Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.mir, glaube ich, den grünen Wald nicht einmal! Da die Fernsicht, die blaue Luft! Wissen Sie? unterbrach sie sich, ich möchte immer hier oben wohnen! Ottomar bestätigte einfach die Schönheit des gewählten Ruheplatzes. Es haben wohl unterwegs Confidenzen stattgefunden? fragte Ada forschend. Mein Mann fuhr gestern mit Ihrer Schwester allein! Die Sehnsucht seines Herzens ist mir ja bekannt. Die Geschenke, die in den Kutschkästen verpackt lagen, haben mir Alles, was geschehen ist, wiedererzählt. Es ist gar Nichts geschehen! sagte Ottomar. Passen Sie nur auf, liebe Freundin, daß es von uns nicht wieder heißt: Was sich der Wald erzählt! Liebe Freundin! Ach, wie bedächtig! wiederholte sie. Warum denn nicht: Innigst geliebte Ada? Haben Sie meine neuliche Aufrichtigkeit schon wieder vergessen, lieber gestrenger Herr? Ada fragte das mit bestrickender Lieblichkeit. Wir spielen hier Shakespeare, fuhr sie fort. Der Wald ist da! Sie sind der melancholische Jaques! Allerdings! sagte nach einigem Besinnen Ottomar. Ich werde von jetzt an so unausstehlich wie möglich sein! Und damit gleich der Anfang gemacht wird, reise ich mit meiner Schwester zu Fuß ab. Shakespeare sollen mir, glaube ich, den grünen Wald nicht einmal! Da die Fernsicht, die blaue Luft! Wissen Sie? unterbrach sie sich, ich möchte immer hier oben wohnen! Ottomar bestätigte einfach die Schönheit des gewählten Ruheplatzes. Es haben wohl unterwegs Confidenzen stattgefunden? fragte Ada forschend. Mein Mann fuhr gestern mit Ihrer Schwester allein! Die Sehnsucht seines Herzens ist mir ja bekannt. Die Geschenke, die in den Kutschkästen verpackt lagen, haben mir Alles, was geschehen ist, wiedererzählt. Es ist gar Nichts geschehen! sagte Ottomar. Passen Sie nur auf, liebe Freundin, daß es von uns nicht wieder heißt: Was sich der Wald erzählt! Liebe Freundin! Ach, wie bedächtig! wiederholte sie. Warum denn nicht: Innigst geliebte Ada? Haben Sie meine neuliche Aufrichtigkeit schon wieder vergessen, lieber gestrenger Herr? Ada fragte das mit bestrickender Lieblichkeit. Wir spielen hier Shakespeare, fuhr sie fort. Der Wald ist da! Sie sind der melancholische Jaques! Allerdings! sagte nach einigem Besinnen Ottomar. Ich werde von jetzt an so unausstehlich wie möglich sein! Und damit gleich der Anfang gemacht wird, reise ich mit meiner Schwester zu Fuß ab. Shakespeare sollen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0068" n="62"/> mir, glaube ich, den grünen Wald nicht einmal! Da die Fernsicht, die blaue Luft! Wissen Sie? unterbrach sie sich, ich möchte immer hier oben wohnen!</p> <p>Ottomar bestätigte einfach die Schönheit des gewählten Ruheplatzes.</p> <p>Es haben wohl unterwegs Confidenzen stattgefunden? fragte Ada forschend. Mein Mann fuhr gestern mit Ihrer Schwester allein! Die Sehnsucht seines Herzens ist mir ja bekannt. Die Geschenke, die in den Kutschkästen verpackt lagen, haben mir Alles, was geschehen ist, wiedererzählt.</p> <p>Es ist gar Nichts geschehen! sagte Ottomar. Passen Sie nur auf, liebe Freundin, daß es von uns nicht wieder heißt: Was sich der Wald erzählt!</p> <p>Liebe Freundin! Ach, wie bedächtig! wiederholte sie. Warum denn nicht: Innigst geliebte Ada? Haben Sie meine neuliche Aufrichtigkeit schon wieder vergessen, lieber gestrenger Herr?</p> <p>Ada fragte das mit bestrickender Lieblichkeit. Wir spielen hier Shakespeare, fuhr sie fort. Der Wald ist da! Sie sind der melancholische Jaques!</p> <p>Allerdings! sagte nach einigem Besinnen Ottomar. Ich werde von jetzt an so unausstehlich wie möglich sein! Und damit gleich der Anfang gemacht wird, reise ich mit meiner Schwester zu Fuß ab. Shakespeare sollen </p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0068]
mir, glaube ich, den grünen Wald nicht einmal! Da die Fernsicht, die blaue Luft! Wissen Sie? unterbrach sie sich, ich möchte immer hier oben wohnen!
Ottomar bestätigte einfach die Schönheit des gewählten Ruheplatzes.
Es haben wohl unterwegs Confidenzen stattgefunden? fragte Ada forschend. Mein Mann fuhr gestern mit Ihrer Schwester allein! Die Sehnsucht seines Herzens ist mir ja bekannt. Die Geschenke, die in den Kutschkästen verpackt lagen, haben mir Alles, was geschehen ist, wiedererzählt.
Es ist gar Nichts geschehen! sagte Ottomar. Passen Sie nur auf, liebe Freundin, daß es von uns nicht wieder heißt: Was sich der Wald erzählt!
Liebe Freundin! Ach, wie bedächtig! wiederholte sie. Warum denn nicht: Innigst geliebte Ada? Haben Sie meine neuliche Aufrichtigkeit schon wieder vergessen, lieber gestrenger Herr?
Ada fragte das mit bestrickender Lieblichkeit. Wir spielen hier Shakespeare, fuhr sie fort. Der Wald ist da! Sie sind der melancholische Jaques!
Allerdings! sagte nach einigem Besinnen Ottomar. Ich werde von jetzt an so unausstehlich wie möglich sein! Und damit gleich der Anfang gemacht wird, reise ich mit meiner Schwester zu Fuß ab. Shakespeare sollen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/68 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/68>, abgerufen am 17.02.2025. |