Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.und die gesellschaftliche Philosophie der Natur in den Weg treten und sie bekämpfen. Allein dieß muß dabei immer der erste Satz seyn: Wollet das, was die Natur will, aber wollet es nur auf andere Weise, als die Natur! Das Einfache und Natürliche wird immer den Sieg haben, nur muß es dabei Waffen führen, die unser Gefühl, unsre Besorgniß ihm in die Hand geben. Laßt diese oder jene Thätigkeitszweige aussterben, aber sorgt für die, welche darauf sitzen und durch einen euerer allzuschnellen Handgriffe unten würden zerschmettert liegen. Gebt keine Einfuhrsteuer eher frei, ehe nicht an die gedacht ist, welche durch übertriebnen Liberalismus an der Grenze im Jnnern die größten Sklaven werden, die es gibt, die Sklaven der Armuth! Der Staat hat die Verpflichtung, nicht blos, wie es in England geschieht, die Armuth ausschließlich zu ernähren, sondern sie zu beschäftigen und das Armwerden, wenn es nicht durch physische und moralische Umstände bedingt ist, politisch wenigstens ganz unmöglich zu machen. Oeffentliche Bauten und Communalzwecke, selbst wenn es nur erfundene Zwecke sind, haben immer dazu gedient, die Armuth zu hintertreiben. Jch verachte diese rauhe Philosophie, die sich seit einiger Zeit unsrer Staatsmänner und unsres ganzen Egoismus bemächtigt hat, daß Jeder selbst sehen möge, wie er fortkomme! Wer kann sagen, daß er etwas ist, ohne es durch Andere geworden zu seyn? Selbst denen, welche unter mir stehen, hab' ich zarte und geheimnißvolle Verpflichtungen. Alle die, und die gesellschaftliche Philosophie der Natur in den Weg treten und sie bekämpfen. Allein dieß muß dabei immer der erste Satz seyn: Wollet das, was die Natur will, aber wollet es nur auf andere Weise, als die Natur! Das Einfache und Natürliche wird immer den Sieg haben, nur muß es dabei Waffen führen, die unser Gefühl, unsre Besorgniß ihm in die Hand geben. Laßt diese oder jene Thätigkeitszweige aussterben, aber sorgt für die, welche darauf sitzen und durch einen euerer allzuschnellen Handgriffe unten würden zerschmettert liegen. Gebt keine Einfuhrsteuer eher frei, ehe nicht an die gedacht ist, welche durch übertriebnen Liberalismus an der Grenze im Jnnern die größten Sklaven werden, die es gibt, die Sklaven der Armuth! Der Staat hat die Verpflichtung, nicht blos, wie es in England geschieht, die Armuth ausschließlich zu ernähren, sondern sie zu beschäftigen und das Armwerden, wenn es nicht durch physische und moralische Umstände bedingt ist, politisch wenigstens ganz unmöglich zu machen. Oeffentliche Bauten und Communalzwecke, selbst wenn es nur erfundene Zwecke sind, haben immer dazu gedient, die Armuth zu hintertreiben. Jch verachte diese rauhe Philosophie, die sich seit einiger Zeit unsrer Staatsmänner und unsres ganzen Egoismus bemächtigt hat, daß Jeder selbst sehen möge, wie er fortkomme! Wer kann sagen, daß er etwas ist, ohne es durch Andere geworden zu seyn? Selbst denen, welche unter mir stehen, hab’ ich zarte und geheimnißvolle Verpflichtungen. Alle die, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0253" n="225"/> und die gesellschaftliche Philosophie der Natur in den Weg treten und sie bekämpfen. Allein dieß muß dabei immer der erste Satz seyn: Wollet das, was die Natur will, aber wollet es nur auf andere Weise, als die Natur! Das Einfache und Natürliche wird immer den Sieg haben, nur muß es dabei Waffen führen, die unser Gefühl, unsre Besorgniß ihm in die Hand geben. Laßt diese oder jene Thätigkeitszweige aussterben, aber sorgt für die, welche darauf sitzen und durch einen euerer allzuschnellen Handgriffe unten würden zerschmettert liegen. Gebt keine Einfuhrsteuer eher frei, ehe nicht an die gedacht ist, welche durch übertriebnen Liberalismus an der Grenze im Jnnern die größten Sklaven werden, die es gibt, die Sklaven der Armuth! Der Staat hat die Verpflichtung, nicht blos, wie es in England geschieht, die Armuth ausschließlich zu ernähren, sondern sie zu beschäftigen und das Armwerden, wenn es nicht durch physische und moralische Umstände bedingt ist, politisch wenigstens ganz unmöglich zu machen. Oeffentliche Bauten und Communalzwecke, selbst wenn es nur erfundene Zwecke sind, haben immer dazu gedient, die Armuth zu hintertreiben. Jch verachte diese rauhe Philosophie, die sich seit einiger Zeit unsrer Staatsmänner und unsres ganzen Egoismus bemächtigt hat, daß Jeder selbst sehen möge, wie er fortkomme! Wer kann sagen, daß er etwas ist, ohne es durch Andere geworden zu seyn? Selbst denen, welche unter mir stehen, hab’ ich zarte und geheimnißvolle Verpflichtungen. Alle die, </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0253]
und die gesellschaftliche Philosophie der Natur in den Weg treten und sie bekämpfen. Allein dieß muß dabei immer der erste Satz seyn: Wollet das, was die Natur will, aber wollet es nur auf andere Weise, als die Natur! Das Einfache und Natürliche wird immer den Sieg haben, nur muß es dabei Waffen führen, die unser Gefühl, unsre Besorgniß ihm in die Hand geben. Laßt diese oder jene Thätigkeitszweige aussterben, aber sorgt für die, welche darauf sitzen und durch einen euerer allzuschnellen Handgriffe unten würden zerschmettert liegen. Gebt keine Einfuhrsteuer eher frei, ehe nicht an die gedacht ist, welche durch übertriebnen Liberalismus an der Grenze im Jnnern die größten Sklaven werden, die es gibt, die Sklaven der Armuth! Der Staat hat die Verpflichtung, nicht blos, wie es in England geschieht, die Armuth ausschließlich zu ernähren, sondern sie zu beschäftigen und das Armwerden, wenn es nicht durch physische und moralische Umstände bedingt ist, politisch wenigstens ganz unmöglich zu machen. Oeffentliche Bauten und Communalzwecke, selbst wenn es nur erfundene Zwecke sind, haben immer dazu gedient, die Armuth zu hintertreiben. Jch verachte diese rauhe Philosophie, die sich seit einiger Zeit unsrer Staatsmänner und unsres ganzen Egoismus bemächtigt hat, daß Jeder selbst sehen möge, wie er fortkomme! Wer kann sagen, daß er etwas ist, ohne es durch Andere geworden zu seyn? Selbst denen, welche unter mir stehen, hab’ ich zarte und geheimnißvolle Verpflichtungen. Alle die,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/253>, abgerufen am 28.07.2024. |