Benutzen wir den Augenblick, wo der Fa¬ den unsrer Erzählung gehemmt ist durch das Schicksal ihrer Heldin, die sonderbare Erschei¬ nung Jeronimo's und das Verhältniß zu sei¬ nem Bruder näher zu erklären. Jeronimo ist eine widerliche Störung dieses Berichts. Wal¬ ly's unübertreffliche Originalität, das bunte Farbenspiel ihrer Laune verdiente warlich nicht, von so fratzenhaften Verrückungen mensch¬ licher Gefühle und Verhältnissen, wie wir sie kennen lernen werden, paralysirt zu werden.
Luigi und Jeronimo hießen die beiden Brü¬ der, welche uns bis jetzt nur in so nebelhaften Umrissen erschienen sind. Jener war der äl¬ tere, dieser der jüngre; beide an Jahren so verschieden, wie an Gestalt und Gemüthsrich¬ tung. Luigi, ein praktischer Egoist, Jeronimo, ein excentrischer Schwärmer, dort das dro¬ hende Extrem der Bosheit, hier des Wahnsinns. Beide Brüder hatten zu gleichen Theilen ein
Benutzen wir den Augenblick, wo der Fa¬ den unſrer Erzählung gehemmt iſt durch das Schickſal ihrer Heldin, die ſonderbare Erſchei¬ nung Jeronimo's und das Verhältniß zu ſei¬ nem Bruder näher zu erklären. Jeronimo iſt eine widerliche Störung dieſes Berichts. Wal¬ ly's unübertreffliche Originalität, das bunte Farbenſpiel ihrer Laune verdiente warlich nicht, von ſo fratzenhaften Verrückungen menſch¬ licher Gefühle und Verhältniſſen, wie wir ſie kennen lernen werden, paralyſirt zu werden.
Luigi und Jeronimo hießen die beiden Brü¬ der, welche uns bis jetzt nur in ſo nebelhaften Umriſſen erſchienen ſind. Jener war der äl¬ tere, dieſer der jüngre; beide an Jahren ſo verſchieden, wie an Geſtalt und Gemüthsrich¬ tung. Luigi, ein praktiſcher Egoiſt, Jeronimo, ein excentriſcher Schwärmer, dort das dro¬ hende Extrem der Bosheit, hier des Wahnſinns. Beide Brüder hatten zu gleichen Theilen ein
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Benutzen wir den Augenblick, wo der Fa¬
den unſrer Erzählung gehemmt iſt durch das
Schickſal ihrer Heldin, die ſonderbare Erſchei¬
nung Jeronimo's und das Verhältniß zu ſei¬
nem Bruder näher zu erklären. Jeronimo iſt
eine widerliche Störung dieſes Berichts. Wal¬
ly's unübertreffliche Originalität, das bunte
Farbenſpiel ihrer Laune verdiente warlich
nicht, von ſo fratzenhaften Verrückungen menſch¬
licher Gefühle und Verhältniſſen, wie wir ſie
kennen lernen werden, paralyſirt zu werden.
Luigi und Jeronimo hießen die beiden Brü¬
der, welche uns bis jetzt nur in ſo nebelhaften
Umriſſen erſchienen ſind. Jener war der äl¬
tere, dieſer der jüngre; beide an Jahren ſo
verſchieden, wie an Geſtalt und Gemüthsrich¬
tung. Luigi, ein praktiſcher Egoiſt, Jeronimo,
ein excentriſcher Schwärmer, dort das dro¬
hende Extrem der Bosheit, hier des Wahnſinns.
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/174>, abgerufen am 24.11.2024.
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