Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Wenn ich diesen Empfindungen nachhing, so bildete sich in mir eine Jdee aus, von welcher ich durch dieses Werk, das ich Jhnen, mein Herr, widmen wollte, nur eine Vorstellung geben kann. Jch sann über eine Schrift, die zwar den Zweck, für den sie geschrieben ist, niemals selbst wird erfüllen können, die aber doch Viele, die für ihn arbeiten könnten, darauf aufmerksam machen wollte. Jch kann nicht auf die Leute wirken, die ich liebe, auf das Volk, aber auf die, die mit ihm umgehen. Meine Schrift sollte Alles umfassen, was den Geist unseres Jahrhunderts begreift, aber sie sollte vom Jndividuum, nicht von den Tendenzen anfangen. Jch hätte gern zuerst ein Kind unsrer Zeit geschildert, wie es geboren und erzogen wird, dann die Begriffe, die es einsaugt, dann die, welche ihm später zur Auswahl angeboten werden. Ein Gemälde des Jahrhunderts vom 5. Mai 1789 bis auf die berüchtigte Quadrupelallianz unsrer Tage würde sich an diese Prämissen angereiht haben. Jetzt folgen Religion und Staat, Kunst und Wenn ich diesen Empfindungen nachhing, so bildete sich in mir eine Jdee aus, von welcher ich durch dieses Werk, das ich Jhnen, mein Herr, widmen wollte, nur eine Vorstellung geben kann. Jch sann über eine Schrift, die zwar den Zweck, für den sie geschrieben ist, niemals selbst wird erfüllen können, die aber doch Viele, die für ihn arbeiten könnten, darauf aufmerksam machen wollte. Jch kann nicht auf die Leute wirken, die ich liebe, auf das Volk, aber auf die, die mit ihm umgehen. Meine Schrift sollte Alles umfassen, was den Geist unseres Jahrhunderts begreift, aber sie sollte vom Jndividuum, nicht von den Tendenzen anfangen. Jch hätte gern zuerst ein Kind unsrer Zeit geschildert, wie es geboren und erzogen wird, dann die Begriffe, die es einsaugt, dann die, welche ihm später zur Auswahl angeboten werden. Ein Gemälde des Jahrhunderts vom 5. Mai 1789 bis auf die berüchtigte Quadrupelallianz unsrer Tage würde sich an diese Prämissen angereiht haben. Jetzt folgen Religion und Staat, Kunst und <TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><pb facs="#f0025" n="XXI"/> Wenn ich diesen Empfindungen nachhing, so bildete sich in mir eine Jdee aus, von welcher ich durch dieses Werk, das ich Jhnen, mein Herr, widmen wollte, nur eine Vorstellung geben kann. Jch sann über eine Schrift, die zwar den Zweck, für den sie geschrieben ist, niemals selbst wird erfüllen können, die aber doch Viele, die für ihn arbeiten könnten, darauf aufmerksam machen wollte. <ref xml:id="TEXTIchkannnichtBISmitihmumgehen" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLIchkannnichtBISmitihmumgehen">Jch kann nicht auf die Leute wirken, die ich liebe, auf das Volk, aber auf die, die mit ihm umgehen</ref>. Meine Schrift sollte Alles umfassen, was den Geist unseres Jahrhunderts begreift, aber sie sollte vom Jndividuum, nicht von den Tendenzen anfangen. <ref xml:id="TEXTIchhaetteBISZeitgeschildert" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLIchhaetteBISZeitgeschildert">Jch hätte gern zuerst ein Kind unsrer Zeit geschildert</ref>, wie es geboren und erzogen wird, dann die Begriffe, die es einsaugt, dann die, welche ihm später zur Auswahl angeboten werden. Ein Gemälde des Jahrhunderts <ref xml:id="TEXTvom5MaiBISunsrerTage" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLvom5MaiBISunsrerTage">vom 5. Mai 1789 bis auf die berüchtigte Quadrupelallianz unsrer Tage</ref> würde sich an diese Prämissen angereiht haben. Jetzt folgen Religion und Staat, Kunst und </p> </div> </front> </text> </TEI> [XXI/0025]
Wenn ich diesen Empfindungen nachhing, so bildete sich in mir eine Jdee aus, von welcher ich durch dieses Werk, das ich Jhnen, mein Herr, widmen wollte, nur eine Vorstellung geben kann. Jch sann über eine Schrift, die zwar den Zweck, für den sie geschrieben ist, niemals selbst wird erfüllen können, die aber doch Viele, die für ihn arbeiten könnten, darauf aufmerksam machen wollte. Jch kann nicht auf die Leute wirken, die ich liebe, auf das Volk, aber auf die, die mit ihm umgehen. Meine Schrift sollte Alles umfassen, was den Geist unseres Jahrhunderts begreift, aber sie sollte vom Jndividuum, nicht von den Tendenzen anfangen. Jch hätte gern zuerst ein Kind unsrer Zeit geschildert, wie es geboren und erzogen wird, dann die Begriffe, die es einsaugt, dann die, welche ihm später zur Auswahl angeboten werden. Ein Gemälde des Jahrhunderts vom 5. Mai 1789 bis auf die berüchtigte Quadrupelallianz unsrer Tage würde sich an diese Prämissen angereiht haben. Jetzt folgen Religion und Staat, Kunst und
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