Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Schritten, frechen, wie er's nannte, verführte - In meiner baldigen Eigenschaft als Gatte eines der schönsten Weiber der Welt, von Fräulein Edwina Marloff - Sie werden doch wohl davon gehört haben - einer natürlichen Tochter des verstorbenen Grafen Wilhelm Treuenfels, wird's noch ganz anders kommen! Wolny horchte nur immer. Er kannte die Verhältnisse, sprach aber nicht gern davon. Er wußte, daß sich die auffallende Erkaltung der alten Gräfin gegen Martha und die ganze Bildhauerfamilie auf die nicht länger verborgen gehaltene Existenz einer Edwina Marloff bezog. Es war wohl der massive Pflegevater gewesen, der mit dem zu erwartenden Schwiegersohne in Conflict gekommen war. Die Abfindung hat ja allerdings stattgefunden - gab Raimund prahlerisch zu. Aber - die Treuenfels sind doch enorm reich. Sie sollen noch tüchtig blechen! Es ist abscheulich, fiel ihm Wolny dann doch endlich in die Rede, so die Sache ewig wieder aufzurühren und eine anständige Familie, die das Ihrige in einer incorrecten Sache gethan hat, ewig zu beunruhigen! Warum gehorcht Ihre Verlobte nicht ihrem bürgerlich anerkannten Vater, der ein rechtschaffener Mann sein soll und für sie sorgen zu wollen erklärt hat? Auch jetzt schon, wie ich höre, ihr giebt! Warum geht sie -? Er unterbrach Schritten, frechen, wie er’s nannte, verführte – In meiner baldigen Eigenschaft als Gatte eines der schönsten Weiber der Welt, von Fräulein Edwina Marloff – Sie werden doch wohl davon gehört haben – einer natürlichen Tochter des verstorbenen Grafen Wilhelm Treuenfels, wird’s noch ganz anders kommen! Wolny horchte nur immer. Er kannte die Verhältnisse, sprach aber nicht gern davon. Er wußte, daß sich die auffallende Erkaltung der alten Gräfin gegen Martha und die ganze Bildhauerfamilie auf die nicht länger verborgen gehaltene Existenz einer Edwina Marloff bezog. Es war wohl der massive Pflegevater gewesen, der mit dem zu erwartenden Schwiegersohne in Conflict gekommen war. Die Abfindung hat ja allerdings stattgefunden – gab Raimund prahlerisch zu. Aber – die Treuenfels sind doch enorm reich. Sie sollen noch tüchtig blechen! Es ist abscheulich, fiel ihm Wolny dann doch endlich in die Rede, so die Sache ewig wieder aufzurühren und eine anständige Familie, die das Ihrige in einer incorrecten Sache gethan hat, ewig zu beunruhigen! Warum gehorcht Ihre Verlobte nicht ihrem bürgerlich anerkannten Vater, der ein rechtschaffener Mann sein soll und für sie sorgen zu wollen erklärt hat? Auch jetzt schon, wie ich höre, ihr giebt! Warum geht sie –? Er unterbrach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="223"/> Schritten, frechen, wie er’s nannte, verführte – In meiner baldigen Eigenschaft als Gatte eines der schönsten Weiber der Welt, von Fräulein Edwina Marloff – Sie werden doch wohl davon gehört haben – einer natürlichen Tochter des verstorbenen Grafen Wilhelm Treuenfels, wird’s noch ganz anders kommen!</p> <p>Wolny horchte nur immer. Er kannte die Verhältnisse, sprach aber nicht gern davon. Er wußte, daß sich die auffallende Erkaltung der alten Gräfin gegen Martha und die ganze Bildhauerfamilie auf die nicht länger verborgen gehaltene Existenz einer Edwina Marloff bezog. Es war wohl der massive Pflegevater gewesen, der mit dem zu erwartenden Schwiegersohne in Conflict gekommen war.</p> <p>Die Abfindung hat ja allerdings stattgefunden – gab Raimund prahlerisch zu. Aber – die Treuenfels sind doch enorm reich. Sie sollen noch tüchtig blechen!</p> <p>Es ist abscheulich, fiel ihm Wolny dann doch endlich in die Rede, so die Sache ewig wieder aufzurühren und eine anständige Familie, die das Ihrige in einer incorrecten Sache gethan hat, ewig zu beunruhigen! Warum gehorcht Ihre Verlobte nicht ihrem bürgerlich anerkannten Vater, der ein rechtschaffener Mann sein soll und für sie sorgen zu wollen erklärt hat? Auch jetzt schon, wie ich höre, ihr giebt! Warum geht sie –? Er unterbrach </p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0229]
Schritten, frechen, wie er’s nannte, verführte – In meiner baldigen Eigenschaft als Gatte eines der schönsten Weiber der Welt, von Fräulein Edwina Marloff – Sie werden doch wohl davon gehört haben – einer natürlichen Tochter des verstorbenen Grafen Wilhelm Treuenfels, wird’s noch ganz anders kommen!
Wolny horchte nur immer. Er kannte die Verhältnisse, sprach aber nicht gern davon. Er wußte, daß sich die auffallende Erkaltung der alten Gräfin gegen Martha und die ganze Bildhauerfamilie auf die nicht länger verborgen gehaltene Existenz einer Edwina Marloff bezog. Es war wohl der massive Pflegevater gewesen, der mit dem zu erwartenden Schwiegersohne in Conflict gekommen war.
Die Abfindung hat ja allerdings stattgefunden – gab Raimund prahlerisch zu. Aber – die Treuenfels sind doch enorm reich. Sie sollen noch tüchtig blechen!
Es ist abscheulich, fiel ihm Wolny dann doch endlich in die Rede, so die Sache ewig wieder aufzurühren und eine anständige Familie, die das Ihrige in einer incorrecten Sache gethan hat, ewig zu beunruhigen! Warum gehorcht Ihre Verlobte nicht ihrem bürgerlich anerkannten Vater, der ein rechtschaffener Mann sein soll und für sie sorgen zu wollen erklärt hat? Auch jetzt schon, wie ich höre, ihr giebt! Warum geht sie –? Er unterbrach
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