fühle und Anschauungen wäre tödtlich. Ich ziehe Prosa vor. Heine's Prosa ist mir lieber, als Uhland und sein ganzer Bardenhain."
Sie griff nach Heine's Salon, zweiter Band. "Willst du Philosophie studieren, Aurora?" fragte sie ihr Kammermädchen: "hier sind all die gelehrten, bemoosten Karpfen der deutschen Philosophie mit Frühlingspetersilie und Vanille zubereitet. Man sollte die Bonbons in Apho¬ rismen aus Heine's Salon einschlagen. Welch gesunkenes Volk müssen die Franzosen sein, daß sie gerad' auf der Stufe in den Wissenschaf¬ ten stehen, wo in Deutschland die Mädchen."
Einige Schriften vom jungen Deutschland lagen zur Hand, von Wienbarg, Laube, Mundt. "Wienbarg ist zu demokratisch: ich habe nie ge¬ wußt, daß ich vom Adel bin," sagte sie; "aber mit Schrecken denk' ich daran, seit ich diesen Autor lese. Laube scheint den Adel nicht abschaffen, son¬ dern überflügeln zu wollen. Doch bleibt es arg: er
fühle und Anſchauungen wäre tödtlich. Ich ziehe Proſa vor. Heine's Proſa iſt mir lieber, als Uhland und ſein ganzer Bardenhain.“
Sie griff nach Heine's Salon, zweiter Band. „Willſt du Philoſophie ſtudieren, Aurora?“ fragte ſie ihr Kammermädchen: „hier ſind all die gelehrten, bemoosten Karpfen der deutſchen Philoſophie mit Frühlingspeterſilie und Vanille zubereitet. Man ſollte die Bonbons in Apho¬ rismen aus Heine's Salon einſchlagen. Welch geſunkenes Volk müſſen die Franzoſen ſein, daß ſie gerad' auf der Stufe in den Wiſſenſchaf¬ ten ſtehen, wo in Deutſchland die Mädchen.“
Einige Schriften vom jungen Deutſchland lagen zur Hand, von Wienbarg, Laube, Mundt. „Wienbarg iſt zu demokratiſch: ich habe nie ge¬ wußt, daß ich vom Adel bin,“ ſagte ſie; „aber mit Schrecken denk' ich daran, ſeit ich dieſen Autor leſe. Laube ſcheint den Adel nicht abſchaffen, ſon¬ dern überflügeln zu wollen. Doch bleibt es arg: er
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fühle und Anſchauungen wäre tödtlich. Ich
ziehe Proſa vor. Heine's Proſa iſt mir lieber,
als Uhland und ſein ganzer Bardenhain.“
Sie griff nach Heine's Salon, zweiter Band.
„Willſt du Philoſophie ſtudieren, Aurora?“
fragte ſie ihr Kammermädchen: „hier ſind all
die gelehrten, bemoosten Karpfen der deutſchen
Philoſophie mit Frühlingspeterſilie und Vanille
zubereitet. Man ſollte die Bonbons in Apho¬
rismen aus Heine's Salon einſchlagen. Welch
geſunkenes Volk müſſen die Franzoſen ſein, daß
ſie gerad' auf der Stufe in den Wiſſenſchaf¬
ten ſtehen, wo in Deutſchland die Mädchen.“
Einige Schriften vom jungen Deutſchland
lagen zur Hand, von Wienbarg, Laube, Mundt.
„Wienbarg iſt zu demokratiſch: ich habe nie ge¬
wußt, daß ich vom Adel bin,“ ſagte ſie; „aber mit
Schrecken denk' ich daran, ſeit ich dieſen Autor
leſe. Laube ſcheint den Adel nicht abſchaffen, ſon¬
dern überflügeln zu wollen. Doch bleibt es arg: er
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/27>, abgerufen am 24.11.2024.
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