Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Weisen in ihrer Art oder waren selbst dieser letzte Grund der Dinge, den die antiken Freimaurer, wie die modernen, wenigstens zu besitzen durch ihre Geheimnißkrämerei sich den Anstrich geben. Dennoch erst der neuern Welt konnte es vorbehalten seyn, in dem höchsten Gut den Urgrund des Geldes und zugleich den der Medizin zu träumen. Dieser Stein der Weisen mit seiner Goldhaltigkeit und absoluten den Tod sogar vertreibenden Heilkraft ist unsre Zeit in ihrer gierigen egoistischen und siechen Tendenz selbst. Das Geld heilt unsre Armuth und das Spezificum das Siechthum, welches unmittelbar der flotten Anwendung des Geldes folgen würde. Es ist dieß die Schlaraffenphantasie eines Zeitalters, wo man sich allmählich so überaß und den Magen verdarb, daß Toms von seinem Bruder wünschen konnte: Ach, hätt' ich doch noch deinen Magen! Der Stein der Weisen ist die Vorstellung einer möglich gewordenen höchsten Potenz irdischer Glückseligkeit; er ist das Prinzip der satanischen Weisheit, der Weisheit des Steinreich- und Steinaltwerdens. Die Teufelsbrut der Zwerge und Kobolde bewahrt den wunderthätigen Schatz, der vielleicht nur so groß ist, wie eine Linse, und, bei einem Mikroskope gut angebracht, vielleicht noch die Eigenschaft hat, allsehend und allwissend zu machen. Der Stein der Weisen, an dessen Auffindung mancher deutscher Fürst mit seinem Alchymisten (den er hängen ließ, wenn die Dukaten nicht endlich hecken Weisen in ihrer Art oder waren selbst dieser letzte Grund der Dinge, den die antiken Freimaurer, wie die modernen, wenigstens zu besitzen durch ihre Geheimnißkrämerei sich den Anstrich geben. Dennoch erst der neuern Welt konnte es vorbehalten seyn, in dem höchsten Gut den Urgrund des Geldes und zugleich den der Medizin zu träumen. Dieser Stein der Weisen mit seiner Goldhaltigkeit und absoluten den Tod sogar vertreibenden Heilkraft ist unsre Zeit in ihrer gierigen egoistischen und siechen Tendenz selbst. Das Geld heilt unsre Armuth und das Spezificum das Siechthum, welches unmittelbar der flotten Anwendung des Geldes folgen würde. Es ist dieß die Schlaraffenphantasie eines Zeitalters, wo man sich allmählich so überaß und den Magen verdarb, daß Toms von seinem Bruder wünschen konnte: Ach, hätt’ ich doch noch deinen Magen! Der Stein der Weisen ist die Vorstellung einer möglich gewordenen höchsten Potenz irdischer Glückseligkeit; er ist das Prinzip der satanischen Weisheit, der Weisheit des Steinreich- und Steinaltwerdens. Die Teufelsbrut der Zwerge und Kobolde bewahrt den wunderthätigen Schatz, der vielleicht nur so groß ist, wie eine Linse, und, bei einem Mikroskope gut angebracht, vielleicht noch die Eigenschaft hat, allsehend und allwissend zu machen. Der Stein der Weisen, an dessen Auffindung mancher deutscher Fürst mit seinem Alchymisten (den er hängen ließ, wenn die Dukaten nicht endlich hecken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0260" n="232"/> Weisen in ihrer Art oder waren selbst dieser letzte Grund der Dinge, den die antiken Freimaurer, wie die modernen, wenigstens zu besitzen durch ihre Geheimnißkrämerei sich den Anstrich geben.</p> <p>Dennoch erst der neuern Welt konnte es vorbehalten seyn, in dem höchsten Gut den Urgrund des Geldes und zugleich den der Medizin zu träumen. Dieser Stein der Weisen mit seiner Goldhaltigkeit und absoluten den Tod sogar vertreibenden Heilkraft ist unsre Zeit in ihrer gierigen egoistischen und siechen Tendenz selbst. Das Geld heilt unsre Armuth und das Spezificum das Siechthum, welches unmittelbar der flotten Anwendung des Geldes folgen würde. Es ist dieß die Schlaraffenphantasie eines Zeitalters, wo man sich allmählich so überaß und den Magen verdarb, daß Toms von seinem Bruder wünschen konnte: Ach, hätt’ ich doch noch deinen Magen! Der Stein der Weisen ist die Vorstellung einer möglich gewordenen höchsten Potenz irdischer Glückseligkeit; er ist das Prinzip der satanischen Weisheit, der Weisheit des Stein<hi rendition="#g">reich</hi>- und Stein<hi rendition="#g">alt</hi>werdens. Die Teufelsbrut der Zwerge und Kobolde bewahrt den wunderthätigen Schatz, der vielleicht nur so groß ist, wie eine Linse, und, bei einem Mikroskope gut angebracht, vielleicht noch die Eigenschaft hat, allsehend und allwissend zu machen.</p> <p>Der Stein der Weisen, an dessen Auffindung mancher deutscher Fürst mit seinem Alchymisten (den er hängen ließ, wenn die Dukaten nicht endlich hecken </p> </div> </body> </text> </TEI> [232/0260]
Weisen in ihrer Art oder waren selbst dieser letzte Grund der Dinge, den die antiken Freimaurer, wie die modernen, wenigstens zu besitzen durch ihre Geheimnißkrämerei sich den Anstrich geben.
Dennoch erst der neuern Welt konnte es vorbehalten seyn, in dem höchsten Gut den Urgrund des Geldes und zugleich den der Medizin zu träumen. Dieser Stein der Weisen mit seiner Goldhaltigkeit und absoluten den Tod sogar vertreibenden Heilkraft ist unsre Zeit in ihrer gierigen egoistischen und siechen Tendenz selbst. Das Geld heilt unsre Armuth und das Spezificum das Siechthum, welches unmittelbar der flotten Anwendung des Geldes folgen würde. Es ist dieß die Schlaraffenphantasie eines Zeitalters, wo man sich allmählich so überaß und den Magen verdarb, daß Toms von seinem Bruder wünschen konnte: Ach, hätt’ ich doch noch deinen Magen! Der Stein der Weisen ist die Vorstellung einer möglich gewordenen höchsten Potenz irdischer Glückseligkeit; er ist das Prinzip der satanischen Weisheit, der Weisheit des Steinreich- und Steinaltwerdens. Die Teufelsbrut der Zwerge und Kobolde bewahrt den wunderthätigen Schatz, der vielleicht nur so groß ist, wie eine Linse, und, bei einem Mikroskope gut angebracht, vielleicht noch die Eigenschaft hat, allsehend und allwissend zu machen.
Der Stein der Weisen, an dessen Auffindung mancher deutscher Fürst mit seinem Alchymisten (den er hängen ließ, wenn die Dukaten nicht endlich hecken
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/260>, abgerufen am 16.02.2025. |