war stumm bis auf den letzten Augenblick ge¬ blieben. Die ganze Geläufigkeit, mit der er begann, war gehemmt. Sie wußte nicht, wie sie diesen Charakter nehmen sollte. Er ist ein Russe, dachte sie unwillkührlich. Aber sie be¬ sann sich auf die Russen ihrer Bekanntschaft, auf welche dennoch keines der Merkmale Jeroni¬ mo's passen wollte; denn die Russen, immer begierig, sich elegant und civilisirt zu zeigen, und den Juchtengeruch durch Bisam, eine Un¬ anständigkeit also durch die andere, zu verdecken, affektiren überall gegen Damen eine ekelhafte Liebenswürdigkeit, springen von einer zur an¬ dern und üben sich in süßen Grimassen. Jero¬ nimo mußte also doch ein Italiener sein.
Am Abend kam Jeronimo in die Loge des sardinischen Gesandten. Wally hörte ihm gern zu; er hatte Ansichten über Musik und viel biographische Notizen über die italienischen Com¬ ponisten. Doch Alles war flüchtig; denn eine
war ſtumm bis auf den letzten Augenblick ge¬ blieben. Die ganze Geläufigkeit, mit der er begann, war gehemmt. Sie wußte nicht, wie ſie dieſen Charakter nehmen ſollte. Er iſt ein Ruſſe, dachte ſie unwillkührlich. Aber ſie be¬ ſann ſich auf die Ruſſen ihrer Bekanntſchaft, auf welche dennoch keines der Merkmale Jeroni¬ mo's paſſen wollte; denn die Ruſſen, immer begierig, ſich elegant und civiliſirt zu zeigen, und den Juchtengeruch durch Biſam, eine Un¬ anſtändigkeit alſo durch die andere, zu verdecken, affektiren überall gegen Damen eine ekelhafte Liebenswürdigkeit, ſpringen von einer zur an¬ dern und üben ſich in ſüßen Grimaſſen. Jero¬ nimo mußte alſo doch ein Italiener ſein.
Am Abend kam Jeronimo in die Loge des ſardiniſchen Geſandten. Wally hörte ihm gern zu; er hatte Anſichten über Muſik und viel biographiſche Notizen über die italieniſchen Com¬ poniſten. Doch Alles war flüchtig; denn eine
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war ſtumm bis auf den letzten Augenblick ge¬
blieben. Die ganze Geläufigkeit, mit der er
begann, war gehemmt. Sie wußte nicht, wie
ſie dieſen Charakter nehmen ſollte. Er iſt ein
Ruſſe, dachte ſie unwillkührlich. Aber ſie be¬
ſann ſich auf die Ruſſen ihrer Bekanntſchaft,
auf welche dennoch keines der Merkmale Jeroni¬
mo's paſſen wollte; denn die Ruſſen, immer
begierig, ſich elegant und civiliſirt zu zeigen,
und den Juchtengeruch durch Biſam, eine Un¬
anſtändigkeit alſo durch die andere, zu verdecken,
affektiren überall gegen Damen eine ekelhafte
Liebenswürdigkeit, ſpringen von einer zur an¬
dern und üben ſich in ſüßen Grimaſſen. Jero¬
nimo mußte alſo doch ein Italiener ſein.
Am Abend kam Jeronimo in die Loge des
ſardiniſchen Geſandten. Wally hörte ihm gern
zu; er hatte Anſichten über Muſik und viel
biographiſche Notizen über die italieniſchen Com¬
poniſten. Doch Alles war flüchtig; denn eine
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/153>, abgerufen am 25.11.2024.
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