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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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großes Vermögen geerbt; aber verschiedenartig
war der Gebrauch, den sie davon machten;
Luigi geizte, Jeronimo verschwendete. Luigi
traf in Jeronimo's sanfter Gemüthsstimmung
keinen Widerstand, als er ihm bei den Ver¬
schleuderungen seinen Rath anbot und sich für
bereit erklärte, die Verwaltung seines Vermö¬
gens zu übernehmen. Die Verantwortlichkeit
machte Luigi schlecht. Immer im Harnisch
gegen Jeronimo's Unbesonnenheiten, längst ge¬
wohnt, ihn wie ein Zuchtmeister seinen Gefan¬
genen zu behandeln, immer in der Illusion,
daß er das Gute, Noble und Ehrliche thäte,
während er doch nur das Kluge und Nützliche
that, nahm er seine eigne Verfahrungsweise wie
etwas Nothwendiges, und gewöhnte sich daran,
Dinge als sein Eigenthum zu betrachten, für
welche er zuletzt wirklich einstehen mußte.
Diese Verwechselung war leicht gemacht und
artete in decidirte Schlechtigkeit aus. Es galt

großes Vermögen geerbt; aber verſchiedenartig
war der Gebrauch, den ſie davon machten;
Luigi geizte, Jeronimo verſchwendete. Luigi
traf in Jeronimo's ſanfter Gemüthsſtimmung
keinen Widerſtand, als er ihm bei den Ver¬
ſchleuderungen ſeinen Rath anbot und ſich für
bereit erklärte, die Verwaltung ſeines Vermö¬
gens zu übernehmen. Die Verantwortlichkeit
machte Luigi ſchlecht. Immer im Harniſch
gegen Jeronimo's Unbeſonnenheiten, längſt ge¬
wohnt, ihn wie ein Zuchtmeiſter ſeinen Gefan¬
genen zu behandeln, immer in der Illuſion,
daß er das Gute, Noble und Ehrliche thäte,
während er doch nur das Kluge und Nützliche
that, nahm er ſeine eigne Verfahrungsweiſe wie
etwas Nothwendiges, und gewöhnte ſich daran,
Dinge als ſein Eigenthum zu betrachten, für
welche er zuletzt wirklich einſtehen mußte.
Dieſe Verwechſelung war leicht gemacht und
artete in decidirte Schlechtigkeit aus. Es galt

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[166/0175] großes Vermögen geerbt; aber verſchiedenartig war der Gebrauch, den ſie davon machten; Luigi geizte, Jeronimo verſchwendete. Luigi traf in Jeronimo's ſanfter Gemüthsſtimmung keinen Widerſtand, als er ihm bei den Ver¬ ſchleuderungen ſeinen Rath anbot und ſich für bereit erklärte, die Verwaltung ſeines Vermö¬ gens zu übernehmen. Die Verantwortlichkeit machte Luigi ſchlecht. Immer im Harniſch gegen Jeronimo's Unbeſonnenheiten, längſt ge¬ wohnt, ihn wie ein Zuchtmeiſter ſeinen Gefan¬ genen zu behandeln, immer in der Illuſion, daß er das Gute, Noble und Ehrliche thäte, während er doch nur das Kluge und Nützliche that, nahm er ſeine eigne Verfahrungsweiſe wie etwas Nothwendiges, und gewöhnte ſich daran, Dinge als ſein Eigenthum zu betrachten, für welche er zuletzt wirklich einſtehen mußte. Dieſe Verwechſelung war leicht gemacht und artete in decidirte Schlechtigkeit aus. Es galt

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/175>, abgerufen am 24.11.2024.