Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

pflichtentreues, ewig unbelohntes! Nur Andern gehörte es! O, immer nur arbeiten, immer nur Geld schaffen, niemals zärtlicher Dank, niemals sanfte gütige, fürsorgliche Liebe, Alles ein ewiges Muß! Muß! Gieb! Gieb! O, das läßt die Waagschale im Urtheil hoch, hoch für ihn steigen! Du Aermster! Du Aermster!

Man mußte den Weinenden trösten. Bei Alledem hatte der treue Freund schon den Ueberrock angezogen. Alle Andern brachen auf.

Sein Wagen mußte angespannt werden. Ottomar sollte ihn begleiten.

Jetzt bekommen Sie eine Anstellung, die Sie vorläufig vom Staate frei macht, sagte er zu diesem, denn wer anders, als ich, kann sich der Familie annehmen! Luzius hinterläßt kein Vermögen! Seine Geschäfte müssen abgewickelt werden! Das geht langsam! Ich bin Nachlaßverwalter! Das war gegenseitig abgemacht! Ich übertrage Alles Ihnen und erwarte, daß Sie nicht unter jährlich 2000 Thaler für sich liquidiren - Das dauert drei Jahre! Bis dahin ist die Advokatur freigegeben!

Ottomar, auf's Tiefste erschüttert, begleitete Schindler im Wagen an den Schreckensort, in die Arbeitsstube, wo Raschke den Unglücklichen an einem der höchsten und festesten seiner Riegel aufgehängt gefunden hatte. Alle Wieder-

pflichtentreues, ewig unbelohntes! Nur Andern gehörte es! O, immer nur arbeiten, immer nur Geld schaffen, niemals zärtlicher Dank, niemals sanfte gütige, fürsorgliche Liebe, Alles ein ewiges Muß! Muß! Gieb! Gieb! O, das läßt die Waagschale im Urtheil hoch, hoch für ihn steigen! Du Aermster! Du Aermster!

Man mußte den Weinenden trösten. Bei Alledem hatte der treue Freund schon den Ueberrock angezogen. Alle Andern brachen auf.

Sein Wagen mußte angespannt werden. Ottomar sollte ihn begleiten.

Jetzt bekommen Sie eine Anstellung, die Sie vorläufig vom Staate frei macht, sagte er zu diesem, denn wer anders, als ich, kann sich der Familie annehmen! Luzius hinterläßt kein Vermögen! Seine Geschäfte müssen abgewickelt werden! Das geht langsam! Ich bin Nachlaßverwalter! Das war gegenseitig abgemacht! Ich übertrage Alles Ihnen und erwarte, daß Sie nicht unter jährlich 2000 Thaler für sich liquidiren – Das dauert drei Jahre! Bis dahin ist die Advokatur freigegeben!

Ottomar, auf’s Tiefste erschüttert, begleitete Schindler im Wagen an den Schreckensort, in die Arbeitsstube, wo Raschke den Unglücklichen an einem der höchsten und festesten seiner Riegel aufgehängt gefunden hatte. Alle Wieder-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0209" n="203"/>
pflichtentreues, ewig unbelohntes! Nur Andern gehörte es! O, immer nur arbeiten, immer nur Geld schaffen, niemals zärtlicher Dank, niemals sanfte gütige, fürsorgliche Liebe, Alles ein ewiges Muß! Muß! Gieb! Gieb! O, das läßt die Waagschale im Urtheil hoch, hoch für ihn steigen! Du Aermster! Du Aermster!</p>
        <p>Man mußte den Weinenden trösten. Bei Alledem hatte der treue Freund schon den Ueberrock angezogen. Alle Andern brachen auf.</p>
        <p>Sein Wagen mußte angespannt werden. Ottomar sollte ihn begleiten.</p>
        <p>Jetzt bekommen Sie eine Anstellung, die Sie vorläufig vom Staate frei macht, sagte er zu diesem, denn wer anders, als ich, kann sich der Familie annehmen! Luzius hinterläßt kein Vermögen! Seine Geschäfte müssen abgewickelt werden! Das geht langsam! Ich bin Nachlaßverwalter! Das war gegenseitig abgemacht! Ich übertrage Alles Ihnen und erwarte, daß Sie nicht unter jährlich 2000 Thaler für sich liquidiren &#x2013; Das dauert drei Jahre! Bis dahin ist die Advokatur freigegeben!</p>
        <p>Ottomar, auf&#x2019;s Tiefste erschüttert, begleitete Schindler im Wagen an den Schreckensort, in die Arbeitsstube, wo Raschke den Unglücklichen an einem der höchsten und festesten seiner Riegel aufgehängt gefunden hatte. Alle Wieder-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0209] pflichtentreues, ewig unbelohntes! Nur Andern gehörte es! O, immer nur arbeiten, immer nur Geld schaffen, niemals zärtlicher Dank, niemals sanfte gütige, fürsorgliche Liebe, Alles ein ewiges Muß! Muß! Gieb! Gieb! O, das läßt die Waagschale im Urtheil hoch, hoch für ihn steigen! Du Aermster! Du Aermster! Man mußte den Weinenden trösten. Bei Alledem hatte der treue Freund schon den Ueberrock angezogen. Alle Andern brachen auf. Sein Wagen mußte angespannt werden. Ottomar sollte ihn begleiten. Jetzt bekommen Sie eine Anstellung, die Sie vorläufig vom Staate frei macht, sagte er zu diesem, denn wer anders, als ich, kann sich der Familie annehmen! Luzius hinterläßt kein Vermögen! Seine Geschäfte müssen abgewickelt werden! Das geht langsam! Ich bin Nachlaßverwalter! Das war gegenseitig abgemacht! Ich übertrage Alles Ihnen und erwarte, daß Sie nicht unter jährlich 2000 Thaler für sich liquidiren – Das dauert drei Jahre! Bis dahin ist die Advokatur freigegeben! Ottomar, auf’s Tiefste erschüttert, begleitete Schindler im Wagen an den Schreckensort, in die Arbeitsstube, wo Raschke den Unglücklichen an einem der höchsten und festesten seiner Riegel aufgehängt gefunden hatte. Alle Wieder-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/209
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/209>, abgerufen am 23.11.2024.