Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.ich finde: 1) meinen Commissionär mit einer langen Liste von Kapitalisten, die auf das Journal Wischiwaschi bereits Aktien genommen haben; 2) einen zweiten Commissionär, der mir die Unterschriften von fünfzig Buchhändlern, Marchands de Mode, Aerzten, Sprachlehrern u. s. w. bringt, die sich entschließen werden, ihre Werke, ihre Modesachen, ihre Methodes depuratifs et vegetales gegen Dartres und Maladies secretes, endlich ihre Hamilton'schen Sprachkourse in meinem fertig etablirten Wischiwaschi anzeigen und sich die Kosten dafür berechnen zu lassen, 3) endlich ein ganzes Stück der lebenden französischen Literatur: einen Exoffizier der Munizipalgarde als Gerant responsable, der sich für das Journal in vorkommenden Fällen einstecken läßt oder duellirt, einen ehemaligen St. Simonisten, spätern Präsidenten einer Sektion der Menschenrechte und unter polizeilicher Aufsicht stehenden Aprilgefangenen, guten Stylisten sonst und Fechthahn mit der Feder, als Hauptredakteur, drei andre als Hülfsarbeiter, junge Studenten der Rechtsschule, die kein Geld haben, um zehen Jahre Advokat ohne Prozesse zu seyn, einen deutschen Flüchtling, der die Allgemeine Zeitung excerpirt, einen ditto polnischen, der mit einer gewissen Gewandtheit mörderische Lügen von sibirischem Kindermord und litthauischen Rekrutenaushebungen zu erfinden weiß, endlich einen Feuilletonisten, einen eiteln affektirten Geck, in welchem ich die Ehre habe Herrn Alphonse Karr kennen zu lernen. Das Journal ist fertig; 100,000 Franks sind baar ich finde: 1) meinen Commissionär mit einer langen Liste von Kapitalisten, die auf das Journal Wischiwaschi bereits Aktien genommen haben; 2) einen zweiten Commissionär, der mir die Unterschriften von fünfzig Buchhändlern, Marchands de Mode, Aerzten, Sprachlehrern u. s. w. bringt, die sich entschließen werden, ihre Werke, ihre Modesachen, ihre Méthodes dépuratifs et végétales gegen Dartres und Maladies secrètes, endlich ihre Hamilton’schen Sprachkourse in meinem fertig etablirten Wischiwaschi anzeigen und sich die Kosten dafür berechnen zu lassen, 3) endlich ein ganzes Stück der lebenden französischen Literatur: einen Exoffizier der Munizipalgarde als Gérant responsable, der sich für das Journal in vorkommenden Fällen einstecken läßt oder duellirt, einen ehemaligen St. Simonisten, spätern Präsidenten einer Sektion der Menschenrechte und unter polizeilicher Aufsicht stehenden Aprilgefangenen, guten Stylisten sonst und Fechthahn mit der Feder, als Hauptredakteur, drei andre als Hülfsarbeiter, junge Studenten der Rechtsschule, die kein Geld haben, um zehen Jahre Advokat ohne Prozesse zu seyn, einen deutschen Flüchtling, der die Allgemeine Zeitung excerpirt, einen ditto polnischen, der mit einer gewissen Gewandtheit mörderische Lügen von sibirischem Kindermord und litthauischen Rekrutenaushebungen zu erfinden weiß, endlich einen Feuilletonisten, einen eiteln affektirten Geck, in welchem ich die Ehre habe Herrn Alphonse Karr kennen zu lernen. Das Journal ist fertig; 100,000 Franks sind baar <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0228" n="200"/> ich finde: 1) meinen Commissionär mit einer langen Liste von Kapitalisten, die auf das Journal Wischiwaschi bereits Aktien genommen haben; 2) einen zweiten Commissionär, der mir die Unterschriften von fünfzig Buchhändlern, Marchands de Mode, Aerzten, Sprachlehrern u. s. w. bringt, die sich entschließen werden, ihre Werke, ihre Modesachen, ihre <hi rendition="#aq">Méthodes dépuratifs et végétales</hi> gegen <hi rendition="#aq">Dartres</hi> und <hi rendition="#aq">Maladies secrètes</hi>, endlich ihre Hamilton’schen Sprachkourse in meinem fertig etablirten Wischiwaschi anzeigen und sich die Kosten dafür berechnen zu lassen, 3) endlich ein ganzes Stück der lebenden französischen Literatur: einen Exoffizier der Munizipalgarde als <hi rendition="#aq">Gérant responsable</hi>, der sich für das Journal in vorkommenden Fällen einstecken läßt oder duellirt, einen ehemaligen St. Simonisten, spätern Präsidenten einer Sektion der Menschenrechte und unter polizeilicher Aufsicht stehenden Aprilgefangenen, guten Stylisten sonst und Fechthahn mit der Feder, als Hauptredakteur, drei andre als Hülfsarbeiter, junge Studenten der Rechtsschule, die kein Geld haben, um zehen Jahre Advokat ohne Prozesse zu seyn, einen deutschen Flüchtling, der die Allgemeine Zeitung excerpirt, einen ditto polnischen, der mit einer gewissen Gewandtheit mörderische Lügen von sibirischem Kindermord und litthauischen Rekrutenaushebungen zu erfinden weiß, endlich einen Feuilletonisten, einen eiteln affektirten Geck, in welchem ich die Ehre habe Herrn Alphonse Karr kennen zu lernen. Das Journal ist fertig; 100,000 Franks sind baar </p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0228]
ich finde: 1) meinen Commissionär mit einer langen Liste von Kapitalisten, die auf das Journal Wischiwaschi bereits Aktien genommen haben; 2) einen zweiten Commissionär, der mir die Unterschriften von fünfzig Buchhändlern, Marchands de Mode, Aerzten, Sprachlehrern u. s. w. bringt, die sich entschließen werden, ihre Werke, ihre Modesachen, ihre Méthodes dépuratifs et végétales gegen Dartres und Maladies secrètes, endlich ihre Hamilton’schen Sprachkourse in meinem fertig etablirten Wischiwaschi anzeigen und sich die Kosten dafür berechnen zu lassen, 3) endlich ein ganzes Stück der lebenden französischen Literatur: einen Exoffizier der Munizipalgarde als Gérant responsable, der sich für das Journal in vorkommenden Fällen einstecken läßt oder duellirt, einen ehemaligen St. Simonisten, spätern Präsidenten einer Sektion der Menschenrechte und unter polizeilicher Aufsicht stehenden Aprilgefangenen, guten Stylisten sonst und Fechthahn mit der Feder, als Hauptredakteur, drei andre als Hülfsarbeiter, junge Studenten der Rechtsschule, die kein Geld haben, um zehen Jahre Advokat ohne Prozesse zu seyn, einen deutschen Flüchtling, der die Allgemeine Zeitung excerpirt, einen ditto polnischen, der mit einer gewissen Gewandtheit mörderische Lügen von sibirischem Kindermord und litthauischen Rekrutenaushebungen zu erfinden weiß, endlich einen Feuilletonisten, einen eiteln affektirten Geck, in welchem ich die Ehre habe Herrn Alphonse Karr kennen zu lernen. Das Journal ist fertig; 100,000 Franks sind baar
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/228>, abgerufen am 28.07.2024. |