Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

ler; ja auf dem Wege, selbst im Walde sähe sie
ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr
stehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel
auf dem weißen Schurzfell und dieselben gelble¬
dernen Bandeliere um die Schultern gehängt,
welche uns Preußen so fatal sind. Die Aerzte
wissen, daß die Frau bald sterben muß an to¬
taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott,
da steht sie!"

"Wo?" schrie Wally auf.

Cäsar lachte. Es war ein Scherz; aber
sie hatte ihn übel aufgenommen und ließ sich
mit der bittersten Laune über seine Späße und
abentheuerlichen Erzählungen aus.

"Gehen Sie mit Ihren Trommeln und
Trompeten! Womit Sie sich doch alles ab¬
geben!" sagte sie mürrisch, empfahl sich,
und wandte sich allein dem Kaisersaal zu, wo
sie wohnte.


ler; ja auf dem Wege, ſelbſt im Walde ſähe ſie
ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr
ſtehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel
auf dem weißen Schurzfell und dieſelben gelble¬
dernen Bandeliere um die Schultern gehängt,
welche uns Preußen ſo fatal ſind. Die Aerzte
wiſſen, daß die Frau bald ſterben muß an to¬
taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott,
da ſteht ſie!“

„Wo?“ ſchrie Wally auf.

Cäſar lachte. Es war ein Scherz; aber
ſie hatte ihn übel aufgenommen und ließ ſich
mit der bitterſten Laune über ſeine Späße und
abentheuerlichen Erzählungen aus.

„Gehen Sie mit Ihren Trommeln und
Trompeten! Womit Sie ſich doch alles ab¬
geben!“ ſagte ſie mürriſch, empfahl ſich,
und wandte ſich allein dem Kaiſerſaal zu, wo
ſie wohnte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="68"/>
ler; ja auf dem Wege, &#x017F;elb&#x017F;t im Walde &#x017F;ähe &#x017F;ie<lb/>
ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr<lb/>
&#x017F;tehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel<lb/>
auf dem weißen Schurzfell und die&#x017F;elben gelble¬<lb/>
dernen Bandeliere um die Schultern gehängt,<lb/>
welche uns Preußen &#x017F;o fatal &#x017F;ind. Die Aerzte<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, daß die Frau bald &#x017F;terben muß an to¬<lb/>
taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott,<lb/>
da &#x017F;teht &#x017F;ie!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wo?&#x201C; &#x017F;chrie Wally auf.</p><lb/>
          <p>&#x017F;ar lachte. Es war ein Scherz; aber<lb/>
&#x017F;ie hatte ihn übel aufgenommen und ließ &#x017F;ich<lb/>
mit der bitter&#x017F;ten Laune über &#x017F;eine Späße und<lb/>
abentheuerlichen Erzählungen aus.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Gehen Sie mit Ihren Trommeln und<lb/>
Trompeten! Womit Sie &#x017F;ich doch alles ab¬<lb/>
geben!&#x201C; &#x017F;agte &#x017F;ie mürri&#x017F;ch, empfahl &#x017F;ich,<lb/>
und wandte &#x017F;ich allein dem Kai&#x017F;er&#x017F;aal zu, wo<lb/>
&#x017F;ie wohnte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0077] ler; ja auf dem Wege, ſelbſt im Walde ſähe ſie ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr ſtehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel auf dem weißen Schurzfell und dieſelben gelble¬ dernen Bandeliere um die Schultern gehängt, welche uns Preußen ſo fatal ſind. Die Aerzte wiſſen, daß die Frau bald ſterben muß an to¬ taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott, da ſteht ſie!“ „Wo?“ ſchrie Wally auf. Cäſar lachte. Es war ein Scherz; aber ſie hatte ihn übel aufgenommen und ließ ſich mit der bitterſten Laune über ſeine Späße und abentheuerlichen Erzählungen aus. „Gehen Sie mit Ihren Trommeln und Trompeten! Womit Sie ſich doch alles ab¬ geben!“ ſagte ſie mürriſch, empfahl ſich, und wandte ſich allein dem Kaiſerſaal zu, wo ſie wohnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/77
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/77>, abgerufen am 25.11.2024.