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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Behauptungen, die weder von St. Simon aufgestellt waren, noch von allen Genossen Enfantins gebilligt wurden, und die mit dazu beitrugen, die ganze neue Religion jener Sekte in einen Straßenspektakel und einen kläglichen Conkursprozeß zu verwandeln. Das Richtige und Tüchtige am St. Simonismus hat nicht nöthig, an die Landenge von Suez zu flüchten, sondern ist in Europa geblieben und wird wirken, wenn auch unter gänzlich veränderten und den bedenklichen Ursprung unkenntlich machenden Gestalten. Brauchen wir hier mehr, als an die gediegenen Leistungen ehemaliger St. Simonisten, Lerminiers und besonders Michel Chevaliers, zu erinnern?

Theologen und Haarspalter von Oxford und Rom, irdische Pfründeninhaber und Wegweiser zum Himmel, wollt ihr leugnen, daß in der Feindschaft, die der St. Simonismus euch schwur, doch ein großer Theil der Freundschaft lag, die zu befördern ihr berufen zu seyn vorgebt, der Freundschaft für höhere und geistliche Dinge? Jch bezweifle nicht, was Gott wohlgefälliger ist, die Satzungen einer positiven Religion hinnehmen als tägliches Brod, als eingelernten Morgen- und Abendsegen, als Gemeinplatz, auf den man immer mit etwas herabgelassenen Augenliedern zurückkömmt, und der in so viel mit Goldschnitt gebundenen Phrasen sich ausdrücken, begreiflich machen und äußerlich erwerben lassen kann; oder jener Muth, sich verfolgen und verspotten zu lassen, das Positive umzustoßen und zu versuchen, etwas Neues,

Behauptungen, die weder von St. Simon aufgestellt waren, noch von allen Genossen Enfantins gebilligt wurden, und die mit dazu beitrugen, die ganze neue Religion jener Sekte in einen Straßenspektakel und einen kläglichen Conkursprozeß zu verwandeln. Das Richtige und Tüchtige am St. Simonismus hat nicht nöthig, an die Landenge von Suez zu flüchten, sondern ist in Europa geblieben und wird wirken, wenn auch unter gänzlich veränderten und den bedenklichen Ursprung unkenntlich machenden Gestalten. Brauchen wir hier mehr, als an die gediegenen Leistungen ehemaliger St. Simonisten, Lerminiers und besonders Michel Chevaliers, zu erinnern?

Theologen und Haarspalter von Oxford und Rom, irdische Pfründeninhaber und Wegweiser zum Himmel, wollt ihr leugnen, daß in der Feindschaft, die der St. Simonismus euch schwur, doch ein großer Theil der Freundschaft lag, die zu befördern ihr berufen zu seyn vorgebt, der Freundschaft für höhere und geistliche Dinge? Jch bezweifle nicht, was Gott wohlgefälliger ist, die Satzungen einer positiven Religion hinnehmen als tägliches Brod, als eingelernten Morgen- und Abendsegen, als Gemeinplatz, auf den man immer mit etwas herabgelassenen Augenliedern zurückkömmt, und der in so viel mit Goldschnitt gebundenen Phrasen sich ausdrücken, begreiflich machen und äußerlich erwerben lassen kann; oder jener Muth, sich verfolgen und verspotten zu lassen, das Positive umzustoßen und zu versuchen, etwas Neues,

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[215/0243] Behauptungen, die weder von St. Simon aufgestellt waren, noch von allen Genossen Enfantins gebilligt wurden, und die mit dazu beitrugen, die ganze neue Religion jener Sekte in einen Straßenspektakel und einen kläglichen Conkursprozeß zu verwandeln. Das Richtige und Tüchtige am St. Simonismus hat nicht nöthig, an die Landenge von Suez zu flüchten, sondern ist in Europa geblieben und wird wirken, wenn auch unter gänzlich veränderten und den bedenklichen Ursprung unkenntlich machenden Gestalten. Brauchen wir hier mehr, als an die gediegenen Leistungen ehemaliger St. Simonisten, Lerminiers und besonders Michel Chevaliers, zu erinnern? Theologen und Haarspalter von Oxford und Rom, irdische Pfründeninhaber und Wegweiser zum Himmel, wollt ihr leugnen, daß in der Feindschaft, die der St. Simonismus euch schwur, doch ein großer Theil der Freundschaft lag, die zu befördern ihr berufen zu seyn vorgebt, der Freundschaft für höhere und geistliche Dinge? Jch bezweifle nicht, was Gott wohlgefälliger ist, die Satzungen einer positiven Religion hinnehmen als tägliches Brod, als eingelernten Morgen- und Abendsegen, als Gemeinplatz, auf den man immer mit etwas herabgelassenen Augenliedern zurückkömmt, und der in so viel mit Goldschnitt gebundenen Phrasen sich ausdrücken, begreiflich machen und äußerlich erwerben lassen kann; oder jener Muth, sich verfolgen und verspotten zu lassen, das Positive umzustoßen und zu versuchen, etwas Neues,

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/243>, abgerufen am 23.11.2024.