Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Flamme im Ofen, brannten die milchweißen Gasglaskugeln im Zimmer, über einer Spiritusflamme stand eine Theemaschine. Es galt die Bereitung eines an Amerika erinnernden Sherry-Punsches. Bester, fuhr er in dem stillgelegenen unbelauschten Zimmer fort, ist denn das nicht gradezu ein Wunder, daß Sie mich, den Sie wie eine Stecknadel suchten, bei dem Manne antrafen, der Ihnen im Suchen helfen sollte? Ist denn ein solches Wunder schon an sich nicht werth, daß man alle: Hätte nicht - und Wäre doch - und dergleichen schöne, nach zwanzig Jahren verjährte Klagen über Bord wirft und sich einfach an die Thatsache hält: Was für ein prächtiger Kerl ist aus Ihnen geworden! Lassen Sie doch den Alten da im Hospital grau werden, wenn er's nicht schon ist, und grämeln - ich habe die Aufsicht über solche Spitäler, die uns einige brave reiche Bürger gegründet haben - und ich werde auch etwas dergleichen hinterlassen - aber die Leute da kommen nicht aus ihren gewohnten Ideengängen heraus. Das grämliche Alter wählt sich immer denselben Weg und redet nicht gern mehr als grade nöthig ist. Lassen Sie den Steckbrief in dem Amtsblatt, das in hundert Butterkellern verbraucht ist, ruhig vermodern! Auf der königlichen Bibliothek wird noch ein Exemplar zu finden sein. Sonst herrscht ja eine wahre Makulirungswuth bei allen Flamme im Ofen, brannten die milchweißen Gasglaskugeln im Zimmer, über einer Spiritusflamme stand eine Theemaschine. Es galt die Bereitung eines an Amerika erinnernden Sherry-Punsches. Bester, fuhr er in dem stillgelegenen unbelauschten Zimmer fort, ist denn das nicht gradezu ein Wunder, daß Sie mich, den Sie wie eine Stecknadel suchten, bei dem Manne antrafen, der Ihnen im Suchen helfen sollte? Ist denn ein solches Wunder schon an sich nicht werth, daß man alle: Hätte nicht – und Wäre doch – und dergleichen schöne, nach zwanzig Jahren verjährte Klagen über Bord wirft und sich einfach an die Thatsache hält: Was für ein prächtiger Kerl ist aus Ihnen geworden! Lassen Sie doch den Alten da im Hospital grau werden, wenn er’s nicht schon ist, und grämeln – ich habe die Aufsicht über solche Spitäler, die uns einige brave reiche Bürger gegründet haben – und ich werde auch etwas dergleichen hinterlassen – aber die Leute da kommen nicht aus ihren gewohnten Ideengängen heraus. Das grämliche Alter wählt sich immer denselben Weg und redet nicht gern mehr als grade nöthig ist. Lassen Sie den Steckbrief in dem Amtsblatt, das in hundert Butterkellern verbraucht ist, ruhig vermodern! Auf der königlichen Bibliothek wird noch ein Exemplar zu finden sein. Sonst herrscht ja eine wahre Makulirungswuth bei allen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="194"/> Flamme im Ofen, brannten die milchweißen Gasglaskugeln im Zimmer, über einer Spiritusflamme stand eine Theemaschine. Es galt die Bereitung eines an Amerika erinnernden Sherry-Punsches. Bester, fuhr er in dem stillgelegenen unbelauschten Zimmer fort, ist denn das nicht gradezu ein Wunder, daß Sie mich, den Sie wie eine Stecknadel suchten, bei dem Manne antrafen, der Ihnen im Suchen helfen sollte? Ist denn ein solches Wunder schon an sich nicht werth, daß man alle: Hätte nicht – und Wäre doch – und dergleichen schöne, nach zwanzig Jahren verjährte Klagen über Bord wirft und sich einfach an die Thatsache hält: Was für ein prächtiger Kerl ist aus Ihnen geworden! Lassen Sie doch den Alten da im Hospital grau werden, wenn er’s nicht schon ist, und grämeln – ich habe die Aufsicht über solche Spitäler, die uns einige brave reiche Bürger gegründet haben – und ich werde auch etwas dergleichen hinterlassen – aber die Leute da kommen nicht aus ihren gewohnten Ideengängen heraus. Das grämliche Alter wählt sich immer denselben Weg und redet nicht gern mehr als grade nöthig ist. Lassen Sie den Steckbrief in dem Amtsblatt, das in hundert Butterkellern verbraucht ist, ruhig vermodern! Auf der königlichen Bibliothek wird noch ein Exemplar zu finden sein. Sonst herrscht ja eine wahre Makulirungswuth bei allen </p> </div> </body> </text> </TEI> [194/0200]
Flamme im Ofen, brannten die milchweißen Gasglaskugeln im Zimmer, über einer Spiritusflamme stand eine Theemaschine. Es galt die Bereitung eines an Amerika erinnernden Sherry-Punsches. Bester, fuhr er in dem stillgelegenen unbelauschten Zimmer fort, ist denn das nicht gradezu ein Wunder, daß Sie mich, den Sie wie eine Stecknadel suchten, bei dem Manne antrafen, der Ihnen im Suchen helfen sollte? Ist denn ein solches Wunder schon an sich nicht werth, daß man alle: Hätte nicht – und Wäre doch – und dergleichen schöne, nach zwanzig Jahren verjährte Klagen über Bord wirft und sich einfach an die Thatsache hält: Was für ein prächtiger Kerl ist aus Ihnen geworden! Lassen Sie doch den Alten da im Hospital grau werden, wenn er’s nicht schon ist, und grämeln – ich habe die Aufsicht über solche Spitäler, die uns einige brave reiche Bürger gegründet haben – und ich werde auch etwas dergleichen hinterlassen – aber die Leute da kommen nicht aus ihren gewohnten Ideengängen heraus. Das grämliche Alter wählt sich immer denselben Weg und redet nicht gern mehr als grade nöthig ist. Lassen Sie den Steckbrief in dem Amtsblatt, das in hundert Butterkellern verbraucht ist, ruhig vermodern! Auf der königlichen Bibliothek wird noch ein Exemplar zu finden sein. Sonst herrscht ja eine wahre Makulirungswuth bei allen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/200>, abgerufen am 16.02.2025. |