Schöpfungen des Autors haben die Analogie für sich und die Erde; aber der Himmel schwebt in der Luft und ist, trotz aller Phi¬ losophie, ohne Maaßstab, wie Gott selbst.
Die Geschichte der Poesie zeigt, wie sich in ihr von jeher Wahrheit und Wirklichkeit gestritten haben. Jene Gemüther, welche wir die schaalen nannten, entschieden sich für die Wirklichkeit, die freien für die unsichtbare Wahrheit, die begabten, die empfänglichen, die sogenannten Leute von Geschmack, Bildung und Erziehung, für das Mittlere zwischen bei¬ den, für die Wahrscheinlichkeit. Und so ist es noch. Bei jeder neuen Dichtung fragen die Einen: Wo geschah dies? die Andern: Sollte dies geschehen können? nur die freien Gemü¬ ther entscheiden, ohne zu fragen, weil sie es fühlen, daß das, was nicht geschieht, immer noch wahr ist, selbst wenn es nicht geschehen kann.
Schöpfungen des Autors haben die Analogie für ſich und die Erde; aber der Himmel ſchwebt in der Luft und iſt, trotz aller Phi¬ loſophie, ohne Maaßſtab, wie Gott ſelbſt.
Die Geſchichte der Poeſie zeigt, wie ſich in ihr von jeher Wahrheit und Wirklichkeit geſtritten haben. Jene Gemüther, welche wir die ſchaalen nannten, entſchieden ſich für die Wirklichkeit, die freien für die unſichtbare Wahrheit, die begabten, die empfänglichen, die ſogenannten Leute von Geſchmack, Bildung und Erziehung, für das Mittlere zwiſchen bei¬ den, für die Wahrſcheinlichkeit. Und ſo iſt es noch. Bei jeder neuen Dichtung fragen die Einen: Wo geſchah dies? die Andern: Sollte dies geſchehen können? nur die freien Gemü¬ ther entſcheiden, ohne zu fragen, weil ſie es fühlen, daß das, was nicht geſchieht, immer noch wahr iſt, ſelbſt wenn es nicht geſchehen kann.
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Schöpfungen des Autors haben die Analogie
für ſich und die Erde; aber der Himmel
ſchwebt in der Luft und iſt, trotz aller Phi¬
loſophie, ohne Maaßſtab, wie Gott ſelbſt.
Die Geſchichte der Poeſie zeigt, wie ſich
in ihr von jeher Wahrheit und Wirklichkeit
geſtritten haben. Jene Gemüther, welche wir
die ſchaalen nannten, entſchieden ſich für die
Wirklichkeit, die freien für die unſichtbare
Wahrheit, die begabten, die empfänglichen, die
ſogenannten Leute von Geſchmack, Bildung
und Erziehung, für das Mittlere zwiſchen bei¬
den, für die Wahrſcheinlichkeit. Und ſo iſt es
noch. Bei jeder neuen Dichtung fragen die
Einen: Wo geſchah dies? die Andern: Sollte
dies geſchehen können? nur die freien Gemü¬
ther entſcheiden, ohne zu fragen, weil ſie es
fühlen, daß das, was nicht geſchieht, immer
noch wahr iſt, ſelbſt wenn es nicht geſchehen
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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