mir vor drei Sommern diesen Ring. Ist eine Verheirathung dem Gedächtnisse so schädlich?"
"Aber wie kam die Unglückliche zu dem Ringe, den alle Welt als ein Pfand meiner treulosen Versicherungen auslegen wird?" fragte Waldemar mit bleichen Lippen, die doch wie¬ der sprechen konnten, nachdem er sich auf die Huldigungen besann, die er einst Wally ge¬ bracht hatte.
"Ich hatte die Gewohnheit," sagte Wally, "die Ringe meiner Verehrer jährlich im Bade zurückzulassen, indem ich sie in die Becher, die am Sprudel stehen, warf, und diese dann ar¬ men Leuten oder Kindern zu trinken gab. So ist die Närrin wohl zu dem Geschenke ge¬ kommen."
"Gut erfunden!" flüsterte der Referendär, dem im Augenblick auch sein Ehrenhandel mit Cäsar einfiel. Wally blickte etwas stolz: man
mir vor drei Sommern dieſen Ring. Iſt eine Verheirathung dem Gedächtniſſe ſo ſchädlich?“
„Aber wie kam die Unglückliche zu dem Ringe, den alle Welt als ein Pfand meiner treuloſen Verſicherungen auslegen wird?“ fragte Waldemar mit bleichen Lippen, die doch wie¬ der ſprechen konnten, nachdem er ſich auf die Huldigungen beſann, die er einſt Wally ge¬ bracht hatte.
„Ich hatte die Gewohnheit,“ ſagte Wally, „die Ringe meiner Verehrer jährlich im Bade zurückzulaſſen, indem ich ſie in die Becher, die am Sprudel ſtehen, warf, und dieſe dann ar¬ men Leuten oder Kindern zu trinken gab. So iſt die Närrin wohl zu dem Geſchenke ge¬ kommen.“
„Gut erfunden!“ flüſterte der Referendär, dem im Augenblick auch ſein Ehrenhandel mit Cäſar einfiel. Wally blickte etwas ſtolz: man
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mir vor drei Sommern dieſen Ring. Iſt
eine Verheirathung dem Gedächtniſſe ſo
ſchädlich?“
„Aber wie kam die Unglückliche zu dem
Ringe, den alle Welt als ein Pfand meiner
treuloſen Verſicherungen auslegen wird?“ fragte
Waldemar mit bleichen Lippen, die doch wie¬
der ſprechen konnten, nachdem er ſich auf die
Huldigungen beſann, die er einſt Wally ge¬
bracht hatte.
„Ich hatte die Gewohnheit,“ ſagte Wally,
„die Ringe meiner Verehrer jährlich im Bade
zurückzulaſſen, indem ich ſie in die Becher, die
am Sprudel ſtehen, warf, und dieſe dann ar¬
men Leuten oder Kindern zu trinken gab. So
iſt die Närrin wohl zu dem Geſchenke ge¬
kommen.“
„Gut erfunden!“ flüſterte der Referendär,
dem im Augenblick auch ſein Ehrenhandel mit
Cäſar einfiel. Wally blickte etwas ſtolz: man
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/95>, abgerufen am 24.11.2024.
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