Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Andere Stände ernähren sich von den Proportionen zwischen der rohen Arbeit, die im Handel vorkommen, und vom Bankwesen wieder, welches die Proportionen des Handels ausdrückt. Beamte schreiben den sauern Schweiß des Einen auf den sauern Schweiß des Andern über. Sie fassen die Menschen in runden Summen zusammen, controliren ihr Gehen und Stehen, ihr Alter, ihre Kinder, ihr Vermögen, ihre Pflichten, ihre Tugenden und Verbrechen, ihr Sterben sogar und schreiben es Alles in kurzen Nennwerthen in rothliniirten Büchern an, und machen Latus und Transport für das nächste Folioblatt. Andere endlich, die Chevaliers d'Jndustrie, leben von ganz idealischen Bedürfnissen, die sie erst in dem Augenblicke schaffen, wo sie sie schon, natürlich für Geld, zu befriedigen sich eilen. Der Savoyarde stürzt in Paris auf dich ein: Mein Herr, Jhre Stiefeln! Man hat kaum hingesehen, ob die Stiefeln, die man vor einer Minute, wo man eben aus seinem Hause trat, glänzend anzog, wirklich schon verunreinigt seyn sollten, und kann auch nun nicht mehr vergleichen; denn der Bursche verdeckt die Aussicht und putzt etwas, das spiegelblank war. Der echte Chevalier d'Jndustrie schafft sich selbst sein Gewerbe. Er geht in ein Spielhaus und wartet auf junge Neulinge. Sie kommen. Er sieht es an der Haltung und der ganzen naiven Neugierde und dem klopfenden Herzen. Er sieht es, daß sie das Spielhaus für eine Satanshöhle halten und doch ihr Glück darin Andere Stände ernähren sich von den Proportionen zwischen der rohen Arbeit, die im Handel vorkommen, und vom Bankwesen wieder, welches die Proportionen des Handels ausdrückt. Beamte schreiben den sauern Schweiß des Einen auf den sauern Schweiß des Andern über. Sie fassen die Menschen in runden Summen zusammen, controliren ihr Gehen und Stehen, ihr Alter, ihre Kinder, ihr Vermögen, ihre Pflichten, ihre Tugenden und Verbrechen, ihr Sterben sogar und schreiben es Alles in kurzen Nennwerthen in rothliniirten Büchern an, und machen Latus und Transport für das nächste Folioblatt. Andere endlich, die Chevaliers d’Jndustrie, leben von ganz idealischen Bedürfnissen, die sie erst in dem Augenblicke schaffen, wo sie sie schon, natürlich für Geld, zu befriedigen sich eilen. Der Savoyarde stürzt in Paris auf dich ein: Mein Herr, Jhre Stiefeln! Man hat kaum hingesehen, ob die Stiefeln, die man vor einer Minute, wo man eben aus seinem Hause trat, glänzend anzog, wirklich schon verunreinigt seyn sollten, und kann auch nun nicht mehr vergleichen; denn der Bursche verdeckt die Aussicht und putzt etwas, das spiegelblank war. Der echte Chevalier d’Jndustrie schafft sich selbst sein Gewerbe. Er geht in ein Spielhaus und wartet auf junge Neulinge. Sie kommen. Er sieht es an der Haltung und der ganzen naiven Neugierde und dem klopfenden Herzen. Er sieht es, daß sie das Spielhaus für eine Satanshöhle halten und doch ihr Glück darin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0224" n="196"/> <p> Andere Stände ernähren sich von den Proportionen zwischen der rohen Arbeit, die im Handel vorkommen, und vom Bankwesen wieder, welches die Proportionen des Handels ausdrückt. Beamte schreiben den sauern Schweiß des Einen auf den sauern Schweiß des Andern über. Sie fassen die Menschen in runden Summen zusammen, controliren ihr Gehen und Stehen, ihr Alter, ihre Kinder, ihr Vermögen, ihre Pflichten, ihre Tugenden und Verbrechen, ihr Sterben sogar und schreiben es Alles in kurzen Nennwerthen in rothliniirten Büchern an, und machen Latus und Transport für das nächste Folioblatt.</p> <p>Andere endlich, die Chevaliers d’Jndustrie, leben von ganz idealischen Bedürfnissen, die sie erst in dem Augenblicke schaffen, wo sie sie schon, natürlich für Geld, zu befriedigen sich eilen. Der Savoyarde stürzt in Paris auf dich ein: Mein Herr, Jhre Stiefeln! Man hat kaum hingesehen, ob die Stiefeln, die man vor einer Minute, wo man eben aus seinem Hause trat, glänzend anzog, wirklich schon verunreinigt seyn sollten, und kann auch nun nicht mehr vergleichen; denn der Bursche verdeckt die Aussicht und putzt etwas, das spiegelblank war. Der echte Chevalier d’Jndustrie schafft sich selbst sein Gewerbe. Er geht in ein Spielhaus und wartet auf junge Neulinge. Sie kommen. Er sieht es an der Haltung und der ganzen naiven Neugierde und dem klopfenden Herzen. Er sieht es, daß sie das Spielhaus für eine Satanshöhle halten und doch ihr Glück darin </p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0224]
Andere Stände ernähren sich von den Proportionen zwischen der rohen Arbeit, die im Handel vorkommen, und vom Bankwesen wieder, welches die Proportionen des Handels ausdrückt. Beamte schreiben den sauern Schweiß des Einen auf den sauern Schweiß des Andern über. Sie fassen die Menschen in runden Summen zusammen, controliren ihr Gehen und Stehen, ihr Alter, ihre Kinder, ihr Vermögen, ihre Pflichten, ihre Tugenden und Verbrechen, ihr Sterben sogar und schreiben es Alles in kurzen Nennwerthen in rothliniirten Büchern an, und machen Latus und Transport für das nächste Folioblatt.
Andere endlich, die Chevaliers d’Jndustrie, leben von ganz idealischen Bedürfnissen, die sie erst in dem Augenblicke schaffen, wo sie sie schon, natürlich für Geld, zu befriedigen sich eilen. Der Savoyarde stürzt in Paris auf dich ein: Mein Herr, Jhre Stiefeln! Man hat kaum hingesehen, ob die Stiefeln, die man vor einer Minute, wo man eben aus seinem Hause trat, glänzend anzog, wirklich schon verunreinigt seyn sollten, und kann auch nun nicht mehr vergleichen; denn der Bursche verdeckt die Aussicht und putzt etwas, das spiegelblank war. Der echte Chevalier d’Jndustrie schafft sich selbst sein Gewerbe. Er geht in ein Spielhaus und wartet auf junge Neulinge. Sie kommen. Er sieht es an der Haltung und der ganzen naiven Neugierde und dem klopfenden Herzen. Er sieht es, daß sie das Spielhaus für eine Satanshöhle halten und doch ihr Glück darin
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