Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Viertes Kapitel. Herbstlich wurde die Natur. Der Wind trieb Staub und welkes Laub durch die Straßen. Der große Park vor'm Thore hatte sich in all' die braunen Schattirungen gehüllt, die das Absterben seiner grünen Pracht zu bezeichnen pflegen. Die Serapionsbrüder saßen wieder vollzähliger beisammen. Den meisten Gemüthern thut der Herbst wohl. Die geistige Einkehr wird lebhafter. Man rückt näher zusammen, man erwärmt sich aneinander. Wenigstens war es ehedem so, sagte der alte Bildhauer, als diese Thatsache bei den Serapionsbrüdern erörtert, erweitert, vertheidigt, bestritten wurde. Der emeritirte Schulrector hatte als Gast einen Landgeistlichen mitgebracht. Man hatte das Woher? und den Namen ganz überhört. Es war aber Merkus. Seine Richtung war eine vollständig andere, als die seines Einführers, Weigels. Beide waren Schulfreunde. Augenleiden hatten Weigel gezwungen, seinen Abschied Viertes Kapitel. Herbstlich wurde die Natur. Der Wind trieb Staub und welkes Laub durch die Straßen. Der große Park vor’m Thore hatte sich in all’ die braunen Schattirungen gehüllt, die das Absterben seiner grünen Pracht zu bezeichnen pflegen. Die Serapionsbrüder saßen wieder vollzähliger beisammen. Den meisten Gemüthern thut der Herbst wohl. Die geistige Einkehr wird lebhafter. Man rückt näher zusammen, man erwärmt sich aneinander. Wenigstens war es ehedem so, sagte der alte Bildhauer, als diese Thatsache bei den Serapionsbrüdern erörtert, erweitert, vertheidigt, bestritten wurde. Der emeritirte Schulrector hatte als Gast einen Landgeistlichen mitgebracht. Man hatte das Woher? und den Namen ganz überhört. Es war aber Merkus. Seine Richtung war eine vollständig andere, als die seines Einführers, Weigels. Beide waren Schulfreunde. Augenleiden hatten Weigel gezwungen, seinen Abschied <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0081" n="75"/> <div n="1"> <head>Viertes Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi>erbstlich wurde die Natur. Der Wind trieb Staub und welkes Laub durch die Straßen. Der große Park vor’m Thore hatte sich in all’ die braunen Schattirungen gehüllt, die das Absterben seiner grünen Pracht zu bezeichnen pflegen.</p> <p>Die Serapionsbrüder saßen wieder vollzähliger beisammen. Den meisten Gemüthern thut der Herbst wohl. Die geistige Einkehr wird lebhafter. Man rückt näher zusammen, man erwärmt sich aneinander. Wenigstens war es ehedem so, sagte der alte Bildhauer, als diese Thatsache bei den Serapionsbrüdern erörtert, erweitert, vertheidigt, bestritten wurde.</p> <p>Der emeritirte Schulrector hatte als Gast einen Landgeistlichen mitgebracht. Man hatte das Woher? und den Namen ganz überhört. Es war aber Merkus. Seine Richtung war eine vollständig andere, als die seines Einführers, Weigels. Beide waren Schulfreunde. Augenleiden hatten Weigel gezwungen, seinen Abschied </p> </div> </body> </text> </TEI> [75/0081]
Viertes Kapitel.
Herbstlich wurde die Natur. Der Wind trieb Staub und welkes Laub durch die Straßen. Der große Park vor’m Thore hatte sich in all’ die braunen Schattirungen gehüllt, die das Absterben seiner grünen Pracht zu bezeichnen pflegen.
Die Serapionsbrüder saßen wieder vollzähliger beisammen. Den meisten Gemüthern thut der Herbst wohl. Die geistige Einkehr wird lebhafter. Man rückt näher zusammen, man erwärmt sich aneinander. Wenigstens war es ehedem so, sagte der alte Bildhauer, als diese Thatsache bei den Serapionsbrüdern erörtert, erweitert, vertheidigt, bestritten wurde.
Der emeritirte Schulrector hatte als Gast einen Landgeistlichen mitgebracht. Man hatte das Woher? und den Namen ganz überhört. Es war aber Merkus. Seine Richtung war eine vollständig andere, als die seines Einführers, Weigels. Beide waren Schulfreunde. Augenleiden hatten Weigel gezwungen, seinen Abschied
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