ihrer Employes, einem blondharigen Referen¬ där, der eine kleine Schrift über das Unzeit¬ gemäße politischer Garantien geschrieben hatte. Sie setzte ihm die Lage der Dinge auseinander.
"Ich bin gewohnt," sagte sie, "für jeden Monat im Jahre einen andern Anbeter zu ha¬ ben, und ich nehme Niemanden an, der sich nicht durch einen Ring in meine Gunst einkauft. An meinem Finger will ich die Ringe nicht: ich trage sie an meiner Reitgerte, und mache mir ein Vergnügen daraus, wenn ich von Juli zu Juli ins Bad reise und armen preßhaften Leuten sie alle zwölf nach einander in die heißen Sprudelbecher werfe."
Darauf erklärte sie ihm, wie sie fünf davon verloren hätte, und verlangte, daß sie ihr wie¬ der zu Handen, das heißt zur Reitgerte, kämen.
Der junge Mann, welcher über das Unzeit¬ gemäße politischer Garantien geschrieben hatte, versprach sein Möglichstes und redete Cäsar an.
ihrer Employés, einem blondharigen Referen¬ där, der eine kleine Schrift über das Unzeit¬ gemäße politiſcher Garantien geſchrieben hatte. Sie ſetzte ihm die Lage der Dinge auseinander.
„Ich bin gewohnt,“ ſagte ſie, „für jeden Monat im Jahre einen andern Anbeter zu ha¬ ben, und ich nehme Niemanden an, der ſich nicht durch einen Ring in meine Gunſt einkauft. An meinem Finger will ich die Ringe nicht: ich trage ſie an meiner Reitgerte, und mache mir ein Vergnügen daraus, wenn ich von Juli zu Juli ins Bad reiſe und armen preßhaften Leuten ſie alle zwölf nach einander in die heißen Sprudelbecher werfe.“
Darauf erklärte ſie ihm, wie ſie fünf davon verloren hätte, und verlangte, daß ſie ihr wie¬ der zu Handen, das heißt zur Reitgerte, kämen.
Der junge Mann, welcher über das Unzeit¬ gemäße politiſcher Garantien geſchrieben hatte, verſprach ſein Möglichſtes und redete Cäſar an.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0023"n="14"/>
ihrer Employ<hirendition="#aq">é</hi>s, einem blondharigen Referen¬<lb/>
där, der eine <choice><sic>keine</sic><corr>kleine</corr></choice> Schrift über das Unzeit¬<lb/>
gemäße politiſcher Garantien geſchrieben hatte.<lb/>
Sie ſetzte ihm die Lage der Dinge auseinander.</p><lb/><p>„Ich bin gewohnt,“ſagte ſie, „für jeden<lb/>
Monat im Jahre einen andern Anbeter zu ha¬<lb/>
ben, und ich nehme Niemanden an, der ſich<lb/>
nicht durch einen Ring in meine Gunſt einkauft.<lb/>
An meinem Finger will ich die Ringe nicht:<lb/>
ich trage ſie an meiner Reitgerte, und mache<lb/>
mir ein Vergnügen daraus, wenn ich von Juli<lb/>
zu Juli ins Bad reiſe und armen preßhaften<lb/>
Leuten ſie alle zwölf nach einander in die heißen<lb/>
Sprudelbecher werfe.“</p><lb/><p>Darauf erklärte ſie ihm, wie ſie fünf davon<lb/>
verloren hätte, und verlangte, daß ſie ihr wie¬<lb/>
der zu Handen, das heißt zur Reitgerte, kämen.</p><lb/><p>Der junge Mann, welcher über das Unzeit¬<lb/>
gemäße politiſcher Garantien geſchrieben hatte,<lb/>
verſprach ſein Möglichſtes und redete Cäſar an.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[14/0023]
ihrer Employés, einem blondharigen Referen¬
där, der eine kleine Schrift über das Unzeit¬
gemäße politiſcher Garantien geſchrieben hatte.
Sie ſetzte ihm die Lage der Dinge auseinander.
„Ich bin gewohnt,“ ſagte ſie, „für jeden
Monat im Jahre einen andern Anbeter zu ha¬
ben, und ich nehme Niemanden an, der ſich
nicht durch einen Ring in meine Gunſt einkauft.
An meinem Finger will ich die Ringe nicht:
ich trage ſie an meiner Reitgerte, und mache
mir ein Vergnügen daraus, wenn ich von Juli
zu Juli ins Bad reiſe und armen preßhaften
Leuten ſie alle zwölf nach einander in die heißen
Sprudelbecher werfe.“
Darauf erklärte ſie ihm, wie ſie fünf davon
verloren hätte, und verlangte, daß ſie ihr wie¬
der zu Handen, das heißt zur Reitgerte, kämen.
Der junge Mann, welcher über das Unzeit¬
gemäße politiſcher Garantien geſchrieben hatte,
verſprach ſein Möglichſtes und redete Cäſar an.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/23>, abgerufen am 24.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.