Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.über Zwang und Vorurtheile, diese Ideenverbindung gab ihm einen Schwung, der im Stande war, auszurufen: Widersprüche ringsum! Incompatibilitäten! Hahaha! unterbrach er sich. Das Wort verstehen Sie nicht! La Rose! Er hört nicht. Ich erkläre Ihnen das halsbrechende Wort ein andermal! Der Kutscher fährt so schnell, sagte Helene wahrhaft angsterfüllt. Der Graf wurde immer wunderlicher. Denken Sie bei diesem Regen an die Verleumdung in der Welt, Fräulein! Wie das rinnt! Wie das fluthet! Und immer neue Wolken ziehen heran! Und die Nebel wallen, besonders die, die aus den Thälern nicht herauskönnen! O, wo doch Etwas noch vorhanden ist, eine Wahrheit, eine Liebe, sie muß entstellt werden! Glauben Sie nicht, Fräulein, schloß er dreist, daß es einmal heißen könnte: Sie würden meine rechtmäßig mir angetraute Gemahlin? Helene verstand diesen Humor nicht mehr. Er war zu diabolisch. Das Blut war dem rasend Verliebten in den Kopf gestiegen. Und demnach sprach er, wie geistesirr: Ruhe, Ruhe! Nein, zittern Sie nicht, Fräulein! Ich mißbrauche die Situation nicht! Ich bin nicht unedel! Aber - der Abgott meiner Seele bleiben Sie! Das ist gewiß! Und das Wort Scheidung spreche ich über Zwang und Vorurtheile, diese Ideenverbindung gab ihm einen Schwung, der im Stande war, auszurufen: Widersprüche ringsum! Incompatibilitäten! Hahaha! unterbrach er sich. Das Wort verstehen Sie nicht! La Rose! Er hört nicht. Ich erkläre Ihnen das halsbrechende Wort ein andermal! Der Kutscher fährt so schnell, sagte Helene wahrhaft angsterfüllt. Der Graf wurde immer wunderlicher. Denken Sie bei diesem Regen an die Verleumdung in der Welt, Fräulein! Wie das rinnt! Wie das fluthet! Und immer neue Wolken ziehen heran! Und die Nebel wallen, besonders die, die aus den Thälern nicht herauskönnen! O, wo doch Etwas noch vorhanden ist, eine Wahrheit, eine Liebe, sie muß entstellt werden! Glauben Sie nicht, Fräulein, schloß er dreist, daß es einmal heißen könnte: Sie würden meine rechtmäßig mir angetraute Gemahlin? Helene verstand diesen Humor nicht mehr. Er war zu diabolisch. Das Blut war dem rasend Verliebten in den Kopf gestiegen. Und demnach sprach er, wie geistesirr: Ruhe, Ruhe! Nein, zittern Sie nicht, Fräulein! Ich mißbrauche die Situation nicht! Ich bin nicht unedel! Aber – der Abgott meiner Seele bleiben Sie! Das ist gewiß! Und das Wort Scheidung spreche ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="20"/> über Zwang und Vorurtheile, diese Ideenverbindung gab ihm einen Schwung, der im Stande war, auszurufen: Widersprüche ringsum! Incompatibilitäten! Hahaha! unterbrach er sich. Das Wort verstehen Sie nicht! La Rose! Er hört nicht. Ich erkläre Ihnen das halsbrechende Wort ein andermal!</p> <p>Der Kutscher fährt so schnell, sagte Helene wahrhaft angsterfüllt. Der Graf wurde immer wunderlicher.</p> <p>Denken Sie bei diesem Regen an die Verleumdung in der Welt, Fräulein! Wie das rinnt! Wie das fluthet! Und immer neue Wolken ziehen heran! Und die Nebel wallen, besonders die, die aus den Thälern nicht herauskönnen! O, wo doch Etwas noch vorhanden ist, eine Wahrheit, eine Liebe, sie muß entstellt werden! Glauben Sie nicht, Fräulein, schloß er dreist, daß es einmal heißen könnte: Sie würden meine rechtmäßig mir angetraute Gemahlin?</p> <p>Helene verstand diesen Humor nicht mehr. Er war zu diabolisch. Das Blut war dem rasend Verliebten in den Kopf gestiegen. Und demnach sprach er, wie geistesirr:</p> <p>Ruhe, Ruhe! Nein, zittern Sie nicht, Fräulein! Ich mißbrauche die Situation nicht! Ich bin nicht unedel! Aber – der Abgott meiner Seele bleiben Sie! Das ist gewiß! Und das Wort Scheidung spreche ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0026]
über Zwang und Vorurtheile, diese Ideenverbindung gab ihm einen Schwung, der im Stande war, auszurufen: Widersprüche ringsum! Incompatibilitäten! Hahaha! unterbrach er sich. Das Wort verstehen Sie nicht! La Rose! Er hört nicht. Ich erkläre Ihnen das halsbrechende Wort ein andermal!
Der Kutscher fährt so schnell, sagte Helene wahrhaft angsterfüllt. Der Graf wurde immer wunderlicher.
Denken Sie bei diesem Regen an die Verleumdung in der Welt, Fräulein! Wie das rinnt! Wie das fluthet! Und immer neue Wolken ziehen heran! Und die Nebel wallen, besonders die, die aus den Thälern nicht herauskönnen! O, wo doch Etwas noch vorhanden ist, eine Wahrheit, eine Liebe, sie muß entstellt werden! Glauben Sie nicht, Fräulein, schloß er dreist, daß es einmal heißen könnte: Sie würden meine rechtmäßig mir angetraute Gemahlin?
Helene verstand diesen Humor nicht mehr. Er war zu diabolisch. Das Blut war dem rasend Verliebten in den Kopf gestiegen. Und demnach sprach er, wie geistesirr:
Ruhe, Ruhe! Nein, zittern Sie nicht, Fräulein! Ich mißbrauche die Situation nicht! Ich bin nicht unedel! Aber – der Abgott meiner Seele bleiben Sie! Das ist gewiß! Und das Wort Scheidung spreche ich
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/26>, abgerufen am 16.02.2025. |