Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Das Schloß stand im nächtlichen Dunkel. Die vom Mond beleuchtete Seite war derjenigen entgegengesetzt, die Martha bewohnte. Sie öffnete die Fenster ihres Zimmers. Es waren hohe stattliche Räume, in denen sie weilte. Plafonds und Wände waren theilweise mit Malereien geschmückt. Die Brust konnte sich in solchen Localitäten erweitern und ausdehnen. Die Schlafzimmer waren kleinere Cabinette, die regelmäßig neben den größeren angebracht waren. Durchgehends war das die Ordnung in den Flügeln. Diese hatten ihre eigenen Eingänge und Treppen, schmuckloser und nicht so stattlich wie das große Haupttreppenhaus, das im Mittelbau zur alten Gräfin führte. Die Verbindung stellte sich durch ringsumlaufende Corridore her. Ueberall tauchten nun die Lichter auf. Udo schlief nach der Voraussetzung der alten Gräfin wohl schon lange, seiner beliebten Morgenspaziergänge wegen. In der Regel kam er zum Frühstück schon mit irgend einer ländlichen Ueberraschung, manchmal auch mit einer erschreckenden, einem Maulwurf, einer Eule. Er war ein rüstiger Jäger. Auf den Stoppelfeldern, die es jetzt überall gab, waren die besten Trophäen frischgeschossene Rebhühner, die dann zum Frühstück oder zur Tafel bestimmt wurden. Nur das zweite Frühstück wurde gemeinschaftlich genommen. Das erste überließ man Jedem, wie er's Das Schloß stand im nächtlichen Dunkel. Die vom Mond beleuchtete Seite war derjenigen entgegengesetzt, die Martha bewohnte. Sie öffnete die Fenster ihres Zimmers. Es waren hohe stattliche Räume, in denen sie weilte. Plafonds und Wände waren theilweise mit Malereien geschmückt. Die Brust konnte sich in solchen Localitäten erweitern und ausdehnen. Die Schlafzimmer waren kleinere Cabinette, die regelmäßig neben den größeren angebracht waren. Durchgehends war das die Ordnung in den Flügeln. Diese hatten ihre eigenen Eingänge und Treppen, schmuckloser und nicht so stattlich wie das große Haupttreppenhaus, das im Mittelbau zur alten Gräfin führte. Die Verbindung stellte sich durch ringsumlaufende Corridore her. Ueberall tauchten nun die Lichter auf. Udo schlief nach der Voraussetzung der alten Gräfin wohl schon lange, seiner beliebten Morgenspaziergänge wegen. In der Regel kam er zum Frühstück schon mit irgend einer ländlichen Ueberraschung, manchmal auch mit einer erschreckenden, einem Maulwurf, einer Eule. Er war ein rüstiger Jäger. Auf den Stoppelfeldern, die es jetzt überall gab, waren die besten Trophäen frischgeschossene Rebhühner, die dann zum Frühstück oder zur Tafel bestimmt wurden. Nur das zweite Frühstück wurde gemeinschaftlich genommen. Das erste überließ man Jedem, wie er’s <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0033" n="27"/> <p> Das Schloß stand im nächtlichen Dunkel. Die vom Mond beleuchtete Seite war derjenigen entgegengesetzt, die Martha bewohnte. Sie öffnete die Fenster ihres Zimmers. Es waren hohe stattliche Räume, in denen sie weilte. Plafonds und Wände waren theilweise mit Malereien geschmückt. Die Brust konnte sich in solchen Localitäten erweitern und ausdehnen. Die Schlafzimmer waren kleinere Cabinette, die regelmäßig neben den größeren angebracht waren. Durchgehends war das die Ordnung in den Flügeln. Diese hatten ihre eigenen Eingänge und Treppen, schmuckloser und nicht so stattlich wie das große Haupttreppenhaus, das im Mittelbau zur alten Gräfin führte. Die Verbindung stellte sich durch ringsumlaufende Corridore her.</p> <p>Ueberall tauchten nun die Lichter auf. Udo schlief nach der Voraussetzung der alten Gräfin wohl schon lange, seiner beliebten Morgenspaziergänge wegen. In der Regel kam er zum Frühstück schon mit irgend einer ländlichen Ueberraschung, manchmal auch mit einer erschreckenden, einem Maulwurf, einer Eule. Er war ein rüstiger Jäger. Auf den Stoppelfeldern, die es jetzt überall gab, waren die besten Trophäen frischgeschossene Rebhühner, die dann zum Frühstück oder zur Tafel bestimmt wurden. Nur das zweite Frühstück wurde gemeinschaftlich genommen. Das erste überließ man Jedem, wie er’s </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0033]
Das Schloß stand im nächtlichen Dunkel. Die vom Mond beleuchtete Seite war derjenigen entgegengesetzt, die Martha bewohnte. Sie öffnete die Fenster ihres Zimmers. Es waren hohe stattliche Räume, in denen sie weilte. Plafonds und Wände waren theilweise mit Malereien geschmückt. Die Brust konnte sich in solchen Localitäten erweitern und ausdehnen. Die Schlafzimmer waren kleinere Cabinette, die regelmäßig neben den größeren angebracht waren. Durchgehends war das die Ordnung in den Flügeln. Diese hatten ihre eigenen Eingänge und Treppen, schmuckloser und nicht so stattlich wie das große Haupttreppenhaus, das im Mittelbau zur alten Gräfin führte. Die Verbindung stellte sich durch ringsumlaufende Corridore her.
Ueberall tauchten nun die Lichter auf. Udo schlief nach der Voraussetzung der alten Gräfin wohl schon lange, seiner beliebten Morgenspaziergänge wegen. In der Regel kam er zum Frühstück schon mit irgend einer ländlichen Ueberraschung, manchmal auch mit einer erschreckenden, einem Maulwurf, einer Eule. Er war ein rüstiger Jäger. Auf den Stoppelfeldern, die es jetzt überall gab, waren die besten Trophäen frischgeschossene Rebhühner, die dann zum Frühstück oder zur Tafel bestimmt wurden. Nur das zweite Frühstück wurde gemeinschaftlich genommen. Das erste überließ man Jedem, wie er’s
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/33 |
Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/33>, abgerufen am 16.07.2024. |