so fing man auch an, vom Steine der Weisen den materiellen Begriff aufzugeben und ihn nicht mehr in der Mineralogie und Alchymie zu suchen, sondern in Entdeckungen, Erfindungen, in der Mechanik, in der rationellen Landwirthschaft und den zahllosen Aufklärungen, welche dem rastlosen Erfindungsgeiste der neuern Zeit so glücklich über alle Gebiete der Natur und des Menschenlebens gelungen sind. Der Stein der Weisen unsrer Zeit ist die Vereinfachung und Benutzung der Natur. Die Alchymisten der neuen Zeit sind die Watt, die Fulton, die Lavoisier, die Wollaston. Das mineralische Reagens, wodurch man sonst den Stein zu erzeugen suchte, ist in unserm Jahrhunderte der Dampf.
Der Phantasiemensch wandert aus und will neue Welttheile entdecken. Der Verstandesmensch erfindet. Das Neue, das Außerordentliche bricht sich allein Bahn in der Literatur wie in der Technologie. Sollte man nicht einen neuen Welttheil entdecken können? Sollte man nicht Steine in Brod verwandeln können und aus dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-09-13T12:39:16Z)
Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/261>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.