Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Mann, der einst blühend und schön war, in
der Residenz zu Wally's Anbetern gehörte, dann
heirathete und trotz der glänzendsten Verhält¬
nisse zu keiner Freude kam, da seine Gattin
an unheilbaren Uebeln siechte. Die Stim¬
mung dieses Mannes theilte sich seinen Umge¬
bungen mit, erst auch Cäsar, verlor sich aber
an diesem in dem Augenblick, als sie für
ihn durch folgende gemischte Anekdote einen
Grund bekam.

Seit Waldemars Ankunft im Bade hatte
sich nämlich das stille Bärbel von den beiden
Indien zurückgezogen. Ihr Betragen gegen ihn
ließ keinen Zweifel, daß dieser Mann die Ur¬
sache ihrer Geistesverwirrung gewesen war. Sie
verfolgte Waldemar, wo er sich nur blicken
ließ, und weinte oft auf dem Wege, wenn er
in zahlreicher Gesellschaft vorüber ging. Jeder
mann kannte den Zusammenhang dieser tragi¬
schen Comödie, doch wollten nicht Alle glauben,

Mann, der einſt blühend und ſchön war, in
der Reſidenz zu Wally's Anbetern gehörte, dann
heirathete und trotz der glänzendſten Verhält¬
niſſe zu keiner Freude kam, da ſeine Gattin
an unheilbaren Uebeln ſiechte. Die Stim¬
mung dieſes Mannes theilte ſich ſeinen Umge¬
bungen mit, erſt auch Cäſar, verlor ſich aber
an dieſem in dem Augenblick, als ſie für
ihn durch folgende gemiſchte Anekdote einen
Grund bekam.

Seit Waldemars Ankunft im Bade hatte
ſich nämlich das ſtille Bärbel von den beiden
Indien zurückgezogen. Ihr Betragen gegen ihn
ließ keinen Zweifel, daß dieſer Mann die Ur¬
ſache ihrer Geiſtesverwirrung geweſen war. Sie
verfolgte Waldemar, wo er ſich nur blicken
ließ, und weinte oft auf dem Wege, wenn er
in zahlreicher Geſellſchaft vorüber ging. Jeder
mann kannte den Zuſammenhang dieſer tragi¬
ſchen Comödie, doch wollten nicht Alle glauben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0089" n="80"/>
Mann, der ein&#x017F;t blühend und &#x017F;chön war, in<lb/>
der Re&#x017F;idenz zu Wally's Anbetern gehörte, dann<lb/>
heirathete und trotz der glänzend&#x017F;ten Verhält¬<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e zu keiner Freude kam, da &#x017F;eine Gattin<lb/>
an unheilbaren Uebeln &#x017F;iechte. Die Stim¬<lb/>
mung die&#x017F;es Mannes theilte &#x017F;ich &#x017F;einen Umge¬<lb/>
bungen mit, er&#x017F;t auch Cä&#x017F;ar, verlor &#x017F;ich aber<lb/>
an die&#x017F;em in dem Augenblick, als &#x017F;ie für<lb/>
ihn durch folgende gemi&#x017F;chte Anekdote einen<lb/>
Grund bekam.</p><lb/>
          <p>Seit Waldemars Ankunft im Bade hatte<lb/>
&#x017F;ich nämlich das &#x017F;tille Bärbel von den beiden<lb/>
Indien zurückgezogen. Ihr Betragen gegen ihn<lb/>
ließ keinen Zweifel, daß die&#x017F;er Mann die Ur¬<lb/>
&#x017F;ache ihrer Gei&#x017F;tesverwirrung gewe&#x017F;en war. Sie<lb/>
verfolgte Waldemar, wo er &#x017F;ich nur blicken<lb/>
ließ, und weinte oft auf dem Wege, wenn er<lb/>
in zahlreicher Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft vorüber ging. Jeder<lb/>
mann kannte den Zu&#x017F;ammenhang die&#x017F;er tragi¬<lb/>
&#x017F;chen Comödie, doch wollten nicht Alle glauben,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0089] Mann, der einſt blühend und ſchön war, in der Reſidenz zu Wally's Anbetern gehörte, dann heirathete und trotz der glänzendſten Verhält¬ niſſe zu keiner Freude kam, da ſeine Gattin an unheilbaren Uebeln ſiechte. Die Stim¬ mung dieſes Mannes theilte ſich ſeinen Umge¬ bungen mit, erſt auch Cäſar, verlor ſich aber an dieſem in dem Augenblick, als ſie für ihn durch folgende gemiſchte Anekdote einen Grund bekam. Seit Waldemars Ankunft im Bade hatte ſich nämlich das ſtille Bärbel von den beiden Indien zurückgezogen. Ihr Betragen gegen ihn ließ keinen Zweifel, daß dieſer Mann die Ur¬ ſache ihrer Geiſtesverwirrung geweſen war. Sie verfolgte Waldemar, wo er ſich nur blicken ließ, und weinte oft auf dem Wege, wenn er in zahlreicher Geſellſchaft vorüber ging. Jeder mann kannte den Zuſammenhang dieſer tragi¬ ſchen Comödie, doch wollten nicht Alle glauben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/89
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/89>, abgerufen am 24.11.2024.