Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Auf dem Hinwege, immer im langsamen Steigen, unter Tannen und Buchen, die ein magisches Sonnenlicht einließen, machten sich beide Freunde das offne und ehrliche Geständniß dessen, was der Eine sich erlaubt hatte, und was dem Andern begegnet war. Ottomar würde nicht eine Silbe von Adas Erklärung, die sie durch ihren Gruß am Morgen und ihr Gute Nacht! am Abend, durch ihr ganzes Benehmen mehr als fortsetzte und wahr machte, sondern nur überbot, geäußert haben, wenn nicht der Graf selbst gesagt hätte: Daß Dich Ada liebt, ist mir ja kein Geheimniß! Es erleichtert mir die Situation! Es fehlt nur noch ein - Wort, das mich beglückt und dann - schaudervoll genug! - ein abscheulicher Eclat! Gegenseitige Abneigung, ruhige Erklärung lassen unsre immer anspruchsvoller auftretenden Kirchenlichter als Scheidungsgrund nicht zu -! Beide Männer waren allein. Ottomar im hohen Grade aufgeregt. Ich komme mir vor wie der geraubte Hylas! sagte er und das voll Mißmuth. Ich werde an dem Conflicte wider Willen betheiligt und vielleicht daran zu Grunde gehen! Wie so? fragte der Graf und nahm Alles leicht. Die Gesinnung meiner Schwester kenne ich nicht! fuhr Ottomar fort. Du hattest ihr allerdings Eindruck Auf dem Hinwege, immer im langsamen Steigen, unter Tannen und Buchen, die ein magisches Sonnenlicht einließen, machten sich beide Freunde das offne und ehrliche Geständniß dessen, was der Eine sich erlaubt hatte, und was dem Andern begegnet war. Ottomar würde nicht eine Silbe von Adas Erklärung, die sie durch ihren Gruß am Morgen und ihr Gute Nacht! am Abend, durch ihr ganzes Benehmen mehr als fortsetzte und wahr machte, sondern nur überbot, geäußert haben, wenn nicht der Graf selbst gesagt hätte: Daß Dich Ada liebt, ist mir ja kein Geheimniß! Es erleichtert mir die Situation! Es fehlt nur noch ein – Wort, das mich beglückt und dann – schaudervoll genug! – ein abscheulicher Eclat! Gegenseitige Abneigung, ruhige Erklärung lassen unsre immer anspruchsvoller auftretenden Kirchenlichter als Scheidungsgrund nicht zu –! Beide Männer waren allein. Ottomar im hohen Grade aufgeregt. Ich komme mir vor wie der geraubte Hylas! sagte er und das voll Mißmuth. Ich werde an dem Conflicte wider Willen betheiligt und vielleicht daran zu Grunde gehen! Wie so? fragte der Graf und nahm Alles leicht. Die Gesinnung meiner Schwester kenne ich nicht! fuhr Ottomar fort. Du hattest ihr allerdings Eindruck <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0059" n="53"/> <p> Auf dem Hinwege, immer im langsamen Steigen, unter Tannen und Buchen, die ein magisches Sonnenlicht einließen, machten sich beide Freunde das offne und ehrliche Geständniß dessen, was der Eine sich erlaubt hatte, und was dem Andern begegnet war. Ottomar würde nicht eine Silbe von Adas Erklärung, die sie durch ihren Gruß am Morgen und ihr Gute Nacht! am Abend, durch ihr ganzes Benehmen mehr als fortsetzte und wahr machte, sondern nur überbot, geäußert haben, wenn nicht der Graf selbst gesagt hätte: Daß Dich Ada liebt, ist mir ja kein Geheimniß! Es erleichtert mir die Situation! Es fehlt nur noch ein – Wort, das mich beglückt und dann – schaudervoll genug! – ein abscheulicher Eclat! Gegenseitige Abneigung, ruhige Erklärung lassen unsre immer anspruchsvoller auftretenden Kirchenlichter als Scheidungsgrund nicht zu –!</p> <p>Beide Männer waren allein. Ottomar im hohen Grade aufgeregt. Ich komme mir vor wie der geraubte Hylas! sagte er und das voll Mißmuth. Ich werde an dem Conflicte wider Willen betheiligt und vielleicht daran zu Grunde gehen!</p> <p>Wie so? fragte der Graf und nahm Alles leicht.</p> <p>Die Gesinnung meiner Schwester kenne ich nicht! fuhr Ottomar fort. Du hattest ihr allerdings Eindruck </p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0059]
Auf dem Hinwege, immer im langsamen Steigen, unter Tannen und Buchen, die ein magisches Sonnenlicht einließen, machten sich beide Freunde das offne und ehrliche Geständniß dessen, was der Eine sich erlaubt hatte, und was dem Andern begegnet war. Ottomar würde nicht eine Silbe von Adas Erklärung, die sie durch ihren Gruß am Morgen und ihr Gute Nacht! am Abend, durch ihr ganzes Benehmen mehr als fortsetzte und wahr machte, sondern nur überbot, geäußert haben, wenn nicht der Graf selbst gesagt hätte: Daß Dich Ada liebt, ist mir ja kein Geheimniß! Es erleichtert mir die Situation! Es fehlt nur noch ein – Wort, das mich beglückt und dann – schaudervoll genug! – ein abscheulicher Eclat! Gegenseitige Abneigung, ruhige Erklärung lassen unsre immer anspruchsvoller auftretenden Kirchenlichter als Scheidungsgrund nicht zu –!
Beide Männer waren allein. Ottomar im hohen Grade aufgeregt. Ich komme mir vor wie der geraubte Hylas! sagte er und das voll Mißmuth. Ich werde an dem Conflicte wider Willen betheiligt und vielleicht daran zu Grunde gehen!
Wie so? fragte der Graf und nahm Alles leicht.
Die Gesinnung meiner Schwester kenne ich nicht! fuhr Ottomar fort. Du hattest ihr allerdings Eindruck
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