Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.behandelte sie mit so viel Takt und Zartgefühl! Sie klingelte nach Martha, äußerte das Bedürfniß eines gemüthlichen Spazierganges. Ach, die Natur war herbstlich! Die Blätter welk! Wo sonst Rosen blühten, standen jetzt nur die leeren Stiele! Die Weinernte war mißrathen, das Klima war denn doch zu rauh; nur der Wald und die Wiesen standen noch in voller Herrlichkeit und der blaue Himmel lag wie eine schützende Decke darüber! Dies Wandern war ihr zu weit. Sie kehrte in's Schloß zurück. Der zweite Schlag kam. Es sollte zum ersten Mal das Treuenfels'sche Palais in der Residenz gemeinschaftlich bezogen werden. Die Besorgniß, daß bei dieser Einrichtung, bei der Ameublirung und Vertheilung der Zimmer mit der Generalin ein Conflict entstehen könnte, bestimmte die Gräfin, noch einige Zeit zurückzubleiben. Der Pfarrer hatte in der Residenz zu thun. Lange Zettel voller Bedürfnisse gab ihm seine Gemahlin mit. Sonst half ihm dergleichen in der Residenz zu besorgen die Dienerschaft der alten Gräfin oder die des gegen ihn zwar immer in neckender Weise ungläubigen, aber weltmännisch freundlichen alten Grafen Wilhelm. Jetzt wagte er dem capriciösen jungen Ehepaar mit diesen Aufträgen nicht zu kommen. Mit dem Franzosen La Rose konnte er sich nicht verständigen. Als er dann in der Hoffnung auf eine Einladung zum behandelte sie mit so viel Takt und Zartgefühl! Sie klingelte nach Martha, äußerte das Bedürfniß eines gemüthlichen Spazierganges. Ach, die Natur war herbstlich! Die Blätter welk! Wo sonst Rosen blühten, standen jetzt nur die leeren Stiele! Die Weinernte war mißrathen, das Klima war denn doch zu rauh; nur der Wald und die Wiesen standen noch in voller Herrlichkeit und der blaue Himmel lag wie eine schützende Decke darüber! Dies Wandern war ihr zu weit. Sie kehrte in’s Schloß zurück. Der zweite Schlag kam. Es sollte zum ersten Mal das Treuenfels’sche Palais in der Residenz gemeinschaftlich bezogen werden. Die Besorgniß, daß bei dieser Einrichtung, bei der Ameublirung und Vertheilung der Zimmer mit der Generalin ein Conflict entstehen könnte, bestimmte die Gräfin, noch einige Zeit zurückzubleiben. Der Pfarrer hatte in der Residenz zu thun. Lange Zettel voller Bedürfnisse gab ihm seine Gemahlin mit. Sonst half ihm dergleichen in der Residenz zu besorgen die Dienerschaft der alten Gräfin oder die des gegen ihn zwar immer in neckender Weise ungläubigen, aber weltmännisch freundlichen alten Grafen Wilhelm. Jetzt wagte er dem capriciösen jungen Ehepaar mit diesen Aufträgen nicht zu kommen. Mit dem Franzosen La Rose konnte er sich nicht verständigen. Als er dann in der Hoffnung auf eine Einladung zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="91"/> behandelte sie mit so viel Takt und Zartgefühl! Sie klingelte nach Martha, äußerte das Bedürfniß eines gemüthlichen Spazierganges. Ach, die Natur war herbstlich! Die Blätter welk! Wo sonst Rosen blühten, standen jetzt nur die leeren Stiele! Die Weinernte war mißrathen, das Klima war denn doch zu rauh; nur der Wald und die Wiesen standen noch in voller Herrlichkeit und der blaue Himmel lag wie eine schützende Decke darüber! Dies Wandern war ihr zu weit. Sie kehrte in’s Schloß zurück. Der zweite Schlag kam. Es sollte zum ersten Mal das Treuenfels’sche Palais in der Residenz gemeinschaftlich bezogen werden. Die Besorgniß, daß bei dieser Einrichtung, bei der Ameublirung und Vertheilung der Zimmer mit der Generalin ein Conflict entstehen könnte, bestimmte die Gräfin, noch einige Zeit zurückzubleiben. Der Pfarrer hatte in der Residenz zu thun. Lange Zettel voller Bedürfnisse gab ihm seine Gemahlin mit. Sonst half ihm dergleichen in der Residenz zu besorgen die Dienerschaft der alten Gräfin oder die des gegen ihn zwar immer in neckender Weise ungläubigen, aber weltmännisch freundlichen alten Grafen Wilhelm. Jetzt wagte er dem capriciösen jungen Ehepaar mit diesen Aufträgen nicht zu kommen. Mit dem Franzosen La Rose konnte er sich nicht verständigen. Als er dann in der Hoffnung auf eine Einladung zum </p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0097]
behandelte sie mit so viel Takt und Zartgefühl! Sie klingelte nach Martha, äußerte das Bedürfniß eines gemüthlichen Spazierganges. Ach, die Natur war herbstlich! Die Blätter welk! Wo sonst Rosen blühten, standen jetzt nur die leeren Stiele! Die Weinernte war mißrathen, das Klima war denn doch zu rauh; nur der Wald und die Wiesen standen noch in voller Herrlichkeit und der blaue Himmel lag wie eine schützende Decke darüber! Dies Wandern war ihr zu weit. Sie kehrte in’s Schloß zurück. Der zweite Schlag kam. Es sollte zum ersten Mal das Treuenfels’sche Palais in der Residenz gemeinschaftlich bezogen werden. Die Besorgniß, daß bei dieser Einrichtung, bei der Ameublirung und Vertheilung der Zimmer mit der Generalin ein Conflict entstehen könnte, bestimmte die Gräfin, noch einige Zeit zurückzubleiben. Der Pfarrer hatte in der Residenz zu thun. Lange Zettel voller Bedürfnisse gab ihm seine Gemahlin mit. Sonst half ihm dergleichen in der Residenz zu besorgen die Dienerschaft der alten Gräfin oder die des gegen ihn zwar immer in neckender Weise ungläubigen, aber weltmännisch freundlichen alten Grafen Wilhelm. Jetzt wagte er dem capriciösen jungen Ehepaar mit diesen Aufträgen nicht zu kommen. Mit dem Franzosen La Rose konnte er sich nicht verständigen. Als er dann in der Hoffnung auf eine Einladung zum
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