Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.welche nicht streben, wonach ich, dienen mir. Jch muß dankbar seyn denen, welche mir Gelegenheit geben, mich vor ihnen auszuzeichnen, die nicht meine Bildung, nicht meine Anschauungen, nicht meinen Styl besitzen, die aber meine Folie sind, der Gegenstand meiner Betrachtungen, die freiwillig mit Bescheidenheit und Entsagung sich darbietende Aufgabe meiner Studien. Gräßlich ist diese Grausamkeit, welche ringt und ringt und die Vereinfachung der menschlichen Thätigkeit, um Hundert in sich allein zu konzentriren und auch für Einen den Gewinn von Hunderten zu haben, auf die höchste Spitze treibt, und die vollends ein Verbrechen wird, wenn sich Staatsmänner von ihr beherrschen lassen und unter dem Vorwande, die Regierungskunst im großen Style zu treiben, an dem Körper der Gesellschaft Amputationen und tödtliche chirurgische Schnitte vornehmen. Die Zünfte sollen aufgehoben, es soll aber eine Grenze auch der Gewerbefreiheit gezogen werden. Man soll die Maschinen einführen, soll aber erst daran denken, den dadurch brodlos werdenden Handwerkern andere Nahrungszweige zuzuwenden. Denn nichts ist so betrübt und rührend, als einen rüstigen, frommen und in seiner Art gewandten Arbeiter zu sehen, der thätig seyn will und es nicht kann, der, indem man ihm seine Nahrung nimmt, auch um seinen Stolz und seinen innern moralischen Haltpunkt gebracht ist; nichts ist auf der andern Seite so thöricht, als durch die Armengesetze diejenigen Menschen müßig gehen zu lassen, welche man durch welche nicht streben, wonach ich, dienen mir. Jch muß dankbar seyn denen, welche mir Gelegenheit geben, mich vor ihnen auszuzeichnen, die nicht meine Bildung, nicht meine Anschauungen, nicht meinen Styl besitzen, die aber meine Folie sind, der Gegenstand meiner Betrachtungen, die freiwillig mit Bescheidenheit und Entsagung sich darbietende Aufgabe meiner Studien. Gräßlich ist diese Grausamkeit, welche ringt und ringt und die Vereinfachung der menschlichen Thätigkeit, um Hundert in sich allein zu konzentriren und auch für Einen den Gewinn von Hunderten zu haben, auf die höchste Spitze treibt, und die vollends ein Verbrechen wird, wenn sich Staatsmänner von ihr beherrschen lassen und unter dem Vorwande, die Regierungskunst im großen Style zu treiben, an dem Körper der Gesellschaft Amputationen und tödtliche chirurgische Schnitte vornehmen. Die Zünfte sollen aufgehoben, es soll aber eine Grenze auch der Gewerbefreiheit gezogen werden. Man soll die Maschinen einführen, soll aber erst daran denken, den dadurch brodlos werdenden Handwerkern andere Nahrungszweige zuzuwenden. Denn nichts ist so betrübt und rührend, als einen rüstigen, frommen und in seiner Art gewandten Arbeiter zu sehen, der thätig seyn will und es nicht kann, der, indem man ihm seine Nahrung nimmt, auch um seinen Stolz und seinen innern moralischen Haltpunkt gebracht ist; nichts ist auf der andern Seite so thöricht, als durch die Armengesetze diejenigen Menschen müßig gehen zu lassen, welche man durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0254" n="226"/> welche nicht streben, wonach ich, dienen mir. Jch muß dankbar seyn denen, welche mir Gelegenheit geben, mich vor ihnen auszuzeichnen, die nicht meine Bildung, nicht meine Anschauungen, nicht meinen Styl besitzen, die aber meine Folie sind, der Gegenstand meiner Betrachtungen, die freiwillig mit Bescheidenheit und Entsagung sich darbietende Aufgabe meiner Studien. Gräßlich ist diese Grausamkeit, welche ringt und ringt und die Vereinfachung der menschlichen Thätigkeit, um Hundert in sich allein zu konzentriren und auch für Einen den Gewinn von Hunderten zu haben, auf die höchste Spitze treibt, und die vollends ein Verbrechen wird, wenn sich Staatsmänner von ihr beherrschen lassen und unter dem Vorwande, die Regierungskunst im großen Style zu treiben, an dem Körper der Gesellschaft Amputationen und tödtliche chirurgische Schnitte vornehmen. Die Zünfte sollen aufgehoben, es soll aber eine Grenze auch der Gewerbefreiheit gezogen werden. Man soll die Maschinen einführen, soll aber erst daran denken, den dadurch brodlos werdenden Handwerkern andere Nahrungszweige zuzuwenden. Denn nichts ist so betrübt und rührend, als einen rüstigen, frommen und in seiner Art gewandten Arbeiter zu sehen, der thätig seyn will und es nicht kann, der, indem man ihm seine Nahrung nimmt, auch um seinen Stolz und seinen innern moralischen Haltpunkt gebracht ist; nichts ist auf der andern Seite so thöricht, als durch die Armengesetze diejenigen Menschen müßig gehen zu lassen, welche man durch </p> </div> </body> </text> </TEI> [226/0254]
welche nicht streben, wonach ich, dienen mir. Jch muß dankbar seyn denen, welche mir Gelegenheit geben, mich vor ihnen auszuzeichnen, die nicht meine Bildung, nicht meine Anschauungen, nicht meinen Styl besitzen, die aber meine Folie sind, der Gegenstand meiner Betrachtungen, die freiwillig mit Bescheidenheit und Entsagung sich darbietende Aufgabe meiner Studien. Gräßlich ist diese Grausamkeit, welche ringt und ringt und die Vereinfachung der menschlichen Thätigkeit, um Hundert in sich allein zu konzentriren und auch für Einen den Gewinn von Hunderten zu haben, auf die höchste Spitze treibt, und die vollends ein Verbrechen wird, wenn sich Staatsmänner von ihr beherrschen lassen und unter dem Vorwande, die Regierungskunst im großen Style zu treiben, an dem Körper der Gesellschaft Amputationen und tödtliche chirurgische Schnitte vornehmen. Die Zünfte sollen aufgehoben, es soll aber eine Grenze auch der Gewerbefreiheit gezogen werden. Man soll die Maschinen einführen, soll aber erst daran denken, den dadurch brodlos werdenden Handwerkern andere Nahrungszweige zuzuwenden. Denn nichts ist so betrübt und rührend, als einen rüstigen, frommen und in seiner Art gewandten Arbeiter zu sehen, der thätig seyn will und es nicht kann, der, indem man ihm seine Nahrung nimmt, auch um seinen Stolz und seinen innern moralischen Haltpunkt gebracht ist; nichts ist auf der andern Seite so thöricht, als durch die Armengesetze diejenigen Menschen müßig gehen zu lassen, welche man durch
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/254>, abgerufen am 16.02.2025. |