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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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daß Amerika Grundsätze und Prinzipien hat, welche sich die Europäer nicht einimpfen lassen. Der Charakter des Europäers gleicht einem zackigen Waldbaume, der so und so kraus und konfus wächst, der des Amerikaners einer schlanken Pappel. Wie viel Selbstbestimmung bleibt nicht den Europäern überlassen! Während in Nordamerika die Sicherheit der öffentlichen Thatsachen eine harmlose Hingebung an den einfachsten Bildungsweg erlaubt, stellt sich der Europäer gegen Alles, was auf ihn einwirken könnte, in Opposition und kann selten zu jener gleichmüthigen Verfolgung eines einseitigen Lebenszweckes kommen, der dem Amerikaner selbst in seiner Jugend schon so viel Praxis gibt. Man nehme nur die Religion! Sie ist dem Amerikaner nächst der Freiheit das Wichtigste, allein sie beschäftigt ihn weit weniger, als den Europäer. Bei uns werden selbst die von Spekulationen über das Unsichtbare eingenommen, welche an das Unsichtbare gar nicht glauben. Der Atheismus der europäischen Gesellschaft ist aber eine Religion, die uns mehr zu schaffen macht, wie dem Amerikaner seine fromme Gebärde und sein vierteljährliches Abendmahl. Auch werden wir nie erreichen, alle Jdeen, welche nach höhern Regionen streben, so eng verschwistern zu können, wie sie im Kopf und im Herzen des Amerikaners sich vertragen. So beschäftigt zwar unsre Philosophen vielfach die Verbindung der Politik mit der Religion; allein wir werden, wenn wir auf das sehen, was ist, auf die Menschen, wie sie sind, immer vor dem ungeheuern

daß Amerika Grundsätze und Prinzipien hat, welche sich die Europäer nicht einimpfen lassen. Der Charakter des Europäers gleicht einem zackigen Waldbaume, der so und so kraus und konfus wächst, der des Amerikaners einer schlanken Pappel. Wie viel Selbstbestimmung bleibt nicht den Europäern überlassen! Während in Nordamerika die Sicherheit der öffentlichen Thatsachen eine harmlose Hingebung an den einfachsten Bildungsweg erlaubt, stellt sich der Europäer gegen Alles, was auf ihn einwirken könnte, in Opposition und kann selten zu jener gleichmüthigen Verfolgung eines einseitigen Lebenszweckes kommen, der dem Amerikaner selbst in seiner Jugend schon so viel Praxis gibt. Man nehme nur die Religion! Sie ist dem Amerikaner nächst der Freiheit das Wichtigste, allein sie beschäftigt ihn weit weniger, als den Europäer. Bei uns werden selbst die von Spekulationen über das Unsichtbare eingenommen, welche an das Unsichtbare gar nicht glauben. Der Atheismus der europäischen Gesellschaft ist aber eine Religion, die uns mehr zu schaffen macht, wie dem Amerikaner seine fromme Gebärde und sein vierteljährliches Abendmahl. Auch werden wir nie erreichen, alle Jdeen, welche nach höhern Regionen streben, so eng verschwistern zu können, wie sie im Kopf und im Herzen des Amerikaners sich vertragen. So beschäftigt zwar unsre Philosophen vielfach die Verbindung der Politik mit der Religion; allein wir werden, wenn wir auf das sehen, was ist, auf die Menschen, wie sie sind, immer vor dem ungeheuern

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[138/0166] daß Amerika Grundsätze und Prinzipien hat, welche sich die Europäer nicht einimpfen lassen. Der Charakter des Europäers gleicht einem zackigen Waldbaume, der so und so kraus und konfus wächst, der des Amerikaners einer schlanken Pappel. Wie viel Selbstbestimmung bleibt nicht den Europäern überlassen! Während in Nordamerika die Sicherheit der öffentlichen Thatsachen eine harmlose Hingebung an den einfachsten Bildungsweg erlaubt, stellt sich der Europäer gegen Alles, was auf ihn einwirken könnte, in Opposition und kann selten zu jener gleichmüthigen Verfolgung eines einseitigen Lebenszweckes kommen, der dem Amerikaner selbst in seiner Jugend schon so viel Praxis gibt. Man nehme nur die Religion! Sie ist dem Amerikaner nächst der Freiheit das Wichtigste, allein sie beschäftigt ihn weit weniger, als den Europäer. Bei uns werden selbst die von Spekulationen über das Unsichtbare eingenommen, welche an das Unsichtbare gar nicht glauben. Der Atheismus der europäischen Gesellschaft ist aber eine Religion, die uns mehr zu schaffen macht, wie dem Amerikaner seine fromme Gebärde und sein vierteljährliches Abendmahl. Auch werden wir nie erreichen, alle Jdeen, welche nach höhern Regionen streben, so eng verschwistern zu können, wie sie im Kopf und im Herzen des Amerikaners sich vertragen. So beschäftigt zwar unsre Philosophen vielfach die Verbindung der Politik mit der Religion; allein wir werden, wenn wir auf das sehen, was ist, auf die Menschen, wie sie sind, immer vor dem ungeheuern

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/166>, abgerufen am 24.11.2024.