Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Behüte! rief der junge Mediciner. Er warf sich über die Sterbende und blies ihr seinen Athem in die Lungen. Er befahl, sie am entkleideten Körper zu reiben. Man entkleidete die nur durch die Schminke noch Lebende. Ach! jammerte das Volk. Das schöne, schöne Mädchen! Jede edle Form kam zum Vorschein. Der alte Althing hätte sich vor Rührung abgewendet. Diese Hand! Dieser Fuß! Der junge Arzt dachte dasselbe und freute sich über die Eroberung für den Secirtisch seiner Poliklinik. Bis auf Anstalt des liebevollen Wirths, der keine Leiche im Hause haben wollte, die Boten dieser Anstalt mit dem Korbe kamen, lag die mit so vielen Reizen Ausgestattete von Ab- und Zugehenden umstanden da. Man erfuhr, was nur die Müllern richtig deuten konnte. Beim ersten verdächtigen Gang in die Nacht, unter die verrätherischen Gasflammen, auf die offene Straße war ein Mann unter dem Rufe eines Wortes, das nicht wiederzugeben ist, gekommen, hatte die mit einer Andern, die entflohen war, Daherwandernde mit nervigter Hand theils hinterwärts am Nacken ergriffen, theils mit der andern gefurchten, magern, doch kräftigen Faust an der Kehle gewürgt und zu Boden gerissen. Der Schreck der so Ueberfallenen that das Uebrige. Ein Herzschlag tödtete sie. Der Thäter, Marloff, übergab sich selbst der Polizei und nannte den Namen seines Opfers und die Wohnung. Behüte! rief der junge Mediciner. Er warf sich über die Sterbende und blies ihr seinen Athem in die Lungen. Er befahl, sie am entkleideten Körper zu reiben. Man entkleidete die nur durch die Schminke noch Lebende. Ach! jammerte das Volk. Das schöne, schöne Mädchen! Jede edle Form kam zum Vorschein. Der alte Althing hätte sich vor Rührung abgewendet. Diese Hand! Dieser Fuß! Der junge Arzt dachte dasselbe und freute sich über die Eroberung für den Secirtisch seiner Poliklinik. Bis auf Anstalt des liebevollen Wirths, der keine Leiche im Hause haben wollte, die Boten dieser Anstalt mit dem Korbe kamen, lag die mit so vielen Reizen Ausgestattete von Ab- und Zugehenden umstanden da. Man erfuhr, was nur die Müllern richtig deuten konnte. Beim ersten verdächtigen Gang in die Nacht, unter die verrätherischen Gasflammen, auf die offene Straße war ein Mann unter dem Rufe eines Wortes, das nicht wiederzugeben ist, gekommen, hatte die mit einer Andern, die entflohen war, Daherwandernde mit nervigter Hand theils hinterwärts am Nacken ergriffen, theils mit der andern gefurchten, magern, doch kräftigen Faust an der Kehle gewürgt und zu Boden gerissen. Der Schreck der so Ueberfallenen that das Uebrige. Ein Herzschlag tödtete sie. Der Thäter, Marloff, übergab sich selbst der Polizei und nannte den Namen seines Opfers und die Wohnung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0296" n="290"/> Behüte! rief der junge Mediciner. Er warf sich über die Sterbende und blies ihr seinen Athem in die Lungen. Er befahl, sie am entkleideten Körper zu reiben. Man entkleidete die nur durch die Schminke noch Lebende. Ach! jammerte das Volk. Das schöne, schöne Mädchen! Jede edle Form kam zum Vorschein. Der alte Althing hätte sich vor Rührung abgewendet. Diese Hand! Dieser Fuß! Der junge Arzt dachte dasselbe und freute sich über die Eroberung für den Secirtisch seiner Poliklinik. Bis auf Anstalt des liebevollen Wirths, der keine Leiche im Hause haben wollte, die Boten dieser Anstalt mit dem Korbe kamen, lag die mit so vielen Reizen Ausgestattete von Ab- und Zugehenden umstanden da. Man erfuhr, was nur die Müllern richtig deuten konnte. Beim ersten verdächtigen Gang in die Nacht, unter die verrätherischen Gasflammen, auf die offene Straße war ein Mann unter dem Rufe eines Wortes, das nicht wiederzugeben ist, gekommen, hatte die mit einer Andern, die entflohen war, Daherwandernde mit nervigter Hand theils hinterwärts am Nacken ergriffen, theils mit der andern gefurchten, magern, doch kräftigen Faust an der Kehle gewürgt und zu Boden gerissen. Der Schreck der so Ueberfallenen that das Uebrige. Ein Herzschlag tödtete sie. Der Thäter, Marloff, übergab sich selbst der Polizei und nannte den Namen seines Opfers und die Wohnung.</p> </div> </body> </text> </TEI> [290/0296]
Behüte! rief der junge Mediciner. Er warf sich über die Sterbende und blies ihr seinen Athem in die Lungen. Er befahl, sie am entkleideten Körper zu reiben. Man entkleidete die nur durch die Schminke noch Lebende. Ach! jammerte das Volk. Das schöne, schöne Mädchen! Jede edle Form kam zum Vorschein. Der alte Althing hätte sich vor Rührung abgewendet. Diese Hand! Dieser Fuß! Der junge Arzt dachte dasselbe und freute sich über die Eroberung für den Secirtisch seiner Poliklinik. Bis auf Anstalt des liebevollen Wirths, der keine Leiche im Hause haben wollte, die Boten dieser Anstalt mit dem Korbe kamen, lag die mit so vielen Reizen Ausgestattete von Ab- und Zugehenden umstanden da. Man erfuhr, was nur die Müllern richtig deuten konnte. Beim ersten verdächtigen Gang in die Nacht, unter die verrätherischen Gasflammen, auf die offene Straße war ein Mann unter dem Rufe eines Wortes, das nicht wiederzugeben ist, gekommen, hatte die mit einer Andern, die entflohen war, Daherwandernde mit nervigter Hand theils hinterwärts am Nacken ergriffen, theils mit der andern gefurchten, magern, doch kräftigen Faust an der Kehle gewürgt und zu Boden gerissen. Der Schreck der so Ueberfallenen that das Uebrige. Ein Herzschlag tödtete sie. Der Thäter, Marloff, übergab sich selbst der Polizei und nannte den Namen seines Opfers und die Wohnung.
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/296>, abgerufen am 16.02.2025. |