mer luftigeren Bahnen zu wandeln: sie schaf¬ fen sich ihre eignen Welten mit Thronen, die ihre Phantasie erbaute, mit Richterstühlen, die ihre eigne Gesetzgebung haben, mit einem Got¬ tesdienst, dessen Priester nur noch die kleine Gemeinde selbst ist. Es baut sich eine Wahr¬ heit der Dichtung auf, der in den uns umge¬ benden Institutionen nichts entspricht, eine ideelle Opposition, ein dichterisches Gegentheil unsrer Zeit, das einen zweifachen Kampf wird zu bestehen haben, einmal einen gegen die Wirk¬ lichkeit selbst als constituirte Macht mit phy¬ sischer Autorität, sodann einen gegen die Poesie der Wirklichkeit, welche so viel Dichter und so viel Kritiker für sich hat.
Dies ist ein Symptom unsrer Zeit, aus dem wir bis jetzt noch keinen weitern Schluß ziehen wollen, als einen, der vielleicht außer¬ halb der Literatur liegt, den ich aber nicht
mer luftigeren Bahnen zu wandeln: ſie ſchaf¬ fen ſich ihre eignen Welten mit Thronen, die ihre Phantaſie erbaute, mit Richterſtühlen, die ihre eigne Geſetzgebung haben, mit einem Got¬ tesdienſt, deſſen Prieſter nur noch die kleine Gemeinde ſelbſt iſt. Es baut ſich eine Wahr¬ heit der Dichtung auf, der in den uns umge¬ benden Inſtitutionen nichts entſpricht, eine ideelle Oppoſition, ein dichteriſches Gegentheil unſrer Zeit, das einen zweifachen Kampf wird zu beſtehen haben, einmal einen gegen die Wirk¬ lichkeit ſelbſt als conſtituirte Macht mit phy¬ ſiſcher Autorität, ſodann einen gegen die Poeſie der Wirklichkeit, welche ſo viel Dichter und ſo viel Kritiker für ſich hat.
Dies iſt ein Symptom unſrer Zeit, aus dem wir bis jetzt noch keinen weitern Schluß ziehen wollen, als einen, der vielleicht außer¬ halb der Literatur liegt, den ich aber nicht
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mer luftigeren Bahnen zu wandeln: ſie ſchaf¬
fen ſich ihre eignen Welten mit Thronen, die
ihre Phantaſie erbaute, mit Richterſtühlen, die
ihre eigne Geſetzgebung haben, mit einem Got¬
tesdienſt, deſſen Prieſter nur noch die kleine
Gemeinde ſelbſt iſt. Es baut ſich eine Wahr¬
heit der Dichtung auf, der in den uns umge¬
benden Inſtitutionen nichts entſpricht, eine
ideelle Oppoſition, ein dichteriſches Gegentheil
unſrer Zeit, das einen zweifachen Kampf wird
zu beſtehen haben, einmal einen gegen die Wirk¬
lichkeit ſelbſt als conſtituirte Macht mit phy¬
ſiſcher Autorität, ſodann einen gegen die Poeſie
der Wirklichkeit, welche ſo viel Dichter und
ſo viel Kritiker für ſich hat.
Dies iſt ein Symptom unſrer Zeit, aus
dem wir bis jetzt noch keinen weitern Schluß
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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