Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.ein reicher Vorrath von allerlei köstlichem Genießbaren, wovon dann Ada austheilte. Der Graf mußte vorhin von Adas Anwesenheit so überrascht gewesen sein, daß er ihre Bemerkung über die fehlenden Lebensmittel ganz überhört hatte. Also hier bauen Sie sich eine Villa! sagte Ottomar, als Ada mit dem Hunde ganz nur in eine auf Wurst und Fleisch sich begründende Prosa zurückgefallen war. Ja, sagte sie, die Tasche schließend und das Thier mit dem Entoutcas wegweisend. Wir müssen nun zu, "Wie es Euch gefällt", wieder emporsteigen! Die Aussicht ist's nicht, für die ich schwärme, lieber Herr! Was habe ich davon, daß da ewig ein blauer Nebel drüben liegt, der Abends eine etwas röthliche Jacke anzieht, Morgens eine violette! Ach, man wird so unendlich prosaisch in unserm neuen Kaiserreich! Von unseren Reisen her kenne ich Alles das und überschlage es, wenn's beschrieben wird, und habe eigentlich einen Degout am landläufigen Naturgenuß. Mutter reiste gern. Wenn da die Leute immer riefen: Ha, da liegt Speyer! Da sieht man den Rhein! Da ragen die Vogesen! Das ist die Münsterspitze! Natürlich! sagte ich den Leuten immer, die Gegenstände liegen bekanntlich da! Wir sind ja hoch genug, um sie sehen zu müssen! Ach, die Leute haben gewiß gedacht, ich sei recht dumm! Es ist auch ein reicher Vorrath von allerlei köstlichem Genießbaren, wovon dann Ada austheilte. Der Graf mußte vorhin von Adas Anwesenheit so überrascht gewesen sein, daß er ihre Bemerkung über die fehlenden Lebensmittel ganz überhört hatte. Also hier bauen Sie sich eine Villa! sagte Ottomar, als Ada mit dem Hunde ganz nur in eine auf Wurst und Fleisch sich begründende Prosa zurückgefallen war. Ja, sagte sie, die Tasche schließend und das Thier mit dem Entoutcas wegweisend. Wir müssen nun zu, „Wie es Euch gefällt“, wieder emporsteigen! Die Aussicht ist’s nicht, für die ich schwärme, lieber Herr! Was habe ich davon, daß da ewig ein blauer Nebel drüben liegt, der Abends eine etwas röthliche Jacke anzieht, Morgens eine violette! Ach, man wird so unendlich prosaisch in unserm neuen Kaiserreich! Von unseren Reisen her kenne ich Alles das und überschlage es, wenn’s beschrieben wird, und habe eigentlich einen Degout am landläufigen Naturgenuß. Mutter reiste gern. Wenn da die Leute immer riefen: Ha, da liegt Speyer! Da sieht man den Rhein! Da ragen die Vogesen! Das ist die Münsterspitze! Natürlich! sagte ich den Leuten immer, die Gegenstände liegen bekanntlich da! Wir sind ja hoch genug, um sie sehen zu müssen! Ach, die Leute haben gewiß gedacht, ich sei recht dumm! Es ist auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="64"/> ein reicher Vorrath von allerlei köstlichem Genießbaren, wovon dann Ada austheilte. Der Graf mußte vorhin von Adas Anwesenheit so überrascht gewesen sein, daß er ihre Bemerkung über die fehlenden Lebensmittel ganz überhört hatte.</p> <p>Also hier bauen Sie sich eine Villa! sagte Ottomar, als Ada mit dem Hunde ganz nur in eine auf Wurst und Fleisch sich begründende Prosa zurückgefallen war.</p> <p>Ja, sagte sie, die Tasche schließend und das Thier mit dem Entoutcas wegweisend. Wir müssen nun zu, „Wie es Euch gefällt“, wieder emporsteigen! Die Aussicht ist’s nicht, für die ich schwärme, lieber Herr! Was habe ich davon, daß da ewig ein blauer Nebel drüben liegt, der Abends eine etwas röthliche Jacke anzieht, Morgens eine violette! Ach, man wird so unendlich prosaisch in unserm neuen Kaiserreich! Von unseren Reisen her kenne ich Alles das und überschlage es, wenn’s beschrieben wird, und habe eigentlich einen Degout am landläufigen Naturgenuß. Mutter reiste gern. Wenn da die Leute immer riefen: Ha, da liegt Speyer! Da sieht man den Rhein! Da ragen die Vogesen! Das ist die Münsterspitze! Natürlich! sagte ich den Leuten immer, die Gegenstände liegen bekanntlich da! Wir sind ja hoch genug, um sie sehen zu müssen! Ach, die Leute haben gewiß gedacht, ich sei recht dumm! Es ist auch </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0070]
ein reicher Vorrath von allerlei köstlichem Genießbaren, wovon dann Ada austheilte. Der Graf mußte vorhin von Adas Anwesenheit so überrascht gewesen sein, daß er ihre Bemerkung über die fehlenden Lebensmittel ganz überhört hatte.
Also hier bauen Sie sich eine Villa! sagte Ottomar, als Ada mit dem Hunde ganz nur in eine auf Wurst und Fleisch sich begründende Prosa zurückgefallen war.
Ja, sagte sie, die Tasche schließend und das Thier mit dem Entoutcas wegweisend. Wir müssen nun zu, „Wie es Euch gefällt“, wieder emporsteigen! Die Aussicht ist’s nicht, für die ich schwärme, lieber Herr! Was habe ich davon, daß da ewig ein blauer Nebel drüben liegt, der Abends eine etwas röthliche Jacke anzieht, Morgens eine violette! Ach, man wird so unendlich prosaisch in unserm neuen Kaiserreich! Von unseren Reisen her kenne ich Alles das und überschlage es, wenn’s beschrieben wird, und habe eigentlich einen Degout am landläufigen Naturgenuß. Mutter reiste gern. Wenn da die Leute immer riefen: Ha, da liegt Speyer! Da sieht man den Rhein! Da ragen die Vogesen! Das ist die Münsterspitze! Natürlich! sagte ich den Leuten immer, die Gegenstände liegen bekanntlich da! Wir sind ja hoch genug, um sie sehen zu müssen! Ach, die Leute haben gewiß gedacht, ich sei recht dumm! Es ist auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>)
(2014-02-19T11:57:26Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |