ler; ja auf dem Wege, selbst im Walde sähe sie ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr stehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel auf dem weißen Schurzfell und dieselben gelble¬ dernen Bandeliere um die Schultern gehängt, welche uns Preußen so fatal sind. Die Aerzte wissen, daß die Frau bald sterben muß an to¬ taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott, da steht sie!"
"Wo?" schrie Wally auf.
Cäsar lachte. Es war ein Scherz; aber sie hatte ihn übel aufgenommen und ließ sich mit der bittersten Laune über seine Späße und abentheuerlichen Erzählungen aus.
"Gehen Sie mit Ihren Trommeln und Trompeten! Womit Sie sich doch alles ab¬ geben!" sagte sie mürrisch, empfahl sich, und wandte sich allein dem Kaisersaal zu, wo sie wohnte.
ler; ja auf dem Wege, ſelbſt im Walde ſähe ſie ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr ſtehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel auf dem weißen Schurzfell und dieſelben gelble¬ dernen Bandeliere um die Schultern gehängt, welche uns Preußen ſo fatal ſind. Die Aerzte wiſſen, daß die Frau bald ſterben muß an to¬ taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott, da ſteht ſie!“
„Wo?“ ſchrie Wally auf.
Cäſar lachte. Es war ein Scherz; aber ſie hatte ihn übel aufgenommen und ließ ſich mit der bitterſten Laune über ſeine Späße und abentheuerlichen Erzählungen aus.
„Gehen Sie mit Ihren Trommeln und Trompeten! Womit Sie ſich doch alles ab¬ geben!“ ſagte ſie mürriſch, empfahl ſich, und wandte ſich allein dem Kaiſerſaal zu, wo ſie wohnte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0077"n="68"/>
ler; ja auf dem Wege, ſelbſt im Walde ſähe ſie<lb/>
ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr<lb/>ſtehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel<lb/>
auf dem weißen Schurzfell und dieſelben gelble¬<lb/>
dernen Bandeliere um die Schultern gehängt,<lb/>
welche uns Preußen ſo fatal ſind. Die Aerzte<lb/>
wiſſen, daß die Frau bald ſterben muß an to¬<lb/>
taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott,<lb/>
da ſteht ſie!“</p><lb/><p>„Wo?“ſchrie Wally auf.</p><lb/><p>Cäſar lachte. Es war ein Scherz; aber<lb/>ſie hatte ihn übel aufgenommen und ließ ſich<lb/>
mit der bitterſten Laune über ſeine Späße und<lb/>
abentheuerlichen Erzählungen aus.</p><lb/><p>„Gehen Sie mit Ihren Trommeln und<lb/>
Trompeten! Womit Sie ſich doch alles ab¬<lb/>
geben!“ſagte ſie mürriſch, empfahl ſich,<lb/>
und wandte ſich allein dem Kaiſerſaal zu, wo<lb/>ſie wohnte.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[68/0077]
ler; ja auf dem Wege, ſelbſt im Walde ſähe ſie
ihn oft, den Todten, wie er leibhaftig vor ihr
ſtehe, die kleine, bleiche Figur, mit der Trommel
auf dem weißen Schurzfell und dieſelben gelble¬
dernen Bandeliere um die Schultern gehängt,
welche uns Preußen ſo fatal ſind. Die Aerzte
wiſſen, daß die Frau bald ſterben muß an to¬
taler Nervenentkräftung. Ich glaub' es. Gott,
da ſteht ſie!“
„Wo?“ ſchrie Wally auf.
Cäſar lachte. Es war ein Scherz; aber
ſie hatte ihn übel aufgenommen und ließ ſich
mit der bitterſten Laune über ſeine Späße und
abentheuerlichen Erzählungen aus.
„Gehen Sie mit Ihren Trommeln und
Trompeten! Womit Sie ſich doch alles ab¬
geben!“ ſagte ſie mürriſch, empfahl ſich,
und wandte ſich allein dem Kaiſerſaal zu, wo
ſie wohnte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/77>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.