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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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von jenseits drang die Trompete seines glück¬
lichen Nebenbuhlers herüber, ach! diese freudi¬
gen Töne durchschnitten grausam seine zitternde
Seele. So schwand er hin und wurde immer
mehr das blasse Bild der Resignation. Er
dachte nur an den Tod und sagte oft, wenn er
nicht käme, so müsse er selbst sich ihn geben.
Damit ging er lange um und weinte viel, so
oft er beim Abendmahl und in der Kirche war.
Aber es half nichts: die Liebe zermalmte sein
Herz, die Eifersucht vernichtete seinen Stolz,
statt ihn zu erheben. Noch einmal richtete er
sich eines Abends auf, wo Alles still war, am
Tage vor der Hochzeit der Trompeterbraut, und
setzte sich dicht unter ihr Fenster auf einen Stein.
Zwischen den Füßen hielt er die Trommel ein¬
gespannt, und begann sie in der Stille der
Nacht, wo Alles schlief, so schwermuthsvoll und
sanft zu rühren, daß es lange währte, bis mehr
darauf achteten, wie das Mädchen oben in der

von jenſeits drang die Trompete ſeines glück¬
lichen Nebenbuhlers herüber, ach! dieſe freudi¬
gen Töne durchſchnitten grauſam ſeine zitternde
Seele. So ſchwand er hin und wurde immer
mehr das blaſſe Bild der Reſignation. Er
dachte nur an den Tod und ſagte oft, wenn er
nicht käme, ſo müſſe er ſelbſt ſich ihn geben.
Damit ging er lange um und weinte viel, ſo
oft er beim Abendmahl und in der Kirche war.
Aber es half nichts: die Liebe zermalmte ſein
Herz, die Eiferſucht vernichtete ſeinen Stolz,
ſtatt ihn zu erheben. Noch einmal richtete er
ſich eines Abends auf, wo Alles ſtill war, am
Tage vor der Hochzeit der Trompeterbraut, und
ſetzte ſich dicht unter ihr Fenſter auf einen Stein.
Zwiſchen den Füßen hielt er die Trommel ein¬
geſpannt, und begann ſie in der Stille der
Nacht, wo Alles ſchlief, ſo ſchwermuthsvoll und
ſanft zu rühren, daß es lange währte, bis mehr
darauf achteten, wie das Mädchen oben in der

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[64/0073] von jenſeits drang die Trompete ſeines glück¬ lichen Nebenbuhlers herüber, ach! dieſe freudi¬ gen Töne durchſchnitten grauſam ſeine zitternde Seele. So ſchwand er hin und wurde immer mehr das blaſſe Bild der Reſignation. Er dachte nur an den Tod und ſagte oft, wenn er nicht käme, ſo müſſe er ſelbſt ſich ihn geben. Damit ging er lange um und weinte viel, ſo oft er beim Abendmahl und in der Kirche war. Aber es half nichts: die Liebe zermalmte ſein Herz, die Eiferſucht vernichtete ſeinen Stolz, ſtatt ihn zu erheben. Noch einmal richtete er ſich eines Abends auf, wo Alles ſtill war, am Tage vor der Hochzeit der Trompeterbraut, und ſetzte ſich dicht unter ihr Fenſter auf einen Stein. Zwiſchen den Füßen hielt er die Trommel ein¬ geſpannt, und begann ſie in der Stille der Nacht, wo Alles ſchlief, ſo ſchwermuthsvoll und ſanft zu rühren, daß es lange währte, bis mehr darauf achteten, wie das Mädchen oben in der

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/73>, abgerufen am 25.11.2024.