Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.Umsatz, der krampfhaft ist, den theils der Schwindelgeist des Einzelnen in Bewegung setzt, theils das System der Privatbanken in eine Höhe treibt, wo der fliegenden Hitze bald Zähneklappern folgt. Der Jdealismus der Börse beruht auf anderen Grundlagen als der des Handels. Jener fingirt Ausgaben, für welche er mit einem gewissen Risiko reelle Zinsen bezieht: es steckt jüdische Wucherei in dem System. Dieser fingirt unverhältnißmäßige Nennwerthe für eine kleine Summe, die ihm disponibel ist: es steckt in ihm die Verzweiflung eines Bankeruttirers. Dennoch hat die Börse einige baare Zahlungen unumgänglich nothwendig. Dieß machte, daß sie den übrigen Handel vollends absorbirte. Die Sucht, hohe Zinsen zu heben, verführte den Spekulationsgeist zu einer Menge von Unternehmungen, die alle auf den Geldmarkt und den speziellen Merkantilismus eine nachtheilige Wirkung äußerten. Ein Enthusiast tritt auf und entwirft den Plan einer neuen Kanalverbindung, einer Eisenbahn, eines Tunnels, vielleicht noch einmal eines Tunnels unter dem Ozean fort. Er steht nicht lange allein, die Spekulanten, um nicht zu sagen die Kapitalisten, folgen ihm. Die erste Einschreibung ist allgemein, bei der zweiten fehlen schon einige, die dritte hält man der Ehre wegen aus, die vierte muß man schon des Kredits wegen. Alle nur mögliche Summen werden aufgetrieben, um die lachende Dividende zu beschleunigen; dem Handel fängt an das baare Geld auszugehen; er Umsatz, der krampfhaft ist, den theils der Schwindelgeist des Einzelnen in Bewegung setzt, theils das System der Privatbanken in eine Höhe treibt, wo der fliegenden Hitze bald Zähneklappern folgt. Der Jdealismus der Börse beruht auf anderen Grundlagen als der des Handels. Jener fingirt Ausgaben, für welche er mit einem gewissen Risiko reelle Zinsen bezieht: es steckt jüdische Wucherei in dem System. Dieser fingirt unverhältnißmäßige Nennwerthe für eine kleine Summe, die ihm disponibel ist: es steckt in ihm die Verzweiflung eines Bankeruttirers. Dennoch hat die Börse einige baare Zahlungen unumgänglich nothwendig. Dieß machte, daß sie den übrigen Handel vollends absorbirte. Die Sucht, hohe Zinsen zu heben, verführte den Spekulationsgeist zu einer Menge von Unternehmungen, die alle auf den Geldmarkt und den speziellen Merkantilismus eine nachtheilige Wirkung äußerten. Ein Enthusiast tritt auf und entwirft den Plan einer neuen Kanalverbindung, einer Eisenbahn, eines Tunnels, vielleicht noch einmal eines Tunnels unter dem Ozean fort. Er steht nicht lange allein, die Spekulanten, um nicht zu sagen die Kapitalisten, folgen ihm. Die erste Einschreibung ist allgemein, bei der zweiten fehlen schon einige, die dritte hält man der Ehre wegen aus, die vierte muß man schon des Kredits wegen. Alle nur mögliche Summen werden aufgetrieben, um die lachende Dividende zu beschleunigen; dem Handel fängt an das baare Geld auszugehen; er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="112"/> Umsatz, der krampfhaft ist, den theils der Schwindelgeist des Einzelnen in Bewegung setzt, theils das System der Privatbanken in eine Höhe treibt, wo der fliegenden Hitze bald Zähneklappern folgt.</p> <p>Der Jdealismus der Börse beruht auf anderen Grundlagen als der des Handels. Jener fingirt Ausgaben, für welche er mit einem gewissen Risiko reelle Zinsen bezieht: es steckt jüdische Wucherei in dem System. Dieser fingirt unverhältnißmäßige Nennwerthe für eine kleine Summe, die ihm disponibel ist: es steckt in ihm die Verzweiflung eines Bankeruttirers. Dennoch hat die Börse einige baare Zahlungen unumgänglich nothwendig. Dieß machte, daß sie den übrigen Handel vollends absorbirte. Die Sucht, hohe Zinsen zu heben, verführte den Spekulationsgeist zu einer Menge von Unternehmungen, die alle auf den Geldmarkt und den speziellen Merkantilismus eine nachtheilige Wirkung äußerten. Ein Enthusiast tritt auf und entwirft den Plan einer neuen Kanalverbindung, einer Eisenbahn, eines Tunnels, vielleicht noch einmal eines Tunnels unter dem Ozean fort. Er steht nicht lange allein, die Spekulanten, um nicht zu sagen die Kapitalisten, folgen ihm. Die erste Einschreibung ist allgemein, bei der zweiten fehlen schon einige, die dritte hält man der Ehre wegen aus, die vierte muß man schon des Kredits wegen. Alle nur mögliche Summen werden aufgetrieben, um die lachende Dividende zu beschleunigen; dem Handel fängt an das baare Geld auszugehen; er </p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0140]
Umsatz, der krampfhaft ist, den theils der Schwindelgeist des Einzelnen in Bewegung setzt, theils das System der Privatbanken in eine Höhe treibt, wo der fliegenden Hitze bald Zähneklappern folgt.
Der Jdealismus der Börse beruht auf anderen Grundlagen als der des Handels. Jener fingirt Ausgaben, für welche er mit einem gewissen Risiko reelle Zinsen bezieht: es steckt jüdische Wucherei in dem System. Dieser fingirt unverhältnißmäßige Nennwerthe für eine kleine Summe, die ihm disponibel ist: es steckt in ihm die Verzweiflung eines Bankeruttirers. Dennoch hat die Börse einige baare Zahlungen unumgänglich nothwendig. Dieß machte, daß sie den übrigen Handel vollends absorbirte. Die Sucht, hohe Zinsen zu heben, verführte den Spekulationsgeist zu einer Menge von Unternehmungen, die alle auf den Geldmarkt und den speziellen Merkantilismus eine nachtheilige Wirkung äußerten. Ein Enthusiast tritt auf und entwirft den Plan einer neuen Kanalverbindung, einer Eisenbahn, eines Tunnels, vielleicht noch einmal eines Tunnels unter dem Ozean fort. Er steht nicht lange allein, die Spekulanten, um nicht zu sagen die Kapitalisten, folgen ihm. Die erste Einschreibung ist allgemein, bei der zweiten fehlen schon einige, die dritte hält man der Ehre wegen aus, die vierte muß man schon des Kredits wegen. Alle nur mögliche Summen werden aufgetrieben, um die lachende Dividende zu beschleunigen; dem Handel fängt an das baare Geld auszugehen; er
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